Es gibt derzeit eine groteske Ungleichzeitigkeit in der Automobilindustrie zwischen Gestalt und technischem Inhalt. Während sich die Technik der Fahrzeuge rasant weiterentwickelt und in absehbarer Zeit Fahrzeuge mit neuen Hybrid- und Elektroantrieben auf den Markt kommen werden, herrscht beim Design nahezu Stillstand.
Ein Auto ist ein Auto ist ein Auto könnte man auch sagen. Jedenfalls spiegeln sich die angeblich vorrangigen Technikthemen wie Leichtbau, Elektrifizierung des Antriebs oder der sogenannte Downsizing-Trend - also das Gesundschrumpfen übertriebener Größe in jeder Hinsicht - praktisch gar nicht in den Designs aktueller Automodelle wider.
Wenn das irgendwann doch geschieht, könnte es bedeuten, dass auch das Karosserie- und Innenraumdesign einen Entwicklungssprung vollziehen wird. Wie Autos danach aussehen werden, ist noch unklar. Vorschläge für die künftige Ästhetik von Fahrzeugen und Studien neuer Autokonzepte gibt es allerdings reichlich.
Die jüngsten stammen von Studierenden der Fachhochschule Pforzheim des dortigen Studiengangs Transportation Design. Zum Abschluss des Wintersemesters werden jetzt die in den vergangenen Monaten entstanden Arbeiten in einer Werkschau (5. und 6. Februar) im Kongresszentrum der Stadt präsentiert.
Zu sehen sind unter anderem Ergebnisse eines Projekts namens "Cargo 2020", das in Zusammenarbeit mit der Nutzfahrzeugsparte von VW entstand. Aufgabe der Studenten war es, Konzepte für den Güterverkehr der nahen Zukunft zu entwerfen, wobei die Fahrzeuge so konzipiert sein mussten, dass sie mindestens sechs Europaletten inklusive einer Standardbox transportieren könnten - es ging also um die sogenannten Leicht-Lkw bis fünf Tonnen Gesamtgewicht.
Andere Arbeiten tragen Titel wie "Ein Mercedes für einen Zwanzigjährigen", oder "A Car for Bad Herrenalb". SPIEGEL ONLINE zeigt ein Dutzend Entwürfe der angehenden Autodesigner. Vielleicht wird die Zukunft auf den Straßen ja tatsächlich wieder abwechslungsreicher.
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Johnathan Hodder: Die Studierenden des Transportation-Design-Masterkurses der FH Pforzheim erarbeiteten Autoentwürfe für Bad Herrenalb. In diesem Fall wurde für den Kurort im Schwarzwald ein Auto mit Holzapplikationen an der Karosserie und großen Öffnungen zum gemächlichen Flanieren gestaltet.
Marian Hilgers: Die Studierenden des dritten Semesters am Fachbereich Transportation Design der FH Pforzheim beschäftigten sich mit dem Projekt "Cargo 2020", das gemeinsam mit VW Nutzfahrzeuge und der VW-Abteilung Trendtransfer veranstaltet wurde. Gefragt waren neue Konzepte für Leicht-Lkw - und zwar im Rahmen eines logistischen Gesamtansatzes für den Gütertransport.
Jan Peter Herdey: Filigran und sehr, sehr leicht wirkt diese Autostudie, die klar macht, wie viel Potential in der ästhetischen Umsetzung neuer Antriebstechnologien stecken könnte.
Bastian Baudy: Der Verfasser dieser Bachelor-Thesis übertrug die Prinzipien des sogenannten parametrischen Designs auf das Automobil. Heraus kam ein Fahrzeug mit völlig neuer Struktur - und damit einer ungekannt luftigen Form. Die Arbeit entstand in Kooperation mit Mercedes.
Moritz Anton: Ein Leicht-Lkw, der sich bei Bedarf entfalten kann - das ist ganz grob ausgedrückt das Konzept dieser Studie im Rahmen des Projekts "Cargo 2020".
Stefan Roth: Ein Mini-Laster im Science-Fiction-Look, die Frontscheibe geformt wie ein Visier, die Räder durch eckige Verkleidungen verdeckt und das alles in der auffälligen Farbkombination orange-schwarz lackiert - die Leicht-Lkw-Zukunft könnte sehr interessant werden.
Seung Mo Lim: Mehr Menschlichkeit in den Produktionsprozess einzufügen - das war das Ziel dieser Diplomarbeit mit dem Titel "Airic Airin - BMW aerodynamic light weight roadster". Ein Auto, das aus dieser Perspektive höchst ungewöhnlich und komplex wirkt.
Marian Issmer: Sehr futuristisch und spektakulär mutet dieses Transportfahrzeug an - eine Art Segway-Roller für Güterboxen.
Rodrigo Ciossiani: Noch einmal eine Arbeit aus dem Masterkurs unter dem Titel "Ein Fahrzeug für Bad Herrenalb" - diesmal ein futuristischer Einsitzer zum eleganten Bummel durch den Kurort im Schwarzwald.
Eduard Ackermann: Noch ein Beispiel aus dem Projekt "Cargo 2020". Hier sitzt der Lkw-Fahrer in einer komplett verglasten Kanzel und kann so - auch dank der freistehenden Vorderräder - zentimetergenau rangieren.
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