Manipulationsskandal Meyer will ADAC-Regionalfürst bleiben - Prüfbericht bestätigt Fälschungen

Ex-ADAC-Präsident Meyer: "Bis auf weiteres" Chef des Regionalclubs Nordrhein
Foto: Karlheinz Schindler/ dpaMünchen/Berlin - Peter Meyer ist zwar von seinem Amt als ADAC-Präsident zurückgetreten, doch eine andere Führungsposition will er behalten: Er bleibt "bis auf weiteres" Chef des Regionalclubs Nordrhein. Das bestätigte eine Sprecherin gegenüber SPIEGEL ONLINE. Weiter wollte der Regionalclub diese Entscheidung nicht kommentieren. Meyer trat 2001 seinen Posten als ADAC-Präsident an und ist seit 2005 Regionalfürst am Nordrhein.
Am Montag hatte der 64-Jährige seinen Rücktritt als ADAC-Präsident bekanntgegeben. Damit kam er allerdings nur einer Amtsenthebung zuvor: Seine Präsidiumskollegen hatten bereits ein Suspendierungsverfahren gegen ihn beschlossen heißt es beim ADAC. Meyer sieht das jedoch anders. Es habe keinen Beschluss für eine Amtsenthebung gegeben. "Ein Suspendierungsverfahren kann gemäß ADAC Satzung nur auf Antrag des Generalsyndikus vom Präsidium beschlossen werden. Ein solcher Antrag wurde nicht gestellt. Insofern ist diese Mitteilung unrichtig", ließ Meyer verlauten.
Aus dem ADAC-Hauptsitz in München und der Niederlassung des Regionalclubs Nordrhein in Köln kamen weitere widersprüchliche Angaben: In der Pressemitteilung aus München heißt es, "jedem in der Führungsspitze des ADAC" sei bewusst geworden, dass die Struktur des Vereins "den mit der Organisationsgröße verbundenen Anforderungen nicht mehr gerecht wird". Für die zahlreichen Vorwürfe, die gegen den Verein erhoben wurden, übernehme Meyer nun die Verantwortung.
Dagegen wird Meyer in der Mitteilung aus Köln mit folgenden Worten zitiert: "Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger allein verantwortlich gemacht werden." Ein Schuldeingeständnis klingt anders.
Dass seine Suspendierung bereits beschlossene Sache war und sich die Mehrheit von Präsidium und Verwaltungsrat gegen ihn stellte, will er offenbar auch nicht wahr haben. Denn in der Erklärung seines Regionalclubs heißt es: "Die Entscheidung zur Demission wurde von ihm allein und sorgfältig überlegt gefällt."
"Dieser Rücktritt wird allein nicht ausreichen", sagt der Justizminister
Auch in der Bundesregierung ist man allerdings der Ansicht, dass nicht nur Meyer für die Krise des mitgliederstärksten deutschen Vereins verantwortlich ist. "Dieser Rücktritt wird allein nicht ausreichen", kommentierte Verbraucherschutz- und Justizminister Heiko Maas (SPD) die Entscheidung des ADAC-Präsidenten. "Der ADAC muss sich das verlorene Vertrauen seiner Mitglieder zurück erarbeiten. Dafür braucht es größtmögliche Transparenz und grundlegende Reformen." Verbraucher müssten sich darauf verlassen können, dass Produkttests und Umfragen nicht manipuliert werden, forderte Maas.
Der gleichen Ansicht sind Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer und Stefan Bratzel. Er halte auch den ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair für nicht weiter tragbar, sagte Dudenhöffer der "Rheinischen Post". "Nachdem die ersten Enthüllungen über die Manipulationen beim 'Gelben Engel' veröffentlicht wurden, hat Obermaier sich darüber öffentlich lustig gemacht statt aufzuklären. Allein darum ist er als hauptamtlicher ADAC-Chef nicht mehr tragbar und muss sofort gehen."
Bratzel, Leiter des Center of Automotive in Bergisch Gladbach, hält laut der "Rheinischen Post" Meyers Rücktritt für den richtigen Weg, weil eine grundlegende Reform nun leichter möglich sei. "Aber auch in der Geschäftsführung muss sich jeder Verantwortliche fragen, ob er glaubhaft für einen Neuanfang stehen kann", betonte er.
Die Konkurrenz des ADAC sparte ebenfalls nicht mit einem kritischen Kommentar. "Dieser Rücktritt war ebenso absehbar wie unausweichlich", sagte ein Sprecher des Auto Club Europa (ACE). "Der Verein muss jetzt zwar nicht mehr die Last seines Präsidenten tragen, am Gewicht der eigenen Probleme hat sich vorerst aber nichts geändert."
ADAC räumt gefälschte Rangfolge beim "Gelben Engel" ein
Mittlerweile hat der ADAC bestätigt, dass beim Autopreis "Gelber Engel" neben der Teilnehmerzahl in diesem Jahr auch die Rangfolge gefälscht wurde. Das gab der Verein am Montag bekannt. Damit nimmt das Image des Clubs weiter Schaden: Die Autohersteller Volkswagen, BMW und Daimler werden nun ihre Preise zurückgeben, die sie bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" erhielten.
Es gebe zudem Anhaltspunkte dafür, dass auch in den Vorjahren ähnliche Veränderungen vorgenommen worden seien. Das habe die Unternehmensberatung Deloitte bei ihrer Untersuchung der Abstimmung herausgefunden. Klarheit darüber gebe es aber noch nicht. Die Ergebnisse für die Wettbewerbe der Jahre 2005 bis 2013 würden voraussichtlich in der kommenden Woche kommuniziert.
"Gründe für die falschen Ergebnisse sind Deloitte zufolge sowohl vorsätzliche Veränderungen als auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten", heißt es in einer Mitteilung. "Unsere Untersuchungen haben Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen bei der Wahl zum 'Lieblingsauto 2014' offenbart", sagte der bei Deloitte zuständige Partner Frank Marzluf.
Abhängig von den weiteren Ergebnissen werde der ADAC nun rechtliche Schritte gegen den geschassten Kommunikationschef Michael Ramstetter vorbereiten, hieß es weiter.
Das Amt des Präsidenten übernimmt beim ADAC kommissarisch der bisherige Vize August Markl. Die Nachfolge soll bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai 2014 geregelt werden.