Republikaner umwerben Demokraten Manchin »Wir hätten ihn natürlich liebend gern im Team«

Joe Manchin ist innerhalb der US-Demokraten ein Außenseiter
Foto: ELIZABETH FRANTZ / REUTERSFür Joe Biden ist die Lage heikel: Seine demokratische Mehrheit im US-Senat hängt an einem einzigen Sitz. Stellt sich auch nur ein Senator oder eine Senatorin gegen seine Pläne, bekommt der Präsident seine Gesetzesvorhaben nicht durch den Kongress.
Genau dieses Szenario droht nun der wohl wichtigsten Initiative seiner Amtszeit: Der demokratische Senator Joe Manchin kündigte an, bei einer Abstimmung im Januar gegen Bidens billionenschweren »Build back better«-Plan mit umfassenden Investitionen im sozialen Bereich und für Umweltschutz zu votieren.
Bei den Republikanern frohlockt man derweil über den Abtrünnigen Manchin – und bietet ihm schon den Parteieintritt an. Wie die »New York Times« berichtet, ging der republikanische Fraktionsführer im Senat, Mitch McConnell, am Dienstag offen auf Manchin zu: »Wir hätten ihn natürlich liebend gern im Team.« Er glaube zudem, dass Manchin sich bei den Republikanern wohler fühlen werde, so McConnell.
Der Zwist zwischen Biden und Manchin war zuletzt eskaliert . Nachdem der Senator aus West Virginia am Sonntag angekündigt hatte, gegen den »Build Back Better«-Plan zu stimmen, reagierte das Weiße Haus mit Unverständnis. Noch am Dienstag sei Manchin ins Weiße Haus gekommen, um Biden seinen Kompromissplan für das Gesetzespaket vorzulegen, klagte Bidens Pressesprecherin Jen Psaki – und ließ keinen Zweifel daran, wer am Ende schuld sei, sollte das Gesetzespaket platzen.
McConnell solidarisierte sich laut der »Times« bereits mit dem Demokraten: Er könne sich nicht erklären, warum so ein Druck auf Manchin aufgebaut werde, sagte der Republikaner. »Ich denke, die Nachricht ist ›Wir wollen dich hier nicht mehr haben‹«, so McConnell weiter.
McConnell will Manchin schon seit Jahren zum Seitenwechsel bewegen
»Das liegt natürlich im Ermessen von Joe Manchin, aber auf dieser Seite des Gangs ist er offensichtlich nicht mehr willkommen.« Dem Bericht zufolge versucht McConnell bereits seit Jahren, Manchin für die Republikaner zu gewinnen. Sollte er damit erfolgreich sein, wäre McConnell plötzlich Mehrheitsführer im Senat – und könnte dann noch weitere Vorhaben Bidens blockieren.
Manchin hatte zuletzt jedoch gesagt, er »hoffe«, dass bei den Demokraten noch Platz für ihn sei. Auch sonst ist er nicht in allen Punkten auf Linie mit der Opposition. Manchin stimmte etwa in beiden Amtsenthebungsverfahren gegen den Ex-US-Präsidenten Donald Trump für dessen Impeachment.
Und auch Biden hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Manchin doch noch von seinem Investitionspaket zu überzeugen. »Senator Manchin und ich werden etwas erledigen«, so der Präsident. Und auch der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, gab sich optimistisch. »Wir werden ›Build Back Better‹ nicht aufgeben. Punkt.«