Putin äußert sich im Staatsfernsehen Westliche Waffenlieferungen ziehen Krieg »nur so lange wie möglich in die Länge«

US-HIMARS-Raketensystem im Einsatz bei einer Militrärübung in Jordanien
Foto: Petra News Agency / dpaRusslands Präsident Wladimir Putin versucht gleichgültig auf die neuen Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine zu reagieren und zu beschwichtigen. Mit der Ankündigung der USA, Mehrfachraketenwerfer an Kiew zu liefern, erzeuge der Westen einen »Wirbel« mit dem »einzigen Ziel, den bewaffneten Konflikt so lange wie möglich in die Länge zu ziehen«, sagte Putin nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass am Sonntag im Staatsfernsehen des Landes.
Die Lieferung von US-Mehrfachraketen an die Ukraine ändere nichts, da Kiew bereits über ein Inventar dieser Waffen, einschließlich Raketen dieser Reichweite, verfüge und lediglich seine Bestände aufstocke, so Putin den Angaben zufolge. Die Reichweite der Waffen hänge von den verwendeten Raketen ab, nicht vom Raketensystem selbst, so Putin.
Generell, so Putin, fülle die Ukraine mit den neuen Waffensystemen lediglich ihre Bestände auf. Zu Beginn des Krieges, der in Russland als »Sonderoperation in der Ukraine« firmiert, hätten die ukrainischen Bestände rund 515 solcher Raketensysteme umfasst. 380 davon seien inzwischen eliminiert worden, so Putin. Mit den neuen Lieferungen wolle man nun lediglich »Verluste dieser Kampfausrüstung ausgleichen«.
Gleichzeitig kündigte er neue Angriffe auf »bisher noch nicht betroffene Einrichtungen« an, für den Fall, dass der Westen zu den Raketensystemen auch entsprechende Langstreckenraketen mit großer Reichweite liefere. Dann, so Putin laut Tass, »werden wir daraus Konsequenzen ziehen und unsere Waffen, die wir in ausreichender Menge haben, einsetzen, um die Einrichtungen zu treffen, die wir bisher nicht angreifen«.
Die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk ist weiterhin schwer umkämpft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einem russischen Durchbruch im Donbass.
Den russischen Außenminister Sergej Lawrow ist erzürnt, dass er nicht nach Serbien reisen konnte. Mehrere Nachbarländer Serbiens hatten Lawrows Maschine den Überflug verweigert. Lawrow nannte das Überflugverbot »beispiellos«.
Russland hat scharf auf die von den USA und Großbritannien angekündigten Rakentenwerfer-Lieferungen an die Ukraine reagiert. Das russische Militär werde die ukrainischen Streitkräfte nun umso weiter nach Westen zurückdrängen, damit russisches Gebiet nicht in Reichweite der Raketenwerfer gerate.
Vor wenigen Tagen hatte US-Präsident Joe Biden angekündigt, das Raketensystem HIMARS sowie Munition mit einer Reichweite von 80 Kilometern in die Ukraine zu liefern. Bedingung: Kiew dürfe damit kein russisches Territorium angreifen, sondern sich lediglich verteidigen. Dies habe der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zugesichert. Das auf Fahrzeugen montierte System ist laut Biden Teil eines 700 Millionen Dollar teuren Rüstungs-Hilfspakets und kann Raketen mit mehreren hundert Kilometern Reichweite abfeuern. Wie ein US-Regierungsvertreter betonte, wollten die USA jedoch keine Munition mit solch großer Reichweite liefern. Auch Großbritannien will die Ukraine mit Raketen bewaffnen, die Ziele bis etwa 80 Kilometer Entfernung treffen können