Bundestag stimmt zu Was Fahrgäste jetzt zum 49-Euro-Ticket wissen müssen

Ab dem 1. Mai können Fahrgäste für 49 Euro im Monat bundesweit den Nahverkehr nutzen. Nach und nach zeichnet sich ab, welche Vorteile das Ticket genau bietet. Mancherorts gilt es sogar für Hunde.
Ab dem 1. Mai können Fahrgäste deutschlandweit mit einem Ticket im ÖPNV fahren

Ab dem 1. Mai können Fahrgäste deutschlandweit mit einem Ticket im ÖPNV fahren

Foto: Christoph Schmidt / picture alliance / dpa

Seit Langem wird es vorbereitet, noch länger diskutiert, aber nun befindet sich das Deutschlandticket auf der Zielgeraden: An diesem Donnerstag hat der Bundestag dem Gesetzentwurf von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) zugestimmt, der die Finanzierung zwischen Bund und Ländern regelt. Damit hat das Ticket eine weitere Hürde genommen, nun steht noch das Votum des Bundesrats am 31. März aus. Wissing schrieb auf Twitter, das Deutschlandticket sei »die größte ÖPNV-Reform in der Geschichte Deutschlands«.

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Hier ein Überblick über die wichtigsten Fragen:

Wo gilt das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket soll ab 1. Mai in allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Deutschland gelten, also im Bahn-Regionalverkehr, in Bussen, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen und mancherorts auf Fähren. Nicht nutzbar sind Fernbusse und Fernzüge wie ICE, EC und IC der Deutschen Bahn oder anderer Anbieter.

Wie wird das Ticket angeboten?

Der offizielle Vorverkauf beginnt am 3. April. Schon jetzt können sich Interessierte bei den regionalen Verkehrsbetrieben vorregistrieren oder das Ticket vorbestellen.

Das Ticket wird digital angeboten, also per Smartphone-App. Es soll aber auch eine Chipkarte geben – und zunächst zudem in ausgedruckter Form akzeptiert werden. Das Deutschlandticket ist personengebunden, also nicht übertragbar. Auf jeden Fall muss ein Abonnement abgeschlossen werden, das aber monatlich kündbar sein soll.

Welche App benötige ich für das digitale Ticket?

Die App »Dein Deutschlandticket« wird nach Angaben des Entwicklers Mobility Inside ebenfalls ab Anfang April in den App-Stores verfügbar sein, damit Fahrgäste Abos abschließen und auch wieder kündigen können. Die App soll demnach mit E-Scooter- und Bike-Sharing-Angeboten verknüpft sein, Leihräder und Tretroller sollen dann direkt in der App mietbar sein. Auch weitere Fahrkarten etwa zur Fahrradmitnahme, für lokale Ticketangebote oder den DB-Fernverkehr sollen in der App erhältlich sein.

Schon jetzt lässt sich die »Deutschlandticket App« des Anbieters HanseCom herunterladen, in der man das Ticket vorbestellen kann. Zudem soll es auch in der bekannten DB-Navigator-App erhältlich sein.

Wie viel kostet das Ticket?

49 Euro, daher auch der Name »49-Euro-Ticket« – zumindest wird es am Anfang so viel kosten. Denn das heute vom Bundestag beschlossene Gesetz lässt offen, ob es auch in den kommenden Jahren bei dem Preis bleibt. So ist von einem »Einführungspreis von 49 Euro pro Monat« die Rede.

Zudem heißt es, für die Jahre nach 2023 würden Bund und Länder gemeinsam klären, wie die Finanzierung mit den »vereinbarten Zuschüssen in Höhe von je 1,5 Milliarden« sowie den Ticketeinnahmen sichergestellt wird. Spätere Erhöhungen sind also nicht ausgeschlossen. Um die Finanzierung über 2025 hinaus dauerhaft zu sichern, soll auf Grundlage einer Analyse 2025 ein erneutes Gesetzgebungsverfahren gestartet werden.

Was passiert mit bestehenden Abo-Verträgen?

Viele Verkehrsunternehmen und -verbünde weisen bereits darauf hin, dass Abo-Verträge mit Laufzeiten über den 1. Mai hinaus auf das 49-Euro-Ticket umgestellt werden können. Teils soll dies automatisch geschehen, teils müssen Fahrgäste dafür selbst aktiv werden.

Gibt es Zusatzangebote?

Eine Verknüpfung mit verbilligten Jobtickets ist geplant. Wenn Arbeitgeber das 49-Euro-Ticket als Jobticket anbieten und mindestens 25 Prozent der Kosten übernehmen, dann gewährt der Staat einen weiteren Rabatt von fünf Prozent. Dadurch kostet das Ticket für Arbeitnehmer nur noch höchstens 34,30 Euro.

Zudem sind regional weitere Vergünstigungen etwa für Schülerinnen, Studierende oder Sozialleistungsempfänger geplant oder werden diskutiert. Sie sollen entweder das 49-Euro-Ticket ergänzen – wie das »Junge-Leute-Ticket Saar«, mit dem das Saarland das Deutschlandticket für junge Menschen weiter bezuschusst – oder sie werden alternativ angeboten – wie das »JugendticketBW« in Baden-Württemberg für 365 Euro im Jahr. Einen Überblick über die Angebote finden Sie hier .

Forderungen gibt es auch nach Sonderregeln für Familien. Nach den bisherigen Plänen müsste jedes Familienmitglied ab sechs Jahren ein eigenes Ticket erwerben – anders als bei vielen bestehenden Ticketangeboten.

Der Fahrgastverband Pro Bahn sprach angesichts der unterschiedlichen Vergünstigungen und Zusatzkarten schon von einem »Flickenteppich« und mahnte grundlegende Regeln an, die bundesweit angewendet werden müssten.

Gibt es Mitnahmeregeln für andere Menschen, Fahrräder oder Hunde?

Mitnahmeregeln etwa für Familienangehörige, abends oder am Wochenende sind nicht vorgesehen. Ausgenommen sind Kinder bis sechs Jahre, deren Mitnahme in der Regel auch sonst kostenfrei ist. Regionale Ausnahmen sind aber möglich. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg etwa erlaubt in seinem Tarifgebiet die Mitnahme eines Hundes.

Wer profitiert wie stark von dem neuen Ticket?

Das ist abhängig von der individuellen ÖPNV-Nutzung sowie den bisherigen Ticketangeboten in der jeweiligen Region. Klar ist, dass bisherige Abo-Preise in Ballungsräumen meist deutlich über 49 Euro liegen, in ländlichen Regionen oft sogar im dreistelligen Bereich. Besonders stark profitieren dürften Pendlerinnen und Pendler im Umland großer Städte sowie Menschen, die viel an unterschiedlichen Orten unterwegs sind.

Weniger attraktiv ist das 49-Euro-Ticket für ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer, die bereits von vergünstigten Angeboten wie Sozialtickets profitieren, häufig Sonderregelungen wie Mitfahrangebote nutzen, sich mit anderen Menschen ein Ticket teilen oder an deren Wohnort die Verkehrsanbindung besonders schlecht ist. Allerdings dürfte sich das Ticket auch bei gelegentlichen, weiteren Fahrten im ländlichen Raum rasch lohnen. Durch die monatliche Kündbarkeit ist es so auch für Ausflüge oder Kurzurlaube interessant.

Welche Auswirkungen hat das 49-Euro-Ticket auf das bestehende Tarifsystem?

Tarif- und Verbundgrenzen verlieren plötzlich an Bedeutung. Für viele, die bisher Nahverkehrstickets einzeln erwerben, dürfte ein Abo für 49 Euro attraktiv werden. Viele bestehende Ticket- und Abo-Angebote dürften hingegen nicht mehr konkurrenzfähig sein.

Ist das Ticket final beschlossen?

Nein. Der Bundesrat muss in seiner nächsten Sitzung am 31. März noch zustimmen – das gilt aber als sicher.

lki/AFP/Reuters/dpa
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