Angeblich keine Munition für Söldner Wagner-Chef Prigoschin beklagt »Verrat« des Verteidigungsministers – Kreml widerspricht

Die Söldner der Wagner-Gruppe kämpfen in der Ukraine an vorderster Front – bekommen laut ihrem Chef aber nicht mehr genug Unterstützung aus Russland. Moskau will diesen schweren Vorwurf nicht hinnehmen.
Jewgeni Prigoschin (Archivild aus 2017)

Jewgeni Prigoschin (Archivild aus 2017)

Foto: SERGEI ILNITSKY / AFP

Wenn es um Berichte von der Front im Ukrainekrieg geht, kommen immer wieder die Einheiten der Wagner-Gruppe ins Spiel. Laut Augenzeugen und Einschätzung vieler Experten sind es vor allem die Mitglieder der Privatarmee, die in vorderster Linie kämpfen – mit erheblichen Verlusten.

Gegründet wurde die Gruppe, die auch in vielen anderen Ländern gegen Bezahlung aktiv ist, von Jewgeni Prigoschin. Dieser gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nun allerdings scheint es Misstöne im Verhältnis zwischen Prigoschin und höchsten Kreisen im Kreml zu geben.

Prigoschin warf Verteidigungsminister Sergej Schoigu zuletzt vor, seinen Kämpfern Munition entzogen zu haben. Auch beim Lufttransport sei Unterstützung verweigert worden – mit Absicht. Sogar der Wunsch nach besonderem Gerät zum Ausheben von Schützengräben blieb demnach unerfüllt. Das Verhalten könne man mit Verrat gleichsetzen, erklärte Prigoschin bei Telegram.

Der Widerspruch kam prompt: Das russische Verteidigungsministerium begrenzt nach eigener Darstellung Lieferungen von Munition an Freiwillige an der Front nicht. In einer Erklärung hieß es, Versuche zur Spaltung der verschiedenen russischen Kampfgruppen seien kontraproduktiv und nur im Interesse des Feindes. Wagner wird in der Erklärung nicht namentlich genannt.

Daraufhin meldete sich Prigoschin mit einer zweiten aufgebrachten Botschaft bei Telegram zu Wort. Die Reaktion des Kreml sei »mit einem Ausspucken auf Wagner« gleichzusetzen. Dazu wiederholte er seine Vorwürfe der Unterversorgung mit Munition und Gerät.

»Verheerender Preis« im Kampf um Bachmut

Am Wochenende hatte die US-Regierung erklärt, dass die Wagner-Gruppe in der Ukraine schwere Verluste hat hinnehmen müssen. Rund 9000 Mann seien getötet worden, teilt das Präsidialamt in Washington mit. Zusammen mit Verletzten beliefen sich die Verluste von Wagner auf mehr als 30.000 Söldner.

Es werde geschätzt, dass 90 Prozent der seit Dezember getöteten Wagner-Mitglieder verurteilte Straftäter gewesen seien, sagt der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, bei einem Briefing vor Reportern.

DER SPIEGEL

Zwar habe die Söldnergruppe in den letzten Tagen in und um die umkämpfte Stadt Bachmut schrittweise Gewinne erzielt, sagte Kirby. Aber es habe viele Monate gedauert, um diese zu erreichen, und sie seien mit einem »verheerenden Preis verbunden, der nicht tragbar ist.«

Kirby erklärte gegenüber Reportern, dass Wagner weiterhin in hohem Maße auf Strafgefangene zurückgreift, die ohne Ausbildung oder Ausrüstung in den Krieg geschickt werden. Dies geschehe, obwohl Wagner-Gründer Prigoschin kürzlich erklärt hatte, keine Gefangenen mehr für den Kampf in der Ukraine zu rekrutieren. Experten gehen davon aus, dass dies auf ein Geheiß des Kreml zurückzuführen ist. Dies könnte als weiteres Signal für einen Bruch mit Prigoschin zu bewerten sein.

jok/Reuters
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