
Automuseum in Abu Dhabi: Hauptsache groß
Abu Dhabi Autos groß wie Häuser
Je größer die Kinder, desto größer das Spielzeug. Besonders deutlich wird das im Emirates National Auto Museum von Abu Dhabi, das eigentlich die Privatgarage von Hamad Bin Hamdan Al Nahyan ist. Der Scheich gehört zur Herrscherfamilie des Emirats und hat, wie die Mehrzahl der sehr reichen Araber, eine Vorliebe für starke und teure Autos. Nur dass sie bei ihm noch ein bisschen größer sein müssen. Viel größer, um genau zu sein.
In der Mitte der riesigen Wellblechpyramide, die das Museumsgebäude bildet, steht das vielleicht gewaltigste Auto der Welt: Ein haushoher Nachbau des Dodge Power Wagen von 1950. Der feuerrote Pick-up im Maßstab 4:1 wiegt 50 Tonnen und ist so groß, dass man mit dem Original unter ihm durchfahren kann. Allein die Räder, die Hamad Bin Hamdan Al Nahyans Techniker von einem Schwerlaster übernahmen, sind drei Meter hoch. Die Scheibenwischer stammen von einem Ozeandampfer, und bis man ins Führerhaus gelangt, muss man mehrere Treppen erklimmen.
Der Koloss kann sogar fahren. "Wir haben einen 300 PS starken Sechszylinder-Dieselmotor eingebaut, um den Power Wagon hier auf dem Gelände zu rangieren", verriet Seine Hoheit kürzlich in einem Fernseh-Interview und wirkte dabei so glücklich wie ein Kind im Sandkasten.
Vor allem Mercedes-Modelle haben es dem Scheich angetan
Den Dodge Pick-up hat der Scheich nicht ohne Grund ins Herz geschlossen. Der barocke Pritschenwagen aus Detroit gehörte zu den ersten Autos, mit denen in den fünfziger Jahren Ölfirmen die vermeintlichen Lagerstätten in den Emiraten erkundeten: Das riesige Auto erinnert seinen Besitzer so jeden Tag an den Ursprung seines unermesslichen Reichtums. Einen Teil des Geldes legte der Scheich in einer der größten und vor allem schrillsten Autosammlungen der Welt an. Im Schatten des riesigen Pick-ups parken Dutzende Oldtimer vom Benz-Motorwagen bis zum bonbonfarbenen Cadillac, Eigenbauten wie ein vom Mondfahrzeug inspirierter Buggy mit diamantbesetzten Sitzen unter einer Plexiglashaube und vor allem jede Menge Mercedes-Modelle.
Die Autos aus Stuttgart haben es Hamad Bin Hamdan Al Nahyan besonders angetan. Allerdings mussten die Schwaben ein bisschen nacharbeiten, um den besonderen Geschmack des Scheichs zu treffen: So galt es zum Beispiel, die S-Klasse zu einem Cabrio umzubauen, das große CL Coupé aus Sindelfingen in einen Flügeltürer zu verwandeln oder dem SL einen goldenen Kühlergrill anzupassen.
Neben den Superlativen auf Rädern parken auch Smart und Trabi
Warum man den Hausherrn auch "Rainbow-Scheich" nennt, sieht man beim Blick auf seine stattliche Flotte von Luxuslimousinen des Typs Mercedes S-Klasse. Sieben Autos bestellte der Scheich 1983 in Stuttgart, für jeden Tag der Woche eines; und jedes in einer anderen Farbe. Dabei gab sich der Scheich mit der Neulackierung der Karosserie allein nicht zufrieden. Jedes, wirklich jedes Detail wurde entsprechend gefärbt - von den Sitzen über das Lenkrad und die Türtafeln bis hin zum Rückspiegel, zu den Fußmatten, und sogar der Tankdeckel erhielt die neue Farbe. Selbst der Kühlschrank und die M16-Gewehre im Kofferraum sind jeweils in der Wagenfarbe lackiert.
Zwischen dieser kunterbunten Luxusflotte, US-Straßenkreuzern aus den fünfziger und sechziger Jahren, New Yorker Taxis, allerlei Kriegsgerät und Geländewagen stehen auch ein paar vergleichsweise gewöhnliche Autos im Museum: VW Käfer, Mini und sogar ein Trabi und ein Smart sind in der PS-Pyramide geparkt. Allerdings ging es dem Hausherren da wohl weniger um Fahrspaß als um den Sammlerwert. Der Smart zum Beispiel hat noch keinen einzigen Kilometer auf dem Zähler und ist innen noch komplett mit Plastikfolie verhüllt. Aus arabischer Sicht gelten sparsame und kleine Autos eben als echte Exoten.
Ein riesiger Land Rover weist den Weg
Wenn der Scheich auf Reisen geht, nimmt er seinen Hofstaat einfach mit. So, wie er in seinem geliebten Power Wagon Schlafzimmer und Salons einbauen ließ, so parken draußen vor dem Gebäude noch zwei Reisemobile der etwas größeren Art: Eine Villa in einer fahrbaren Weltkugel und ein Palast auf Rädern, der vom Guinness-Buch offiziell zum größten Wohnwagen der Welt gekürt wurde. 20 Meter lang, 12 Meter hoch und ebenso breit wirkt das Trumm mit der grauen Wellblechverkleidung vielleicht nicht sonderlich elegant. Aber wer soll bei jeweils acht Schlaf- und Badezimmern oder vier Garagen schon nach solchen Nebensächlichkeiten schauen?
Hinter dem Haus geht der Gigantismus weiter: Dort wächst ein Willys-Jeep in den Himmel. Das 13 Meter lange Gefährt ist so groß, dass ein erwachsener Mann gerade mal bis zur Radnabe reicht. Genau wie den Power-Wagon kann man auch den Jeep tatsächlich fahren - allerdings nicht mit dem mannshohen Lenkrad über dem riesigen Sitz, sondern von einem kleinen Steuerstand aus, der sich hinter dem Kühlergrill verbirgt.
Zwar liegt das Museum etwas abseits, doch wer den Wüstenhighway E11 verlässt und nach Süden ins Landesinnere fährt, kann das Gelände kaum verfehlen: Wenn links am Straßenrand anstelle einer normalen Raststätte ein Kaffeeausschank in einem Land Rover von der Größe eines Einfamilienhauses auftaucht, ist man kurz vor dem Ziel.