Es ist der Tag nach den Präsidentschaftswahlen. Hier in Philadelphia wurden einst die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung beschlossen. Jetzt ist Pennsylvania einer der Staaten, auf die Amerika und die ganze Welt blicken. Eine nervenaufreibende Hängepartie, weil noch immer Stimmen ausgezählt werden und noch kein Sieger feststeht.
Philadelphia, Pennsylvania
Bürger aus Philadelphia:
"Es ist irgendwie verrückt. Es hieß ja, dass es dazu kommen würde, aber ich glaube niemand hat wirklich geglaubt, dass wir hier immer noch sitzen und versuchen würden herauszufinden, wer der nächste Präsident sein wird."
"Ich verstehe dieses Land einfach überhaupt nicht. Es hätte ein klarer Sieg für Joe Biden sein sollen - finde ich. Das wird es auch sein – glaube ich. Aber die Tatsache, dass so viele Menschen den Mann unterstützen, der uns während der Coronakrise nicht geführt hat, ist empörend."
"Ich hoffe, Trump akzeptiert die Ergebnisse, wenn er nicht der Sieger ist. Es wird einfach Zeit- und Geldverschwendung sein und mehr Verwirrung stiften, wenn er es vor Gericht bringt. Wir haben alle seine Lügen satt. Das Problem ist, Trump ist ein CEO und er behandelt Amerika als sei es ein Unternehmen."
"Die gute Nachricht ist: Wir haben abgestimmt. Das ist die beste Nachricht von allen. Die schlechte Nachricht ist, dass es eine Weile dauern wird, bis wir herausfinden wer gewonnen hat. Das ist in Ordnung. Wir werden das durchstehen. Wir haben viel Schlimmeres durchgemacht."
Zur gleichen Zeit, etwa 1300 Kilometer weiter westlich, in Milwaukee, Wisconsin. Der Staat wurde Joe Biden zugesprochen, auch wenn das Ergebnis mit rund 20.000 Stimmen Vorsprung sehr knapp war. Doch US-Präsident Trump zweifelt die Ergebnisse an – und will eine Nachzählung beantragen.
Milwaukee, Wisconsin
Bürger aus Milwaukee:
"So ist er (Trump) eben. Ich glaube nicht, dass er ein fairer Verlierer sein wird. Ich hoffe, er wird nicht gewinnen. Aber ich glaube, er ist einfach vom Typ her jemand, der eine Niederlage nicht akzeptiert – egal, welches Spiel er spielt."
"Nun, er hat jedes Recht, alle Hilfsmittel auszuschöpfen. Für mich gehört das Beantragen einer Nachzählung immer noch zum friedlichen Machtwechsel. Es wurden keine Städte niedergebrannt, die Fenster sind intakt – also, ich finde eine Nachzählung angemessen nach so einer Wahl."
"Ich glaube, Hillary hat 2016 auch um eine Nachzählung in Wisconsin gebeten. Es ist also nicht ganz ungewöhnlich. Aber mein Problem mit Donald Trump ist in erster Linie der Ton. Er ist noch der Präsident der Vereinigten Staaten – und sein Tonfall ist der eines Zehnjährigen."
"Ich habe Biden gewählt, also bin ich gerade ganz glücklich. Aber es ist irgendwie verrückt, diese Spaltung, die wir erleben – und die möglichen Reaktionen, die es geben wird, egal wer gewinnt."
Noch immer ist unklar, wer die Wahl gewonnen hat – und auch danach könnte sich der Prozess wegen Neuauszählungen und Anfechtungen von beiden Seiten noch lange hinziehen.