Autoklassiker der Filmgeschichte Auf geht's Buam im Bluesmobil
Der Musikfilm "Blues Brothers" machte den Wagen weltberühmt. Nein, nicht die legendäre Szene, in der mehrere Dutzend Polizeiautos mitten in Chicago geschreddert werden, das waren zwar auch Dodge-Modelle, aber allesamt aus dem Baujahr 1977. Die Gebrüder Jake und Elwood Blues jedoch fahren einen 74er Dodge Monaco im Trimm der California Highway Patrol. Und genau auf dieses Auto hatte es auch Blues-Brothers-Fan Robert Holter aus München abgesehen. Nach akribischen Recherchen und zäher Verhandlungstaktik nennt er nun ein solches Modell sein Eigen.
Der schwarz-weiß lackierte Wagen mit "Push-Bars", also den typischen Rammstangen vor dem Kühler, mit Suchscheinwerfern und einer sonoren Sirene, die zwischen den klassischen US-Signalmelodien "Yelp" und "Wail" wechseln kann (zu hören im Soundfile), war tatsächlich als Polizeiauto im Einsatz. 1974 wurde der Wagen von der Highway Patrol in der kalifornischen Gemeinde Twentynine Palms in Dienst gestellt. Daher bollert unter der riesigen Haube auch der in der Dodge-Monaco-Limousine nur für Polizeiautos verfügbare V8-Bigblock mit 7,2 Liter Hubraum und einer Leistung von 280 PS.
Die Maschine treibt den mächtigen Schlitten, der monströse 5,80 Meter lang und 2,05 Meter breit ist, auf bis zu 218 km/h. Wird das Auto moderat gefahren, rauschen auf einer Strecke von 100 Kilometern rund 24 Liter Superbenzin durch die Vergaser. Bei Verfolgungsjagden jedoch steigt der Verbrauch sprunghaft an - doch damit hat der Wagen heutzutage nichts mehr zu tun. Nach rund fünf Jahren im Polizeidienst nämlich kaufte der damalige Officer sein Dienstfahrzeug - inklusive der kompletten Polizei-Ausstattung wie dem extragroßen Kühler, der Hitzeblende vor der Karosserie und natürlich Sirene, Funkgerät sowie massiver, schwarz lackierter Gewehrhalterung an der Armaturentafel.
Der Ex-Cop verkaufte den Wagen später weiter, jedenfalls landete das ungewöhnliche Auto schließlich bei einem Besitzer in Dallas/Texas. Dort stöberte der bayerische Blues-Bua Holter den Wagen auf - oder besser: er nahm im Internet die Spur des 74er Dodge Monaco auf. Und irgendwann erfuhr er - "purer Zufall", wie er sagt - von einem Posting in einem Forum, in dem ausgerechnet dieses Original-Bluesmobil zum Verkauf angeboten wurde, denn es stimmt bis in die Details mit dem Filmauto überein.
Es folgten Dutzende E-Mails, Telefonate, sogar ein Ortstermin in Dallas, doch immer wieder wollte es sich der Eigner nochmal überlegen. Schließlich aber siegten Holters Zähigkeit und Verhandlungsgeschick: Das Bluesmobil war auf dem Weg im Container nach Deutschland und "ungefähr 20.000 Euro", genauer mag es der Münchner Neubesitzer nicht beziffern, flossen auf ein Konto in Texas.
Rehbraune Sitzbänke und ein sanftes Brabbeln
Jetzt steht der Wagen in München. "Vermutlich gibt es weltweit nur noch drei dieser ehemaligen Highway-Patrol-Fahrzeuge aus dem Baujahr '74 im Originalzustand, und in Europa ist meiner sicher der Einzige", sagt Holter. Dann lässt er den Motor aufbrausen, aktiviert per Lenkstockhebel das Automatikgetriebe und schon setzt sich das mit zwei durchgehenden, rehbraun bezogenen Sitzbänken bestückte Auto in Bewegung. Sanft brabbelt der Achtzylinder, doch wer das Gaspedal etwas stärker drückt, erntet einen kräftigen Ruck, vehementes Voranpreschen und einen brüllenden Motorsound. Die Lenkung ist schwammig, das Fahrgefühl so, als sitze da noch irgendjemand anderes verborgen hinter der Spritzwand, um hie und da die Steuerbefehle zu hemmen oder zu übertreiben.
Eine Vollgas-Verfolgungsjagd mit diesem Auto mag man sich gar nicht vorstellen. Allerhöchstens ein kurzes Höchstgeschwindigkeitsexperiment auf einem sehr breiten und sehr leeren Highway. Doch da wäre es wohl nicht erlaubt. Also brummeln wir lässig über deutsche Landstraßen, erfreuen uns am wunderbaren Interieur und fühlen uns ein bisschen wie ein Blues-Bruder. Den Rest erledigt der Kassettenrecorder: Everybody, needs somebody...