Hochstapler im US-Kongress Ethikausschuss durchleuchtet Verhalten von George Santos

Sein bizarr geschönter Lebenslauf hat nun Konsequenzen: George Santos wird vom Ethikausschuss des US-Kongresses unter die Lupe genommen. Ein Toprepublikaner deutet deswegen bereits ein Abrücken seiner Partei von Santos an.
George Santos (am 25. Januar)

George Santos (am 25. Januar)

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MICHAEL REYNOLDS / EPA

Der wegen falscher Angaben zu seiner Person in die Kritik geratene US-Abgeordnete George Santos wird vom Ethik-Ausschuss des Repräsentantenhauses unter die Lupe genommen. Das sagte der Vorsitzende der Parlamentskammer, der Republikaner Kevin McCarthy, am Dienstag CNN . Wenn der Ausschuss etwas finde, werde man tätig werden, sagte McCarthy demnach mit Blick auf Santos' politische Zukunft im Kongress. »Es gibt Fragen. Ich erwarte, dass sie beantwortet werden.«

Santos soll große Teile seines Lebenslaufes erfunden haben – unter anderem Angaben zu seinem beruflichen Werdegang und seiner Herkunft. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass das FBI offenbar gegen den Abgeordneten aus dem Bundesstaat New York wegen der mutmaßlichen Veruntreuung von Spendengeldern ermittelt.

Die Ermittler gehen nach übereinstimmenden Berichten mehrerer US-Medien Vorwürfen nach, wonach Santos Geld veruntreut haben soll, das er für den kranken Hund eines Marine-Veteranen im Internet gesammelt hatte. Der Veteran, Richard Osthoff, habe US-Medien gesagt, er habe dem FBI Informationen übergeben, die in Bezug zu dem Geld stünden. Darunter seien etwa auch Textnachrichten gewesen, die Osthoff mit Santos ausgetauscht habe.

Der 34-Jährige war bei den Kongresswahlen im November erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt worden. Die Zeitung »New York Times« nahm daraufhin Santos’ Lebenslauf unter die Lupe. So behauptete er etwa, ein »erfahrener Investor an der Wall Street« gewesen zu sein. Auf Anfrage der Zeitung teilten jedoch angebliche Arbeitgeber mit, Santos sei nie bei ihnen beschäftigt gewesen. Auch seinen Universitätsabschluss konnte die Zeitung nicht verifizieren.

Lebenslauf »beschönigt«

Santos wurde zudem vorgeworfen, er habe die Öffentlichkeit über seine Familiengeschichte und einen angeblichen jüdischen Hintergrund getäuscht. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm daraufhin im Dezember Ermittlungen auf. In einem Interview räumte der Republikaner ein, er habe seinen Lebenslauf »beschönigt«.

Trotz wiederholter Rücktrittsforderungen hat Santos einen solchen Schritt bisher ausgeschlossen. Er gab jedoch seine Posten in verschiedenen Ausschüssen auf. Nach jüngsten Umfragen finden 78 Prozent der Wähler in seinem New Yorker Wahlkreis, dass Santos zurücktreten solle. Sollte er seinen Sitz räumen, könnten die Republikaner in Nachwahlen den in der jüngeren Vergangenheit eher demokratisch geprägten Wahlkreis verlieren. Damit würde die äußerst knappe Mehrheit, über die sie seit Januar im Repräsentantenhaus verfügen, noch kleiner werden.

sol/dpa
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