Biosprit-Pleite Tankstellen reichen E10-Kosten an Kunden weiter

Weil sie zu wenig E10 verkaufen, drohen den Mineralölkonzernen Strafzahlungen von bis zu 400 Millionen Euro. Der genaue Betrag ist zwar noch unklar, doch die Multis kassieren schon vorsorglich beim Kunden ab - indem sie die anderen Spritsorten teurer verkaufen.
E10: Der sogenannte Biosprit an einer Tankstelle in Bamberg

E10: Der sogenannte Biosprit an einer Tankstelle in Bamberg

Foto: David Ebener/ dpa

Berlin - Spätestens seit Freitag wissen die Autofahrer: Sie werden die Strafe für die Verfehlung der neuen Biosprit-Quote bezahlen müssen - in Form höherer Benzinpreise. Doch was BP-Europachef Uwe Franke als Plan für die Zukunft ankündigte, ist längst geübte Praxis. Die Mineralölwirtschaft hat entsprechende Vermutungen von Verbraucherschützern bestätigt, wonach Tankstellen bereits seit dem Frühjahr herkömmliches Superbenzin E5 teurer verkaufen, als es eigentlich angemessen wäre.

"Durch jeden Liter herkömmlichen Superbenzins E5, der bei uns getankt wird, entsteht eine Fehlmenge, die es uns unmöglich macht, die geforderte Biokraftstoffquote zu erreichen", sagte Karin Retzlaff, Sprecherin des Mineralölverbandes MWV, dem Berliner "Tagesspiegel". Daher würden die beteiligten Unternehmen "rund zwei bis drei Cent" auf jeden verkauften Liter Superbenzin (E5) aufschlagen.

Die Mär von der Quote

Die Mineralölbranche ist gesetzlich verpflichtet, den Anteil von Biosprit an der verkauften Kraftstoffmenge auf 6,25 Prozent anzuheben. Weil die Autofahrer das neue E10 aber konsequent ignorieren, fürchten die Multis, die Quote zu verfehlen. Sie rechnen die denkbare Strafzahlung auf 300 bis 400 Millionen Euro hoch. Allerdings liegt die Statistik dazu frühestens im Frühjahr 2012 vor. Erst dann ist klar, ob und in welcher Höhe eine Strafe fällig wird.

Ob die geforderte Quote tatsächlich verfehlt wird, ist ohnehin längst nicht ausgemacht. Schließlich verkaufen die Mineralölkonzerne in großen Mengen Biokraftstoffe zum Beispiel an Speditionen. Nach Angaben des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie werde der Verkauf von Biodiesel (B100) auf die geforderte Quote angerechnet. Praktisch der gesamte B100-Absatz 2010 sei verwendet worden, um die gesetzlich vorgeschriebene Quote zu erfüllen.

Die deutschen Tankstellen-Betreiber haben E10 im Februar eingeführt. Der Kraftstoff enthält mit zehn Prozent doppelt so viel Biokraftstoff wie normales Superbenzin. Auf diese Weise will die Mineralölwirtschaft die vorgeschriebene Quote für die Biosprit-Beimischung erreichen. Rund zehn Prozent der Autos auf deutschen Straßen vertragen das Benzin allerdings nicht. Dies hat zu einer generellen Ablehnung des neuen Benzins geführt; hinzu kommen Zweifel von Umweltschützern am tatsächlichen Nutzen des Biokraftstoffs.

rom/dapd/dpa-afx
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