Ein Werbevideo von Orbans Fidesz-Partei: Orban der Macher, der Fürsorgliche, der Volksnahe – so lässt sich der rechtskonservative Regierungschef Ungarns gerne darstellen.
Doch das Bild vom starken Mann scheint zu bröckeln: Erstmals seit zwölf Jahren steht Victor Orban vor einem möglichen Machtverlust.
Und zwar durch ihn: Péter Márki-Zay. Der Bürgermeister einer Kleinstadt hat es geschafft, die ehemals zersplitterte Opposition zu vereinen. Er führt ein Bündnis aus sechs Parteien, von weit rechts bis links. Alle verbindet vor allem ein Ziel: Orban nach zwölf Jahren zu stürzen.
Péter Márki-Zay
"Noch nie war die Wahl so einfach. Der Stimmzettel wird zwar mehrere Orangetöne aufweisen (Farben von Orbans Fidesz-Partei), aber dagegen haben wir nur eine gute Wahl: Wir müssen uns für Europa statt für den Osten entscheiden."
Márki-Zay tritt dabei nicht nur gegen den Ministerpräsidenten Orban an, sondern gegen ein mächtiges System: Seit 2010 hält Orban als Ministerpräsident die Zügel fest in der Hand: Justiz, Behörden, Ämter, Medien und selbst große Teile der Privatwirtschaft stehen unter seiner Kontrolle. "Führerdemokratie" nennen Kritiker das System.
Annamaria Varnai:
"Ich ertrage es nicht, dass sie (Fidesz) die Demokratie zerstört haben. Und sie haben uns unser Land gestohlen, sie haben den Reichtum unseres Landes gestohlen und in Privatbesitz gelenkt."
Doch Orbans Rückhalt in der Bevölkerung ist groß: 2018 errang er einen Erdrutschsieg und erreichte eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Auch wenn Umfragen nun ein deutlich engeres Rennen vorhersagen, kommt Orbans Kurs bei vielen gut an:
Maria Bukovics:
"Die Hauptsache ist, dass er unser Land verteidigt und den Familien hilft. Und er hat den 13. Rentenmonat wieder eingeführt, den die Opposition gestohlen hat."
Bela Farkas
"Die Opposition hat kein wirkliches Programm, ich kann nichts Gutes darin sehen, was sie für das Land tun wollen, sie schüren nur Hass. Und dieser bedauernswerte Mann (Oppositionsführer Peter Marki-Zay) stottert und stammelt nur. Es ist schrecklich. Wenn Fidesz die Wahlen nicht gewinnt, wird es das Ende Ungarns sein."
Dass dies ein realistisches Szenario ist, liegt auch an Orbans Außenpolitik. Über die Jahre entwickelte sich eine besondere Nähe zwischen Orban und Putin.
Wladimir Putin (2018):
"Ungarn ist ohne Zweifel einer unserer wichtigsten Partner in Europa. Unsere Beziehungen entwickeln sich effektiv in alle Richtungen."
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine steht das Nato-Mitglied Ungarn offiziell auf der Seite Kiews, mit seiner unkritischen Linie gegenüber Moskau zieht Orban jedoch viel Kritik auf sich und verprellt bisherige Verbündete wie Polen und Slowenien. Ein geplantes Gipfeltreffen der Visegrad-Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn am 30. März in Budapest musste abgesagt werden, weil niemand kommen wollte.
Für den europafreundlichen Oppositionsführer Márki-Zay ein gefundenes Fressen: er wirbt mit dem Slogan "Putin oder Europa".
Péter Márki-Zay:
"Viktor Orban hat sich Putin, China und der Türkei zugewandt und vertritt keine europäischen Werte. Das muss sich ändern. Nicht nur, weil wir loyale Mitglieder der EU und der NATO sein wollen, sondern weil die Mehrheit, 80 %, der Ungarn für den Verbleib in der Europäischen Union stimmen würden, und weil für uns die europäische Integration, Demokratie und Marktwirtschaft sehr wichtige Werte sind, und selbst Wohlfahrt ohne sie nicht vorstellbar ist, und das Wichtigste auch die Ausrottung der Korruption ist."
Laut einer aktuellen Umfrage liegt die Orban-Partei Fidesz derzeit noch knapp vor dem Oppositionsbündnis von Péter Márki-Zay. Die Wahl am Sonntag bleibt spannend.