G20-Gipfel Putin wirft anderen Staaten Behinderung der Impfkampagne vor

Russlands Präsident Wladimir Putin hat beim G20-Gipfel für eine schnelle gegenseitige Anerkennung von Corona-Impfzertifikaten geworben. »Wegen der Entscheidungen der G20 haben Länder, die es nötig hätten, keinen Zugang zu Impfstoffen«, sagte Putin in seiner per Video zum G20-Gipfel nach Rom übertragenen Rede. »Gerade die Länder der G20 sind nicht bereit zu einer gegenseitigen Anerkennung von Impfstoffen.« Grund dafür seien »Protektionismus und unanständiges Konkurrenzdenken«.
Putin spielte damit darauf an, dass der in seinem Land entwickelte Impfstoff Sputnik V in den meisten westlichen Ländern immer noch nicht zugelassen ist. Putin forderte die Gesundheitsminister der G20 auf, »schnellstmöglich« über die gegenseitige Anerkennung von Impfstoffen und Impfnachweisen zu beraten.
Die WHO hatte kürzlich die Prüfung für eine mögliche Notfallzulassung von Sputnik nach einer Unterbrechung wieder fortgesetzt. Eine EU-weite Zulassung des russischen Präparats durch die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) gibt es auch nach monatelanger Prüfung bislang nicht.
Möglicherweise will Putin mit seiner Kritik von der katastrophalen Coronalage in seinem Land ablenken (lesen Sie hier eine Analyse dazu). Russland leidet aktuell stark unter der Pandemie. Die Regierung gab die Zahl der Neuansteckungen am Samstag mit 40.251 an – ein Rekord seit Beginn der Pandemie. Am Samstag trat für die Russinnen und Russen ein einwöchiger bezahlter Urlaub in Kraft, mit dem die Ausbreitung der Pandemie gebremst werden soll.
Mit lediglich 32,5 Prozent hat Russland eine im internationalen Vergleich niedrige Impfquote – trotz des im eigenen Land entwickelten Impfstoffs. In deutschen G20-Delegationskreisen wurde darauf verwiesen, dass es in Russland ein ausgeprägtes Misstrauen gegen die Regierung gebe und dies offenbar auch die Bereitschaft beeinflusse, sich impfen zu lassen.