So hat man Wladimir Putin schon lange nicht mehr gesehen. Der russische Präsident, der in den vergangenen zwei Jahren aus Angst vor einer Corona-Infektion kaum Menschen in seine Nähe ließ, tritt am Freitag vor Zehntausenden im Luschniki-Stadion in Moskau auf. Begleitet von patriotischen Liedern und »Russland, Russland« Rufen hält er eine etwa fünfminütige Rede. Anlass: Der Jahrestag der Krim-Annexion.
Wladimir Putin, Präsident Russland »In ihrem eigenen Land, vereint durch ein Schicksal – das ist es wahrscheinlich, was die Bewohner der Krim dachten und wovon sie sich haben leiten lassen beim Referendum am 18. März 2014.«
Eine Massenjubel-Veranstaltung, die belegen soll, wie sehr die Bevölkerung hinter ihrem Präsidenten steht – und dem Angriffskrieg, den Putin und seine Regierung gegen die Ukraine führen. Die Übertragung im Staatsfernsehen soll dafür sorgen, auch mögliche Zweifler im eigenen Land bei der Stange zu halten. Die Lüge von der angeblichen Befreiungsaktion des ukrainischen Volkes wiederholt Putin ein weiteres Mal.
»... vor allem, um die Menschen vor einem Genozid zu bewahren, vor dem Leid … das ist der Hauptgrund, das Motiv und Ziel der Militäroperation, die wir im Donbass und der Ukraine veranlasst haben. Das ist das Ziel.«
Während der Liveübertragung im Fernsehen gab es mehrere Pannen. So schnitt in einem Fall die Regie mitten in der Rede Putins auf vorher aufgezeichnetes Material mit patriotischen Liedern um. Kremlsprecher Dmitri Peskov sprach später von technischen Problemen. Die BBC und die Nachrichtenagentur Reuters berichteten zudem über Aussagen von Zuschauern, sie seien gedrängt worden, teilzunehmen – manche hätten angeblich nicht mal gewusst, dass Putin auftreten würde. Eine solche Ansammlung von mehreren Zehntausend zumeist scheinbar begeisterten Menschen lässt sich damit allerdings nicht erklären.