Verkehrsminister im "heute-journal" "Dann gehen wir mal zum Autohändler, Frau Slomka"

Verkehrsminister Andreas Scheuer, Marietta Slomka
Foto: ZDF"Dann gehen wir mal zum Autohändler, Frau Slomka, und schauen, welche Möglichkeiten es da gibt." So oder so ähnlich könnte ein Verkaufsgespräch zwischen Autoverkäufer und Kunde beginnen. Tatsächlich war es Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der so versuchte, Nachrichtenmoderatorin Marietta Slomka im "heute-journal" vom jüngsten Dieselkompromiss zwischen der Regierung und der Autoindustrie zu überzeugen.
Slomka hatte kritisiert, dass der Kompromiss vielen Fahrern alter, dreckiger Dieselautos nicht wirklich helfe. Für die am Donnerstag vereinbarten 3000 Euro Rabatt der Industrie könnten sie sich schließlich keinen neuen Wagen kaufen. Auf einen solchen sind Autofahrer in vielen Städten aber angewiesen, weil Gerichte zunehmend Fahrverbote verhängen. Daraufhin folgte Scheuers Angebot, mit der Moderatorin beim Autohändler nach einem netten Neuwagen zu suchen. Doch Slomka ließ nicht locker.
Das Geld nütze auch Fahrern wenig, die ihren Wagen mit neuer Abgastechnik nachrüsten lassen wollten und das Geld als Zuschuss dafür in Anspruch nehmen wollten. Denn Lösungen für eine Hardwarenachrüstung kommen erst 2019 oder sogar 2020 auf den Markt. Die ersten Fahrverbote greifen aber bereits seit diesem Jahr in Hamburg. Im kommenden Jahr sollen weitere Fahrverbote in Köln und Bonn eingeführt werden, womöglich auch in Stuttgart, Berlin und anderen Städten.
Dafür hatte Scheuer auch keinen guten Rat, und was er Slomka für die 3000 Euro im Autohaus hätte anbieten können, lies er ebenfalls unbeantwortet.
Dieselskandal hat nichts mit Fahrverboten zu tun
Stattdessen holte der Minister zum Gegenschlag aus, warf Slomka vor, sie vertrete eine populistische Ansicht und lenkte mit einer überraschenden These ab: "Die Fehler und Manipulationen haben mit der jetzigen Situation der Fahrverbote und den Problemen in den Innenstädten nichts zu tun", leugnete er den Zusammenhang zwischen Autoabgasen von Schummeldieseln und Luftverschmutzung. "Die 6,3 Millionen Softwareupdates haben die Autos in Ordnung gemacht", so Scheuer. Viele Fachleute bezweifeln das, und Slomka ließ sich nicht von ihrer Kritik abbringen. Auch Scheuer beharrte auf seinem Punkt.
Hängen blieb mal wieder das Bild eines Ministers, der sich nur allzu gern für die Autoindustrie ins Zeug legt. Erst vor wenigen Tagen hatte das Scheuer unterstellte Kraftfahrtbundesamt mit einem Schreiben für Schlagzeilen gesorgt, in dem es im Briefkopf für die Umtauschprogramme der Autohersteller warb. Dass der Minister Autofahrer persönlich mit ins Autohaus nimmt, war dem Schreiben allerdings nicht zu entnehmen.