Negativpreis ADAC zum "Info-Blockierer" des Jahres gekürt

Erst zweifelhafte Dementis, dann chaotisches Krisenmanagement: Für seine Informationspolitik ist der ADAC mit der Negativauszeichnung "Verschlossene Auster" prämiert worden. Beim Autoklub gibt man sich zerknirscht.
ADAC-Zentrale in München: Wenig rühmliche Auszeichnung

ADAC-Zentrale in München: Wenig rühmliche Auszeichnung

Foto: MICHAELA REHLE/ REUTERS

Hamburg - Für seinen Umgang mit dem Manipulationsskandal musste der Autofahrerklub ADAC viel Kritik und Spott einstecken. Nun erhalten die Münchner auch noch eine wenig schmeichelhafte Auszeichnung. Nach Ansicht des Journalistenvereins Netzwerk Recherche ist der ADAC "Informationsblockierer des Jahres".

Der Verein übergab dem ADAC am Samstag seinen Negativpreis "Verschlossene Auster". Der Klub habe Berichte über Manipulationen und Ungereimtheiten zunächst bestritten und abgewiegelt, sagte Laudator Alfons Kifmann.

Als die Vorwürfe sich bewahrheiteten, habe der Verein in der Krisenbewältigung versagt. "Ich meine, für diese konsequent abwehrende und widersprüchliche Informationspolitik hat der ADAC die 'Verschlossene Auster' wirklich verdient", sagte Kifmann. Er war selbst zwischen 1995 und 1998 ADAC-Funktionär.

Statt aufzuklären, habe der ADAC die Medien nach den ersten Veröffentlichungen pauschal diffamiert, heißt es auf der Internetseite von Netzwerk Recherche. Der damalige Geschäftsführer des Klubs, Karl Obermair, hatte die Nachforschungen der Presse als "Schande für den Journalismus" bezeichnet.

Der ADAC folgt auf frühere Preisträger wie Aldi, die katholische Kirche und den Fußballverband Fifa - und gibt sich zerknirscht. Man habe "nicht entschuldbare Fehler" gemacht, heißt es in einer Stellungnahme. Die zweite Vorsitzende des Vereins, Julia Stein, verlas das Antwortschreiben auf der Preisverleihung.

Im Januar hatte das Präsidium des Klubs eingeräumt, dass bei der Autowahl "Gelber Engel" die Ergebnisse manipuliert wurden. Es folgten weitere Unstimmigkeiten und Verfehlungen - so wurden Rettungshubschrauber und Rettungsflieger durch ADAC-Mitarbeiter für private Zwecke missbraucht, "Gelbe Engel" als Profitmacher entlarvt und bisher angesehene Tests als unsauber kritisiert.

Wirklich geschadet hat das Imagedebakel dem Verein aber offenbar nicht. Ende Juni hatte der ADAC seine Jahreszahlen vorgelegt. Demnach sank Die Zahl der Menschen, die auf Europas größten Autoklub vertrauen, gerade einmal von 18,94 Millionen im Jahr 2013 auf 18,93 Ende Mai 2014.

jok/dpa
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