Hier kommt der Präsident – der auch Präsident bleiben möchte. Feuerwerk und 35.000 Fans in der La Defense Arena in Nanterre, einem Vorort von Paris. Es ist der einzige große Wahlkampfauftritt von Emmanuel Macron überhaupt, gut eine Woche vor dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl am Sonntag in einer Woche. Und: Macron kämpft, spricht über seine Erfolge und die Projekte, die er in den kommenden fünf Jahren umsetzen möchte.
Britta Sandberg - DER SPIEGEL, Paris:
Er sieht müde aus, aber er ist entschieden und scheint nicht automatisch davon auszugehen, dass er diese Wahl schon gewonnen ist. Was letzte Umfragen nun auch nahelegen. Denn der Abstand zwischen ihm und der rechtspopulistischen Kandidatin Marine Le Pen ist zusammengeschnnurrt für den zweiten Wahlgang auf fünf Prozentpunkte. Das macht dem Macron-Lager natürlich Sorgen. Und dagegen geht er jetzt an. Es geht darum, jetzt in den letzten acht Tagen vor der Wahl zu mobilisieren. Diejenigen, die noch unentschieden sind, diejenigen, die noch nicht wissen, ob sie für Macron wählen, und diejenigen, die noch nicht wissen, ob sie überhaupt zur Wahl gehen sollen.
Viel hängt davon ab, was nach dem ersten Wahlgang passiert, wenn sich das Feld der Bewerber von derzeit sieben auf zwei reduziert und es aller Voraussicht nach zur Stichwahl zwischen Macron und LePen kommt.
Britta Sandberg - DER SPIEGEL, Paris:
Die Demoskopen sagen eine historische Wahlenthaltung voraus. In diesem Jahr von 30 bis 35 Prozent. Das wird vor allem für den zweiten Wahlgang am 24. Juni dann entscheidend sein und könnte eventuell Marine Le Pen, der rechtspopulistischen Kandidatin, in die Hände spielen. Die andere Frage ist, wie viele Wähler des rechtsnationalen Eric Zemmour dann für Le Pen stimmen würden und wie viele der Wähler und Anhänger der konservativen Kandidatin Valerie Pecresse, weil die absehbar nicht in den zweiten Wahlgang ziehen wird, für Macron stimmen könnten? Davon hängt viel ab.
66,1 zu 33,9 Prozent – so hoch gewann Macron gegen LePen im Jahr 2017. Doch in diesem Jahr ist der Abstand in den Meinungsumfragen viel geringer. Le Pen im Elysee-Palast wäre ein Horrorszenario für viele Franzosen. Aber auch für Europa und den Westen.
Britta Sandberg - DER SPIEGEL, Paris: I
st ein Betriebsunfall denkbar? Ist eine Präsidentin Marine Le Pen eine Rechtspopulistin im Elysée möglich? Ich glaube nach wie vor nicht daran. Ich glaube, dass die Franzosen sich auch im zweiten Wahlgang für Macron wie schon 2017 entscheiden werden, allerdings wahrscheinlich mit einem sehr viel knapperen Abstand, als das 2017 der Fall wäre. Sollte Marine Le Pen in den Elysée gewählt werden, dann hätte Frankreich eine Antieuropäer als Präsidentin. Jemand, der angekündigt hat, die militärische Kommandoebene der NATO verlassen zu wollen und der eine La-France-d'abord-Politik durchführen würde, also Frankreich zuerst und alle anderen internationalen Belange danach ordnen würde.