US-Präsidentschaftswahl in Arizona Selbst Republikaner wollen Betrugsvorwürfe nicht weiter prüfen

Bilder aus dem Wahlkampf 2020: Trump-Anhänger jubeln dem damaligen US-Präsidenten zu
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60 Tage sollte es dauern, die Stimmen der US-Präsidentschaftswahl 2020 im Maricopa County erneut auszuzählen. 100 Tage später hat die selbst ernannte Prüfungskommission im größten Landkreis des Bundesstaats Arizona immer noch keinen Wahlbetrug gefunden – dafür aber die Nerven der lokalen Politiker überstrapaziert.
»Wenn ihr bis jetzt noch nicht festgestellt habt, dass die Wahl in Maricopa frei, fair und sauber war, weiß ich nicht, ob ihr es je werdet«, schrieb Jack Sellers, Vorsitzender des Maricopa County Aufsichtsgremiums. In dem öffentlichen Brief erteilte Sellers einer Vorladung im Zuge der erneuten Überprüfung der Wahlzettel aus dem November eine Absage.
»Es ist jetzt August 2021. Die Wahl im November 2020 ist vorbei«, schrieb Sellers. Man habe keine Zeit für »Reisen ins Nimmerland«. Seit Monaten behaupten Donald Trump und einige seiner Anhänger, dass die Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr »gestohlen« worden sei.
Trump-getreue Republikaner setzen auf »Cyber Ninjas« – bislang ohne Erfolg
Im Bundesstaat Arizona gehen die Vorwürfe besonders weit. 270.000 Stimmen sollen allein in Maricopa County nicht gezählt worden sein, heißt es aus dem Trump-Lager. Nur beweisen konnte das bislang niemand.
Maricopa County war bei der Wahl knapp an Joe Biden gegangen, außerdem hatte sich der Demokrat Mark Kelly dort bei der Senatswahl durchgesetzt. Vertreter der Republikaner hatten an vielen Orten der USA den Vorwurf der großflächigen Wahlmanipulation erhoben, konnten jedoch keine stichhaltigen Beweise vorlegen. Auch die Wahlkommission des Maricopa County hatte bei zwei Untersuchungen keine Unregelmäßigkeiten finden können.
Dann hatten einige Trump noch treu ergebene Republikaner eine neue Auszählung der Stimmen angeordnet und dafür ein Sicherheitsunternehmen namens »Cyber Ninjas« angeheuert. In der vergangenen Woche war verkündet worden, dass das Unternehmen bald einen Bericht über seine Erkenntnisse vorlegen wolle – dafür aber weitere Unterlagen angefordert hatte.
»Sie haben Leute angestellt, die keine Erfahrungen und nur wenig Ahnung davon haben, wie professionelle Wahlen abgehalten werden. Deshalb kommt ihre ›Prüfung‹ zu keinem Ende«, schrieb Sellers. Er führte fort: »Es gab keinen Betrug, keine Stimmzettel aus Asien und kein Satellit hat neue Wählerstimmen in unser System gebeamt. Es wird Zeit, dass alle gewählten Politiker anfangen, die Wahrheit zu sagen und aufhören, Verschwörungstheorien zu verstärken.«
Noch im Mai glaubten laut einer Umfrage 26 Prozent der US-Amerikaner, dass Trump im vergangenen Jahr um seinen rechtmäßigen Wahlsieg gebracht worden sei. Blickt man nur auf die republikanischen Wähler, fällt das Ergebnis noch eindeutiger aus: 55 Prozent gaben an, Anzeichen für einen Wahlbetrug zu erkennen.
In Arizona gilt die republikanische Senatorin Michelle Ungenti-Rita als stärkste Unterstützerin der Wahlbetrugsthese. In der vergangenen Woche schrieb sie auf Twitter, dass die Überprüfung des Wahlvorgangs »verpfuscht« worden sei.
Doch nicht alle Republikaner stehen noch hinter Trump und seinen Verschwörungstheorien. Auch Sellers gehört der Partei an. Seinen Brief beendete er mit den Worten: »Es ist an der Zeit, weiterzugehen«.