Nachbarländer Venezuela meldet angeblichen Angriff von Söldnern aus Kolumbien

Angeblich hat Venezuela einen Angriff kolumbianischer Söldner abgewehrt. Kolumbien bestreitet eine Beteiligung. Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó nannte den Vorfall "inszeniert".
Venezuelas Machthaber Nicolas Maduro - seit 2015 haben 4,5 Millionen Venezolaner das Land verlassen

Venezuelas Machthaber Nicolas Maduro - seit 2015 haben 4,5 Millionen Venezolaner das Land verlassen

Foto: Jhonn Zerpa/ AFP

Nach Angaben der Regierung von Venezuela haben kolumbianische "Söldner" das Land angegriffen - die angebliche Attacke habe aber verhindert werden können. Dabei seien acht Menschen umgekommen und zwei weitere festgenommen worden, sagte der Präsident der regierungstreuen venezolanischen verfassunggebenden Versammlung, Diosdado Cabello. Demnach habe die Gruppe "terroristische Anschläge" zum Sturz von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro geplant. Kolumbien bestritt jegliche Beteiligung an dem Vorfall.

Venezuelas Innenminister, Néstor Reverol, warf den USA und Kolumbien vor, den Angriff gemeinsam geplant zu haben. Dabei habe die Gruppe versucht, La Guaira mit Schnellbooten zu erreichen. Dort sei sie von der Armee und Spezialeinheiten der Polizei abgefangen worden. Im Anschluss sei bei einer Großfahndung per Flugzeug auf dem Meer und auf dem Land nach weiteren Verdächtigen gesucht worden.

Guaidó fürchtet weitere Verfolgung Oppositioneller

Das kolumbianische Außenministerium wies den Vorwurf als "unbegründeten Versuch" zurück, "die kolumbianische Regierung in eine spekulative Verschwörung hineinzuziehen".

Venezuelas Oppositionsführer und international anerkannter Interimspräsident Juan Guaidó erklärte, der Vorfall sei von der venezolanischen Regierung unter Maduro als Vorwand für die weitere Verfolgung Oppositioneller "inszeniert" worden. Im Januar 2019 hatte die von der Opposition dominierte Nationalversammlung den bis dahin weitgehend unbekannten Abgeordneten Guaidó zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Guaidó erklärte damals Maduros zweite Amtszeit für unrechtmäßig und wurde selbst zum Übergangspräsident eingeschworen. (Lesen Sie hier ein Interview mit ihm)

Im vergangenen Jahr hatten Venezuela und Kolumbien ihre diplomatischen Beziehungen auf Eis gelegt. Venezuela beschuldigte die kolumbianische Regierung wiederholt, Verschwörungen anzuzetteln, um die Regierung Maduro zu stürzen und "Söldner" auf ihrem Staatsgebiet trainieren zu lassen. Kolumbiens Regierung unter Präsident Iván Duque bezeichnete Venezuelas umstrittenen linksnationalistischen Staatschef als "Diktator".

Venezuela steckt bereits seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Angst vor der Ausbreitung des Coronavirus hat die Situation zusätzlich verschlimmert. Die Bevölkerung in dem ölreichen Land leidet unter Versorgungsengpässen bei zahlreichen Gütern. Seit 2015 haben laut den Vereinten Nationen mehr als 4,5 Millionen Venezolaner das Land verlassen. Rund 1,7 Millionen von ihnen arbeiteten im Nachbarland Kolumbien, müssen allerdings wegen der Coronakrise nun nach Venezuela zurückkehren.

Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, 45 Millionen Menschen hätten Venezuela seit 2015 verlassen. Tatsächlich waren es 4,5 Millionen. Der Fehler wurde korrigiert.

höh/AFP
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