Präsident Selenskyj »In einer entscheidenden Zeit werden die Ukrainer zu Kriegern«

Ukrainische Einheiten bei Bachmut (am 8. März)
Foto: Aris Messinis / AFPSeit mehr als einem Jahr lässt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kaum eine seiner täglichen Ansprachen ausfallen. Zuverlässig unterrichtet er die Ukrainerinnen und Ukrainer – und den Rest der Welt – in den Abendstunden über Entwicklungen des ablaufenden Tages, kritisiert den Feind oder ruft zum Widerstand auf. Zuletzt ging es dabei fast immer nur um ein Thema: die Schlacht von Bachmut.
Auch an diesem Dienstagabend ging es um die Frontstadt im Donbass. Doch darüber hinaus richtete Selenskyj einen seiner Appelle zum Durchhalten an das Volk. »Die Stärke der Ukrainer und des Staates als Ganzes beruht darauf, dass die Ukrainer in einer entscheidenden Zeit zu Kriegern werden«, sagte er.
Seit der Besetzung der Krim durch Russland und seit Kriegsbeginn am 24. Februar des Vorjahres seien Hunderttausende Bürger zu ukrainischen Freiwilligen geworden und »verteidigen die Ukraine gegen die russische Aggression«.
»Und Millionen von Menschen helfen«, fuhr Selenskyj fort. »Sie suchen nach allem, was wir zur Verteidigung brauchen, behandeln und rehabilitieren Verwundete, retten Menschen nach russischen Angriffen und arbeiten für die Ukraine und die Ukrainer«, sagte er. »Die Stärke unserer Verteidigungs- und Sicherheitskräfte liegt in der Stärke unseres Volkes.«
Die ukrainische Militärführung hat am Dienstag beschlossen, Bachmut weiter zu verteidigen. Alle Mitglieder der Militärführung hätten einstimmig der weiteren Verteidigung von Bachmut zugestimmt, teilte das Präsidialamt von Staatschef Selenskyj mit.
»Die Abwehroperation in diesem Gebiet ist von höchster strategischer Bedeutung, um den Feind abzuweisen«, schrieb Armeechef Walerij Saluschnyj auf Facebook. Die Verteidigung von Bachmut sei der Schlüssel zum Schutz der gesamten Front.
Tiefer Schlamm verhindert Entlastung – noch
Die ostukrainische Stadt Bachmut ist seit Wochen Brennpunkt an der Ostfront des Landes. Dort versuchen russische Einheiten, angeführt von der gefürchteten Söldnertruppe Wagner, den Ort mit allen Mitteln zu erobern. Bisher ist es den russischen Angreifern gelungen, die Stadt von drei Seiten zu bedrängen. Bachmut gilt inzwischen als weitgehend zerstört. Beide Seiten sollen in den Kämpfen bereits schwere Verluste erlitten haben.
Auf russischer Seite wird zunehmend ein ukrainischer Vorstoß im Donezker Gebiet zur Entlastung von Bachmut erwartet. Nach russischen Berichten wurden dazu mehrere ukrainische Brigaden zwischen den Städten Slowjansk und Kostjantyniwka zusammengezogen. Bisher erlaubt der für das Frühjahr in dem Gebiet typische tiefe Schlamm jedoch keine schnellen Vorstöße abseits von befestigten Straßen.