Ukrainischer Präsident Selenskyj »Ich bin sicher, dass auch Polen bedroht ist«

Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj: »Ich bin bei meinem Volk«
Foto: IMAGO/UKRINFORM / IMAGO/UkrinformVor zwei Wochen hat Russland die Ukraine überfallen, seitdem tobt ein brutaler Krieg. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich durch den russischen Überfall vom belächelten Ex-Komiker zum gefeierten Staatsführer entwickelt. In einem Interview mit der Wochenzeitung »Die Zeit « hat er über die vergangenen Tage gesprochen.
»Ich schlafe sehr wenig, trinke extrem viel Kaffee und führe sehr viele Gespräche«, sagt Selenskyi. »Ich bin bei meinem Volk.« Das sei für ihn der beste Schutz. »Wenn die Ukraine bei dir ist, fühlst du dich sicher. Dies ist ein Grundsatz, von dem sich viele im Westen etwas abschauen sollten.« Auf die Frage, ob er seine Frau und die beiden Kinder in den Westen geschickt habe, antwortet Selenskyj: »Meine Familie ist in der Ukraine.«
Die Invasion der russischen Armee sei keine Überraschung für ihn gewesen, sagt der 2019 zum Präsidenten gewählte Politiker. »Die Brutalität schon.« Furcht vor einer mutmaßlich bevorstehenden Kesselschlacht in Kiew habe er nicht. »Nicht wir sollten Angst haben, sondern die Politiker der Welt. Ich meine all diejenigen, die jetzt auf die Ukraine blicken und darüber nachdenken: Könnte es die gleiche Invasion in meinem Land geben?«
Auf die Frage, ob er einen von Wladimir Putin angedrohten Atomkrieg für möglich halte, sagt er der »Zeit«: »Ich denke, die Drohung mit einem Atomkrieg ist ein Bluff. Es ist eine Sache, ein Mörder zu sein. Ein Selbstmörder ist eine andere Sache«, so Selenskyj. »Man droht mit Atomwaffen nur dann, wenn alles andere nicht funktioniert.«
Er ist der Meinung, Putin habe auch Moldawien, Georgien und das Baltikum im Visier. »Ich bin sicher, dass auch Polen bedroht ist«, befindet der ukrainische Präsident. »Er will Europa auseinanderreißen, genau wie die Ukraine.« Selenskyj ist überzeugt: »Tatsächlich ist der gesamte Kontinent in Gefahr, solange Russland die Möglichkeit hat, einen anderen Staat anzugreifen.«