Abgasskandal Hersteller zahlen bis zu 10.000 Euro Prämie

Auspuff eines VW-Diesel (Symbolbild)
Foto: Michael Probst/ APVolkswagen will die Besitzer älterer Dieselfahrzeuge angesichts drohender Fahrverbote mit einer Umstiegsprämie von bis zu 10.000 Euro zum Kauf eines neuen VW bewegen. Mit dem Angebot für Dieselautos der Abgasnormen Euro-1 bis Euro-4 konkretisierte der Konzern am Dienstag Ankündigungen um Rahmen des umstrittenen Dieselgipfel (lesen Sie hier dazu den Kommentar). Die Höhe der Prämie richtet sich nach dem neuen Modell: Je teurer der Neukauf, desto höher die Prämie.
Bis zu 10.000 Euro können Autokäufer zum Beispiel für den Erwerb eines VW-Diesel-Touareg mit der Abgasnorm Euro-6 erhalten, wenn sie ein altes Auto gleich welcher Marke verschrotten. Bei einem Golf sind es 5000 Euro.
Durch den Kaufanreiz für neuere Autos soll die Abgasbelastung durch giftige Stickoxide reduziert werden, die in mehreren deutschen Großstädten für ein Fahrverbot von Dieselantrieben sorgen könnten. Für den Erwerb von Autos mit alternativen Antriebsarten wie Erdgas oder Elektro stellt VW zudem bis zu 2380 Euro Prämie pro Fahrzeug in Aussicht. Die beiden Prämien gelten bis Ende 2017.
Die VW-Tochter Audi bietet modellabhängig zwischen 3000 und 10.000 Euro für den Umstieg auf neue Autos. BMW hatte eine Umstiegsprämie von bis zu 2000 Euro ausgelobt, Ford will zwischen 2000 und 8000 Euro beisteuern, wenn die Kunden sich ein emissionsärmeres neues Auto kaufen. Bei Toyota winken bei Kauf eines Hybridantriebs bis zu 4000 Euro. Mehrere andere Autobauer erwägen derzeit noch, wie hoch bei ihnen die Abwrackprämie für alte Diesel ausfallen soll.
Sinn der Aktion ist umstritten
Ob diese Maßnahme das Problem der Stickoxidbelastung faktisch senken wird, ist allerdings fraglich. Denn die Prämie gilt ausdrücklich für Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 6. Diese übersteigen aber, wie bei Messungen festgestellt wurde, im Realbetrieb je nach Hersteller und Modell die Stickoxid-Grenzwerte um ein Vielfaches - tragen also faktisch auch nicht zu Verbesserung der Luftqualität bei. Deswegen wurde verschiedentlich diskutiert, mögliche Fahrverbote in Städten auch auf Euro-6-Fahrzeuge auszuweiten.
Sinnvoll wäre ein Umstieg auf Modelle mit Motoren mit der Euronorm 6d, die Ende 2017 eingeführt wird. Fahrzeuge, die diese Norm erfüllen, müssen ihren Stickoxidausstoß nicht nur bei Labortests, sondern auch im Realbetrieb nachweisen - sind also tatsächlich sauber. Entsprechende Motoren gibt es schon, allerdings wird es noch dauern, bis sie in allen Fahrzeugen der Hersteller verfügbar sind.
Abgasmessungen im Winterhalbjahr 2016/17 an 16 Diesel-Pkw
Euro 6 Diesel-Pkw | Ø CO2 g/km | Ø NOx mg/km | Faktor Grenzwertüberschreitung |
---|---|---|---|
Fiat 500X 2.0 Cross 4x4 | 160 | 1380 | 17,2 |
Renault Captur 1.5 dCi 110 | 118 | 1316 | 16,5 |
Volvo S90 4D | 143 | 1076 | 13,4 |
Mercedes B 180 d | 134 | 1039 | 13,0 |
Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi | 151 | 995 | 12,4 |
Hyundai i20 1.1 CRDi | 110 | 861 | 10,8 |
Mercedes C 220d | 131 | 770 | 9,6 |
Land Rover Discovery Sport HSE TD4* | 172 | 1242 | 6,9 |
Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi | 144 | 519 | 6,5 |
Mercedes S 350 BlueTec** | 186 | 412 | 5,2 |
Mazda CX5 2.2 Skyactiv-D | 176 | 403 | 5 |
BMW 520d Touring | 139 | 272 | 3,4 |
BMW X1 xDrive18d | 151 | 238 | 3 |
Mercedes GLC 220d** | 150 | 193 | 2,4 |
Audi A5 2.0 TDI** | 117 | 40 | 0,5 |
Mercedes E 200d (neue Motorgeneration, OM 654) | 148 | 43 | 0,5 |
** CO2-Wert unter Vorbehalt
Quelle: Deutsche Umwelthilfe, Wintermessungen September 2016 - März 2017