Weißrussland Lukaschenko wirft Russland und Polen Wahlbeeinflussung vor

Weißrusslands Staatschef seit 1994: Alexander Lukaschenko, der "letzte Diktator Europas"
Foto: Nikolai Petrov/ imago images/ITAR-TASSWenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen hat Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko Russland und Polen Beeinflussung vorgeworfen. Er habe ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über das Thema verlangt, meldete die weißrussische Nachrichtenagentur Belta.
Die Situation sei sehr kompliziert, weil komplizierte Technologien genutzt würden, um "scheußliche" und falsche Geschichten über ihn und seine Familie im Land zu verbreiten, sagte Lukaschenko.
Russland widersprach dem Vorwurf. "Russland hat sich niemals in einen Wahlprozess eingemischt, tut dies nicht und hat nicht vor, dies zu tun", sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau. Dies gelte vor allem für eine Wahl des Verbündeten Weißrussland. Die Regierung in Minsk solle Beweise für die Vorwürfe liefern.
Lukaschenko ist seit 1994 im Amt und wird oft als "letzter Diktator Europas" bezeichnet. Er kandidiert bei der Präsidentschaftswahl bereits für seine sechste Amtszeit. Die Wahl ist für den 9. August geplant, nachdem Lukaschenko Forderungen nach einer Verschiebung des Urnengangs wegen der Corona-Pandemie zurückgewiesen hatte. In Weißrussland wurden nach offiziellen Angaben mehr als 45.000 Infektionen mit dem neuartigen Erreger registriert, darunter 248 Todesfälle.
Viel Hoffnung auf Veränderung gibt es in der ehemaligen Sowjetrepublik allerdings auch durch die Wahlen nicht. Vergangene Woche wurde Lukaschenkos größter Rivale, der frühere Bankmanager Viktor Babariko, wegen des Vorwurfs illegaler Geschäftspraktiken festgenommen. Dagegen protestierten zahlreiche Menschen in Minsk. Etwa 360 Aktivisten sollen im Zuge der Demonstrationen festgenommen worden sein.
Zuvor war bereits der prominente Oppositionspolitiker Mikola Statkewitsch von der Wahl ausgeschlossen und wegen der Organisation einer nicht genehmigten Demonstration zu 15 Tagen im Polizeigewahrsam verurteilt worden. Auch gegen Dutzende weitere Oppositionelle wurden Strafen verhängt.