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Audi S7: Racer mit Nadelstreifen

Foto: Audi

Autogramm Audi S7 Entzug im Anzug

Als Schönling ist der Audi A7 etabliert, jetzt soll der Wagen auch als Athlet auftrumpfen. Mit einem 420 PS starken V8-Motor stürmt die Variante S7 die Überholspur. Eine neue Zylinderabschaltung sorgt dafür, dass die Vollgasorgie nicht im Vollsuff endet.

DER ERSTE EINDRUCK: "Das soll ein Sportwagen sein?" denkt man bei der ersten Begegnung mit dem S7 spontan. Doch wer im "Drive-Select"-Menü Fahrwerk, Lenkung und Getriebe in den Dynamic-Modus bringt, verwandelt den Schöngeist in einen brettharten Knochenschüttler.

DAS SAGT DER HERSTELLER: Projektleiter Renald Lassowski nennt den S7 "die perfekte Kombination aus Kraft, Komfort und Kultur" und hält ihn für den besseren Kompromiss als etwa die M-Versionen von BMW oder die AMG-Varianten von Mercedes. Allerdings sind die S-Modelle von Audi auch nicht so stark und so schnell wie die Konkurrenten. Wird bei jenen gegen Aufpreis das Spitzentempo auf bis zu 300 km/h angehoben, ist bei Audi kategorisch bei 250 Schluss.

DAS IST UNS AUFGEFALLEN: Was man erstaunlicherweise kaum mitkriegt, ist die Zylinderabschaltung, die bei gemäßigter Fahrt automatisch den halben Motor stilllegt. Mit reichlich elektronischen Schnickschnack bis hin zur synthetischen Klangkontrolle kaschieren die Ingenieure den Wechsel zwischen Acht- und Vierzylinderbetrieb so gründlich, dass man den Unterschied nur mit größter Konzentration wahrnimmt. Erst beim Tanken wird die Sache klar: Der neue V8-Motor ist um rund ein Drittel sparsamer als der bisherige V10-Motor, so dass der S7 im Normzyklus mit 9,7 Litern auskommt. Wer den Wagen jedoch artgerecht bewegt, sollte mindestens 50 Prozent Expresszuschlag einkalkulieren.

DAS MUSS MAN WISSEN: Der S7 kostet 79.900 Euro, der Verkauf startet im Juli. Er kommt zeitgleich mit S6 Limousine und Avant. Alle drei Autos nutzen den neuen V8-Direkteinspritzer mit Doppelturbo, den Audi schon im S8 einsetzt und auch an die Konzernschwester Bentley für den Continental liefert. Allerdings leistet der Motor im großen Audi 520 und bei den Briten 507 PS. In den Modellen S7 und S6 erhält der identische Motor einen anders programmierten Chip, sowie eine veränderte Steuerelektronik, einen anderen Turbolader, Ladedruck und ein anderes Thermomanagement.

DAS WERDEN WIR NICHT VERGESSEN: Weit mehr als die Spartechnik des V8 bleibt die knauserige Ausstattungspolitik von Audi in Erinnerung. 79.900 Euro für ein Auto, in dem man das Lenkrad noch von Hand verstellen und für ein Navigationssystem Aufpreis zahlen muss? Nicht dass uns die Kraft für das eine oder der Orientierungssinn für das andere fehlen würde, doch in diesem Fall wirkt das kleinkariert und geizig. Merke: Über einen hohen Grundpreis ärgert sich das Gros der Kunden weniger als über Extrakosten für Dinge, die in dieser Preisklasse selbstverständlich sein sollten.

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