Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew:
»Jeder von Ihnen muss verstehen: Wir verteidigen euch, ganz persönlich!«
Vitali Klitschko redet der internationalen Wirtschaftselite ins Gewissen. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos wirbt der Bürgermeister von Kiew zusammen mit seinem Bruder für Unterstützung.
Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew:
»Wir kämpfen für Werte. Hoffentlich dieselben Werte, demokratische Werte. Am allerwichtigsten: die Menschenrechte. Menschenleben. Wir kämpfen – wortwörtlich – für jeden einzelnen von euch. Und jeder muss das verstehen.«
Wegen der Sanktionen gegen Russland findet das Treffen in der Schweiz ohne russische Beteiligung statt. Das »Russia House«, eigentlich die Residenz der russischen Delegation in Davos, hat ein Künstler kurzerhand zum »Haus der russischen Kriegsverbrechen« umgewidmet.
Darin ausgestellt sind Fotos, die die Gewalt der russischen Armee gegenüber ukrainischen Zivilisten dokumentieren.
Auch der Bürgermeister von Melitopol ist vor Ort. Anfang März geriet er für einige Tage in Gefangenschaft, in Davos beschreibt er die Situation in seiner Heimatstadt.
Ivan Fedorov, Bürgermeister von Melitopol:
»Es ist hart. Wir können keine Hilfsgüter liefern. Wir können unseren Apothekern, unseren Ärzten und Krankenhäusern keinen Nachschub schicken. Deshalb können sich unsere unschuldigen Bürger gerade nicht von Ärzten behandeln lassen. Das größte Problem ist Nahrung. Denn die Nahrungsmittel, die Russland von unserer derzeit besetzten Krim liefert, sind sehr teuer. Und die meisten unserer Bürger, mehr als 80 Prozent, haben keinen Job mehr und natürlich auch kein Geld. Deshalb ist die Situation gefährlich. Wir hoffen, dass die Besatzung nicht lange dauert, und wir wieder ein europäisches Melitopol aufbauen können.«
Auch der ukrainische Präsident Selenskyj appellierte an das Publikum in der Schweiz – per Videoschalte.
Wolodymyr Selenskyj, Ukrainischer Präsident:
»Wartet nicht auf mehr tödliche Attacken. Wartet nicht, bis Russland Spezialwaffen einsetzt, chemische, biologische oder – Gott möge es verhindern – nukleare. Lasst nicht zu, dass der Aggressor spürt, dass seine Gegner nicht entschieden genug sind. Handelt direkt und auf die stärkste mögliche Art und Weise. Um Frieden und Ordnung zu verteidigen. Eine Ordnung, die allen auf der Welt zugutekommt.«
In Davos treffen sich Lobbygruppen, Wirtschaftsexperten und Politiker. Besonders wandte sich der ukrainische Präsident an die versammelten Unternehmer.
Wolodymyr Selenskyj, Ukrainischer Präsident:
»Alle ausländischen Unternehmen müssen den russischen Markt verlassen. Schon allein, damit eure Marken nicht mit Kriegsverbrechen assoziiert werden. Damit eure Büros, Konten und Güter nicht von Kriegsverbrechern für ihre blutigen Taten missbraucht werden können.«
Das Weltwirtschaftsforum läuft noch bis Donnerstag. Konkrete Maßnahmen, etwa weitere Sanktionen gegen Russland, kann die Zusammenkunft allerdings nicht beschließen.