Test des ADAC Realer Stromverbrauch von E-Autos deutlich höher als vom Bordcomputer angezeigt

Elektroautos verbrauchen einem Test des ADAC zufolge deutlich mehr Strom als vom Bordcomputer angegeben. Vor allem ein Tesla-Modell fiel durch eine hohe Abweichung auf.
Beim Laden, aber auch beim Fahren eines E-Autos können Verluste entstehen, die nicht vom Bordcomputer erfasst werden. In einem Test des ADAC lag der tatsächliche Stromverbrauch um bis zu 25 Prozent über dem Wert des Bordcomputers

Beim Laden, aber auch beim Fahren eines E-Autos können Verluste entstehen, die nicht vom Bordcomputer erfasst werden. In einem Test des ADAC lag der tatsächliche Stromverbrauch um bis zu 25 Prozent über dem Wert des Bordcomputers

Foto: Andreas Weihs/ imago images

Ein Blick auf den Bordcomputer zeigt, wie viel Strom ein E-Auto verbraucht - einem Test des ADAC zufolge ist diese Angabe jedoch nur die halbe Wahrheit. Vor allem Verluste beim Ladevorgang bleiben demnach unberücksichtigt. Dadurch können die tatsächlichen Stromkosten deutlich höher liegen, als es die Angabe des Bordcomputers vermuten lässt.

Dafür hat der ADAC 15 Elektroautos auf ihren realen Verbrauch im Vergleich zur Angabe im Bordcomputer überprüft. Grundlage war der Ecotest des Autoclubs, bei dem die Autos auf einem Prüfstand einen bestimmten Zyklus abfahren. Alle Autos wurden nach Angaben des ADAC außerdem an der gleichen Ladestation, einer Wallbox mit 22 Kilowatt Leistung, mit dem Ladekabel des jeweiligen Herstellers bei einer Temperatur von 23 Grad Celsius geladen.

Abweichung zwischen Bordcomputer und Realverbrauch beim Kia e-Niro am geringsten

Je nach Fahrzeug wichen dabei der reale Stromverbrauch und die Angabe im Bordcomputer um zehn bis 25 Prozent voneinander ab. Der Bordcomputer des Kia e-Niro kam dem Realverbrauch dabei am nächsten, die Angabe wich nur um 9,9 Prozent ab. Beim BMW i3 betrug die Abweichung 12,2 Prozent, beim Audi e-tron 14 Prozent. Bei mehreren beliebten Stromern lagen die Bordcomputer sogar noch weiter daneben.

So betrug die Differenz zum Realverbrauch beim VW e-up 15,8 Prozent, beim Renault ZOE sogar stolze 19 Prozent, der Seat Mii electric rangierte mit 20,8 Prozent auf dem zweiten Platz. Die höchste Abweichung gab es beim Tesla Model 3 LR mit 24,9 Prozent, das Tesla Model 3 SR+ schnitt mit 18 Prozent Abweichung etwas besser ab.

Bordcomputer nicht zu 100 Prozent genau

"Beim Laden entstehen immer Verluste, bei Elektroautos ist das aufgrund der Strommenge im Gegensatz zum Smartphone ein relevanter Wert", erklärt Ralf Petri, Leiter des Geschäftsbereichs Mobility beim Verband der Elektrotechnik (VDE). Die Differenz zwischen dem Bordcomputer und dem realen Stromverbrauch habe verschiedene Ursachen.

"Bordcomputer haben eine Toleranz und sind nicht zu 100 Prozent genau, ähnlich wie ein Tacho", so Petri. Gleichzeitig stehe nicht der gesamte Strom für den Antrieb zur Verfügung, sondern werde auch für Nebenaggregate wie zum Beispiel das Kühlen oder Heizen der Batterie verwendet, führt Petri aus. Ob diese Werte vom Bordcomputer gemessen werden, sei jedoch Sache der Hersteller. "Das führt zu erheblichen Schwankungen bei der Differenz zwischen Bordcomputerangabe und realem Stromverbrauch", so Petri.

ADAC fordert separate Angabe der Ladeverluste

Hinzu kommen dann noch Verluste während des Ladens, vor allem im Ladegerät an Bord und der Batterie. Der ADAC fordert deshalb von den Herstellern, künftig die Ladeverluste bei den technischen Angaben separat aufzuführen und in der Entwicklung stärker auf effiziente Ladesysteme zu achten. Ein Unterscheidungsmerkmal für die Qualität der Fahrzeuge ist die Schwankung zwischen Realverbrauch und Bordcomputer aber offenbar nicht. Die Abweichung zwischen den Modellen sage nichts über die Autos selbst aus, erklärt VDE-Experte Petri, "da wir nicht wissen, was die Bordcomputer wie erfassen".

Die Differenz macht sich aber am Ende beim Kunden bemerkbar, da die tatsächlichen Stromkosten höher sein können, als es die Angabe im Bordcomputer vermuten lässt - schließlich müssen die Ladeverluste mitbezahlt werden. Das gilt dem VDE-Experten Ralf Petri zufolge aber nur auf der Seite des Autos. Zwar entstünden auch in der Ladesäule Verluste von rund zehn Prozent, die gingen aber zulasten des Betreibers. "Der Kunde bekommt die Strommenge, die er auch bezahlt, das ist im Mess- und Eichrecht klar geregelt", so Petri.

ene
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