Inhaftierte Frauen in Venezuela "Wenn wir hier rauskommen, werden wir schlimmere Menschen sein"

In venezolanischen Haftanstalten müssen Frauen oftmals unter unhygienischen Bedingungen leben
Foto:Ana Maria Arevalo Gosen/ Redux/ laif
Ein kleiner, dunkler Raum. Die Wände sind mit Zeichnungen und Graffiti beschmiert, daneben hängen Plastiktüten, vollgestopft mit dem, was die Menschen noch ihr Hab und Gut nennen dürfen.
Der Boden ist übersät mit durchgewetzten, dreckigen Matratzen. Es gibt kaum genug Schlafplätze für alle. Eine zehn Quadratmeter große Zelle für mehr als zwanzig Menschen - so sehen Bilder aus, die in venezolanischen Gefängnissen aufgenommen wurden.
Laut eines Berichts der Menschenrechtsorganisation "Una Ventana a la Libertad" (auf Deutsch: "Ein Fenster zur Freiheit") sind die Gefängnisse und umfunktionierten Polizeiwachen in Venezuela deutlich überfüllt. Die Arrestzellen in dem südamerikanischen Land seien für etwa 3700 Gefangene ausgelegt, dennoch würden dort bis zu 19.000 Menschen untergebracht, was einer Überbelegung von über 500 Prozent entspricht, wie die NGO schreibt.
Immer mehr Häftlinge werden daher langfristig in Venezuelas Polizeiwachen untergebracht, obwohl sie dort laut venezolanischem Gesetz nicht länger als 48 Stunden festgehalten werden dürfen. Dennoch harren viele Frauen und Männer Monate oder Jahre in den engen Zellen aus und warten dort auf ihren Prozess.
Besonders für Frauen ist die Lage in den Gefängnissen prekär. Die venezolanische Fotografin Ana María Arévalo hat 2017 damit begonnen, die unhaltbaren Zustände in den Haftanstalten und das Leben der dortigen Frauen zu dokumentieren. Días Eternos heißt ihr Projekt, für das sie insgesamt zwei Staatsgefängnisse und zehn Haftanstalten besuchte.
Wegen der chronischen Überfüllung der Haftanstalten müssen sich weibliche Insassen ihre Zellen auch mit Männern teilen. Viele der Frauen werden im Gefängnis zum Geschlechtsverkehr gezwungen, sie berichten von Missbrauch und Vergewaltigungen. „Ich war schockiert zu erfahren, dass weibliche Häftlinge schwanger werden“, sagt Arévalo über einen ihrer Besuche. "Wir, die Leute aus meinem Land, und dem Rest der Welt müssen das Leid der inhaftieren Bevölkerung in Venezuela erkennen und anfangen, darüber zu reden."
Sehen Sie in dieser Fotostrecke, wie die inhaftierten Frauen in den venezolanischen Haftanstalten überleben:

Inhaftierte Frauen in Venezuela: Keine Nahrung, kein Wasser, keine medizinische Versorgung
Ana Maria Arevalo Gosen/ Redux/ laif
Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft
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