Nach Hackerangriff auf Pipelines US-Regierung warnt vor Benzin-Hamsterkäufen

Ein Cyberangriff legt in den USA noch immer die Treibstoffversorgung lahm, einigen Tankstellen ging zuletzt der Sprit aus. Energieministerin Granholm rät nun dringend von Panikkäufen ab.
Großer Andrang an einer Tankstelle in Georgia

Großer Andrang an einer Tankstelle in Georgia

Foto: ERIK S. LESSER / EPA

»Wir haben Benzin, wir müssen es nur zu den richtigen Orten bringen«: US-Energieministerin Jennifer Granholm hat nach dem Cyberangriff auf die größte Benzinpipeline des Landes an die Bürger appelliert, von Hamsterkäufen abzusehen.

»Die nächsten Tage werden herausfordernd sein«, sagte Granholm am Dienstag (Ortszeit). Die Lage werde sich aber bald wieder normalisieren, es gebe keinen Mangel an Kraftstoff. Die Regierung hatte wegen des Hackerangriffs am Montag den regionalen Notstand verhängt. Dies solle »den sofortigen Transport von Benzin, Diesel, Kerosin und anderen Erdölprodukten« sicherzustellen, erklärte das US-Transportministerium.

Spritpreise auf höchstem Stand seit 2014

Zuletzt hatte es an den Tankstellen in Teilen der USA großen Andrang gegeben. Laut der Marktanalysefirma Gasbuddy nahmen Versorgungsengpässe wegen des Ausfalls der Pipeline zu. In Atlanta etwa hätten rund 20 Prozent der Tankstellen zuletzt kein Benzin gehabt. Auch andernorts gab es demnach teilweise leere Zapfsäulen. Die Knappheit hat die Spritpreise in den USA auf den höchsten Stand seit 2014 getrieben.

Die gestiegenen Rohöl- und Benzinpreise könnten laut der Nachrichtenagentur Reuters womöglich auch an deutschen Tankstellen spürbar werden. Dem Wirtschaftsdatendienst Refinitiv zufolge haben sich europäische Energiehändler mindestens sechs Tankschiffe gesichert, um Benzin in die USA zu liefern.

Der Pipelinebetreiber Colonial will die Leitungen bis Ende der Woche wieder weitgehend zum Normalbetrieb zurückbringen. Das Unternehmen transportiert etwa 45 Prozent aller an der Ostküste verbrauchten Kraftstoffe. Jeden Tag fließen mehr als 2,5 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) an Benzin, Diesel, Kerosin und anderen Erdölprodukten durch die Rohrleitungen des Unternehmens. Colonial ist damit der größte Pipelinebetreiber in den USA.

Die Firma hatte Ende vergangener Woche nach eigenen Angaben bestimmte Systeme nach einer Cyberattacke vom Netz genommen, um die Bedrohung einzudämmen. In der Folge sei der Betrieb der Pipeline komplett zum Erliegen gekommen. Die Hacker setzten offenbar eine Erpressungssoftware ein.

Die US-Regierung teilte zuletzt mit, sie habe keine Informationen dazu, ob Colonial den Erpressern ein Lösegeld gezahlt habe. Momentan sei von einem »kriminellen Akt« auszugehen. Es würden aber alle Hinweise geprüft, auch mit Blick auf eine mögliche Verwicklung staatlicher Akteure.

fek/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren