Gestorben Wladimir Schirinowski

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Der russische Nationalistenführer gefiel sich in der Rolle des harten Hunds. Die »Bild«-Zeitung nannte ihn mal »Russen-Hitler«. Dabei war bei Wladimir Schirinowski nur die Wortwahl extrem, das Handeln immer seltsam zahm. Mehr als 30 Jahre lang verstand er es meisterhaft, den Strom der Ungeheuerlichkeiten nie abreißen zu lassen. Mal schlug der Gründer der rechtsextremen Liberaldemokratischen Partei Russlands (LDPR) den Abwurf von Atombomben über dem Atlantik vor, um Großbritannien zu fluten. Mal rief er dazu auf, »Deutschland zu bombardieren, dass nichts übrig bleibt«. Damit kaschierte er, was für ein Umfaller er politisch war. Bei der Präsidentschaftswahl 1996 standen die Kommunisten kurz davor, Boris Jelzin aus dem Amt zu jagen, prompt rief Schirinowski zu einem »breiten Bündnis« für den bedrängten Präsidenten auf, obwohl er selbst gegen Jelzin gewettert hatte.
Als der Präsident ab dem Jahr 2000 Wladimir Putin hieß, änderte sich wenig an diesem Muster. Vom Podium aus schimpfte Schirinoswki zwar munter weiter über die Kreml-Nomenklatura und drohte, Abgeordnete der Kreml-Partei Einiges Russland mit der Mistgabel zu verfolgen. Bei allen wichtigen Abstimmungen aber stimmte seine LDPR mit der Putin-Partei. Das hatte womöglich System: Seit Anfang der Neunzigerjahre halten sich Gerüchte, bei Gründung der LDPR habe der Geheimdienst KGB die Strippen gezogen. Schirinowski hatte in den Siebzigerjahren Karriere gemacht im »Sowjetischen Komitee zum Schutz des Friedens«, das dem KGB nahestand. Wladimir Schirinowski starb am 6. April in Moskau.