Labour attackiert Johnson für Reise an den Golf »Von Diktator zu Diktator zu gehen, ist keine Energiestrategie«

Boris Johnson will weg von russischen Rohstoffen – deshalb hat er nun die Kronprinzen in Abu Dhabi und Riad besucht. Zu Hause hagelt es für den Trip Kritik. Aber: Der britische Premier kann auch Erfolge aus der Ölregion vermelden.
Boris Johnson und Mohammed bin Salman

Boris Johnson und Mohammed bin Salman

Foto: SAUDI ROYAL COURT / via REUTERS

Boris Johnson kennt sich im Umgang mit Royals aus – nun hat er mal wieder welche auf der Arabischen Halbinsel getroffen. In seinen Bemühungen um günstigere Energiepreise hat sich der britische Premierminister in Abu Dhabi mit Kronprinz Scheich Mohammed bin Zayed (MbZ) getroffen.

Man habe »die Notwendigkeit der Zusammenarbeit betont, um den weltweiten Energiemarkt zu stabilisieren«, teilte der Regierungssitz Downing Street am Mittwoch nach einem Treffen Johnsons mit dem faktischen Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate mit.

Boris Johnson in Abu Dhabi

Boris Johnson in Abu Dhabi

Foto: STEFAN ROUSSEAU / AFP

Johnson, der auch nach Saudi-Arabien reiste, will sich um Öl aus dem Nahen Osten bemühen, weil sein Land schnellstmöglich unabhängig von russischen Rohstoffen werden will. Bereits vor seiner Abreise musste sich der konservative Politiker gegen Kritik verteidigen. Oppositionsführer Keir Starmer von der Labourpartei sagte: »Von Diktator zu Diktator zu gehen, ist keine Energiestrategie.«

Johnson beteuerte indes nach seiner Unterredung mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS), er habe mit diesem über Menschenrechtsverletzungen wie die Hinrichtung von 81 Menschen am vergangenen Wochenende gesprochen. Und fügte hinzu: Es sei das Beste, der Inhalt solcher Gespräche werde nicht an die Öffentlichkeit getragen. Auch sonst blieb zunächst unklar, welche konkreten wirtschaftspolitischen Vereinbarungen Johnson und die mächtigen Kronprinzen getroffen haben.

Boris Johnson in Saudi-Arabien

Boris Johnson in Saudi-Arabien

Foto: Pool / Getty Images

Eine gute Nachricht konnte der Premier während seiner Reise im Nahen Osten aber bereits verkünden – genauer, einen Durchbruch nach jahrelangem Streit.

Die britisch-iranische Doppelstaatlerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe hat Iran nach knapp sechs Jahren Gefängnis und Hausarrest verlassen dürfen. Auch ein weiterer Doppelstaatler mit britischem Pass durfte aus Teheran ausreisen. »Ich freue mich, bestätigen zu können, dass die ungerechte Inhaftierung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori in Iran heute zu Ende gegangen ist«, schrieb Johnson auf Twitter. Die beiden seien auf dem Weg nach Großbritannien.

Die frühere Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern unter Spionagevorwürfen verhaftet worden. Sie solle versucht haben, die Regierung zu stürzen, hieß es. Obwohl sie alle Anklagepunkte zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt und später zu einem weiteren Jahr. Während der Coronapandemie kam sie aus dem Gefängnis in Hausarrest. Ihr britischer Ehemann Richard Ratcliffe setzte sich unter dem Slogan »Free Nazanin« vehement für die Freilassung der Mittvierzigerin ein. Das Paar hat eine Tochter im Grundschulalter.

dop/dpa
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