Gegenleistung für Staatshilfe Air France soll Inlandsflüge zugunsten von Schnellzügen streichen

Die TGV der französischen Staatsbahn könnten sich bald stärker füllen - auf einigen Strecken fällt Air France als Konkurrent womöglich weg
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Während staatliche Hilfen für die Lufthansa in der Coronakrise wahrscheinlicher werden, hat der französische Staat bereits ein Sieben-Milliarden-Euro-Hilfspaket für die Air France angekündigt. Finanzminister Le Maire knüpft die Hilfen jedoch an eine Bedingung : Air France müsse die Fluglinie werden, "die die Umwelt am meisten respektiert", erklärte der Minister gegenüber dem Radiosender France-Inter .
Die Vorgaben haben konkrete Auswirkungen auf den Flugplan: Inlandsflüge sollen gestrichen werden, sofern die Strecke auch in weniger als 2,5 Stunden mit dem Zug zurückgelegt werden könne, sagte Le Maire. Solche Strecken zu fliegen, sei "nicht gerechtfertigt".
Klimaauflagen bei Lufthansa-Hilfen bisher außen vor
Damit würde die Fluglinie als Reiseoption auf einigen der wichtigsten Verbindungen des Landes wohl wegfallen. Durch das gut ausgebaute Streckennetz des TGV sind unter anderem Bordeaux und Lyon von Paris aus in weniger als 2,5 Stunden zu erreichen, bislang bot Air France aber auch Flugverbindungen in beide Städte an. Die Strecke zwischen der Hauptstadt und Marseille ist mit einer Fahrzeit von knapp über drei Stunden dagegen zu lang.
In der Diskussion rund um Staatshilfen für die angeschlagene Lufthansa spielten Klimaauflagen wie für Air France bisher jedoch keine Rolle , auch wenn die Grünen eine aktive Beteiligung des Staates an der Lufthansa forderten, um Klimaschutzziele durchzusetzen. Dabei gehe es um "Fragen der Reduzierung von Kurzstreckenflügen und Nachtflügen, mehr Kooperation mit der Bahn und den Einsatz von alternativen, klimafreundlichen Treibstoffen", sagte Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler.
Eine Vorgabe nach französischem Vorbild würde auch hierzulande zahlreiche Flugverbindungen betreffen, hier einige Beispiele:
Die Strecke Stuttgart - Frankfurt sowie Stuttgart - Frankfurt (Flughafen), die der ICE in rund zwei Stunden zurücklegt
Die Verbindung von Düsseldorf nach Frankfurt mit einer Fahrzeit von einer Stunde und vierzig Minuten
Gleiches gilt für die Strecke München - Nürnberg, auf der der ICE rund eine Stunde unterwegs ist
Der deutsche ICE taugt im Vergleich zum TGV aber deutlich schlechter als Flugzeugersatz. Auf wichtigen Verbindungen ist die Deutsche Bahn ziemlich langsam unterwegs. So dürfte auf den Strecken zwischen Frankfurt und Leipzig sowie Frankfurt und München weiterhin geflogen werden, denn sie wären mit rund drei Stunden Fahrzeit zu lang.
Während der TGV auf einem eigenen Streckennetz verkehrt, muss sich der ICE die Gleise vielerorts mit langsameren Zügen teilen. Zudem halten deutsche Schnellzüge auch in vergleichsweise kleinen Orten wie Fulda oder Montabaur. Das führt zu längeren Reisezeiten, so kommt ein ICE aus München nach knapp 400 Kilometern und rund drei Stunden und fünfzehn Minuten in Frankfurt am Main an, während einige TGV im selben Zeitraum die circa 775 Kilometer lange Strecke zwischen Paris und Marseille schaffen.
Derartige Verbindungen wären aber auch in Deutschland möglich, mit einem ähnlich gut ausgebauten Hochgeschwindigkeitsnetz könnte der ICE beispielsweise die Strecke zwischen Hamburg und München in drei Stunden und zwölf Minuten zurücklegen.