Jahresbericht der Welthungerhilfe Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen

Flüchtlingscamp in Somalia: Eine Mutter hält ihr unterernährtes Kind im Arm. Das Land erlebt derzeit die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten.
Foto:Farah Abdi Warsameh / AP
Die Welthungerhilfe warnt davor, dass sich Hungerkrisen weltweit weiter ausweiten. Am Vormittag hat die Hilfsorganisation ihren Jahresbericht vorgestellt. Mit Sorge blickt sie demnach darauf, dass die Zahl der Hungernden weltweit weiter steigt. Gleichzeitig explodieren Nahrungsmittel- und Transportpreise.
Dem Bericht zufolge hungern weltweit aktuell etwa 811 Millionen Menschen. Zu den wichtigsten Hungertreibern gehören demnach Kriege und Konflikte sowie die Folgen des Klimawandels und der Coronapandemie. Der Krieg gegen die Ukraine verschärfe die ohnehin dramatische Ernährungslage.
»Uns erreichen aus allen Projektländern verzweifelte Hilferufe. Von Afghanistan bis Zimbabwe kämpfen die Menschen mit Preissteigerungen für Brot, Getreide oder Obst um bis zu 60 Prozent«, sagte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe einer Pressemitteilung der Organisation zufolge. »Es leiden insbesondere diejenigen am stärksten, die ohnehin zu den Ärmsten gehören und am wenigsten zu den Krisen beigetragen haben.«
Zugespitzt habe sich die Lage insbesondere am Horn von Afrika. Mehr als 17 Millionen Menschen hätten dort derzeit nicht mehr genug zu essen. Auch die Situation in Somalia, Kenia und Äthiopien bewertet die Organisation als dramatisch. Dort herrsche die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. »Die desolate Situation der Familien in Äthiopien wird durch die Folgen des Krieges in der Provinz Tigray sowie Konflikte in anderen Regionen noch verschärft«, sagte Thieme. Millionen Ziegen und Rinder seien bereits gestorben, Felder verdorrt, Brunnen ausgetrocknet und Wasserstellen zerstört und damit die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen zunichtegemacht.
Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe
»Der Krieg gegen die Ukraine wirkt wie ein Brandbeschleuniger der bereits existierenden Krisen und verschärft Hunger und Armut«, warnt Thieme. Schon 2021 seien die Preise für Lebensmittel weltweit teils um 28 Prozent gestiegen. »Durch den Krieg in der Ukraine hat sich die Situation weiter zugespitzt«, heißt es in dem nun vorgestellten Jahresbericht.
»Besonders dramatisch ist die Lage im Jemen, in Afghanistan und im Südsudan. Aber auch in Madagaskar und den Ländern Ostafrikas, wo massive Dürren die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise zeigen«, heißt es in dem Bericht weiter. Die Hilfsorganisation spricht von einem »Weckruf, endlich die Anstrengungen gegen den Klimawandel zu verstärken, der zu immer gravierenderen humanitären Notlagen führt«.