Vorwahl in New Hampshire Jeder gegen jeden

Pete Buttigieg hat auch in New Hampshire gute Chancen, ein starkes Ergebnis einzufahren
Foto:WIN MCNAMEE/ AFP
Wahlkampf in Amerika, das ist auch Glanz und Glamour. Plötzlich steht Kevin Costner auf der Bühne der Highschool in Exeter, New Hampshire. Der Schauspieler ist extra hierhergekommen, um seinen Lieblingskandidaten zu unterstützen. "Ich wähle Pete Buttigieg", ruft er der Menge zu.
Dann springt Buttigieg auf die Bühne, weißes Hemd, hochgekrempelte Ärmel. Er schießt gegen Donald Trump: "Es wird Zeit, dass wir einen Präsidenten bekommen, der den Leuten nicht jeden Morgen den Blutdruck hochtreibt", sagt er. "Es muss Schluss sein mit dem Chaos, mit der Korruption, mit den Tweets." Die Menschen in der Halle jubeln.
Nach dem Debakel in Iowa ist der Vorwahlzirkus der Demokraten in New Hampshire angekommen. In dem nordöstlichen Bundesstaat könnte am Dienstag eine Vorentscheidung darüber fallen, welche der Bewerber und Bewerberinnen weiter Chancen auf die Nominierung der Demokraten haben - und wer möglicherweise bald aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausscheiden muss.
Linke gegen Rechte, Alte gegen Junge, Frauen gegen Männer
Wohin will die Partei? Kann der Moderate Buttigieg hier wieder punkten? Oder setzt sich der Linke Bernie Sanders durch? Und was wird aus den anderen Kandidaten, aus Joe Biden, Amy Klobuchar und Elizabeth Warren?
Jeder gegen jeden, lautet jetzt die Parole. Linke gegen Rechte, Alte gegen Junge, Frauen gegen Männer. Buttigieg ist in New Hampshire in einer guten Position, Umfragen sehen ihn im Bereich um 20 Prozent. Biden hingegen, der frühere Vizepräsident, muss zittern. In Iowa kam er lediglich auf 15 Prozent, in New Hampshire liegt er laut Erhebungen bei nur noch elf Prozent.
Gelingt ihm in New Hampshire nicht wenigstens ein Achtungserfolg, könnte seiner Kandidatur schon bald die Luft ausgehen - und das Geld der Sponsoren. Ähnliches gilt für Amy Klobuchar, die neben Biden und Buttigieg ebenfalls im moderaten Lager nach Anhängern sucht und hofft, den Anschluss an die Spitze halten zu können.
Biden attackiert Buttigieg
Buttigieg scheint vor allem für jene gemäßigten Demokraten zu einer interessanten Wahl zu werden, denen Biden mit seinen 77 Jahren als zu alt erscheint. Der Ex-Bürgermeister der Stadt South Bend im Mittleren Westen der USA wirkt wie das genaue Gegenteil von Biden: Er ist jung, ein neues Gesicht - und vor allem nicht Teil des Washingtoner Establishments.
Kein Wunder, dass Biden versucht, den Konkurrenten einzufangen. In einem neuen Werbespot macht sich sein Team über Buttigiegs‘ mangelnde Erfahrung auf der großen politischen Bühne lustig. Tenor des Spots: Während Biden als früherer Vizepräsident die Weltpolitik bestens kennt, hat es Buttigieg als Bürgermeister gerade einmal geschafft, eine neue Brückenbeleuchtung durchzusetzen.
Auf dem linken Flügel der Demokraten kann vor allem Bernie Sanders in New Hampshire auf einen Erfolg hoffen. In Iowa ging er nach dem komplizierten Auszählungsverfahren auf Platz zwei hinter Buttigieg durchs Ziel. Nun sehen ihn Umfragen in New Hampshire auf Platz eins mit 28 Prozent.
Sanders versucht es mit einem Potpourri seiner beliebtesten politischen Forderungen
Bis zur letzten Minute kämpft er jetzt um jede Stimme. Sanders steht auf einer Laderampe hinter einer Shoppingmall am Rande der Stadt Nashua und spricht zu seinen Anhängern. Zwischen Müllcontainern und tiefen Pfützen lauschen fast 300 vor allem junge Bernie-Fans den Worten ihres Idols. Die Stimmung ist prächtig. Als Sanders sagt: "Ich danke euch", schallt es zurück: "Wir danken dir!".

Bernie Sanders wird im Wahlkampf auch von der linken Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez unterstützt
Foto: MIKE SEGAR/ REUTERSDer selbst erklärte demokratische Sozialist gibt dem Publikum, was es hören will - ein Potpourri seiner beliebtesten politischen Forderungen:
Er werde die Gier und die Korruption der großen Pharmakonzerne bekämpfen.
Er werde die großen Banken an der Wall Street zerlegen.
Und er werde die obszönen Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich verringern, ruft Sanders.
Zugeständnisse an den moderaten Flügel der Partei macht Sanders nicht. Er setzt auf die Mobilisierung seiner linken Anhängerschaft. Sanders weiß, dass er derzeit keine Anhänger von Konkurrenten wie Buttigieg oder Biden zu sich herüberziehen wird. Umso entscheidender ist es, dass die eigenen Leute zur Wahl gehen.
Das ist nicht nur wichtig, um bei den Vorwahlen vorn zu landen. Sanders braucht eine hohe Wahlbeteiligung, um weiter behaupten zu können, mit seiner Linie werde er Trump schlagen. Seine Konkurrenten werfen ihm vor, er vergraule mit seinen Positionen die moderaten Republikaner, die bei den Kongresswahlen 2018 aus Widerwillen gegen den Kurs des Präsidenten für demokratische Kandidaten gestimmt haben. Sanders hält dem entgegen, er mobilisiere dafür die linken Wähler, die Hillary Clinton vor vier Jahren zur Mehrheit gefehlt hätten.
Wie geht es weiter für Elizabeth Warren?
Iowa war aus dieser Sicht ein Misserfolg für ihn. Zwar behauptete er bei einer TV-Debatte am vergangenen Freitag, der Anteil der jungen Wähler sei stark gestiegen. Als die Moderatorin darauf hinwies, dass die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2016 sogar leicht gesunken sei, konnte Sanders nichts entgegnen.
So kompromisslos er inhaltlich ist , so hart greift er auch seine Gegner bei den Demokraten an. Er lasse sich den Wahlkampf nicht von Milliardären finanzieren, sagt er. Dagegen hätten Buttigieg und Biden "Dutzende und Dutzende Milliardäre" unter ihren Unterstützern. Es müsse Schluss sein mit der "Obszönität des korrupten politischen Systems, in dem Milliardäre Wahlen kaufen können".
Die Konkurrenten aus der Mitte der Partei sind zwar die Zielscheibe seiner Kritik, aber Sanders hat vor allem eine wichtige Mitbewerberin im Auge: Die ebenfalls zum linken Parteiflügel zählende Senatorin Elizabeth Warren hat in Iowa trotz eines massiven Einsatzes von Geld und Helfern überraschend schlecht abgeschnitten. Falls Sanders sie auch in New Hampshire klar hinter sich lässt, könnte Warrens Griff nach der Kandidatur schneller beendet sein als erwartet.