
Die Blitzer-Bilanz der Bundesländer Saarländer und Sachsen sind die schlimmsten Raser
- • 24-Stunden-Kontrolle in Deutschland: Das sollten Autofahrer über den Blitz-Marathon wissen
- • Blitz-Marathon: Raser-Quoten von Nord bis Süd
Hamburg - Deutschlands Autofahrer waren vorgewarnt. Monate im Voraus stand fest, dass am 18. und 19. September der Blitz-Marathon stattfindet, sogar die meisten Standorte der Geschwindigkeitskontrollen waren vorab bekannt gegeben worden. Und trotzdem: In 93.000 Fällen hat alles nichts genutzt. Das ist die offizielle Temposünder-Bilanz, die das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen am Freitag bekannt gegeben hat.
Die Zahlen im Überblick:
Wie im vergangenen Jahr fällt die Bilanz in den einzelnen Bundesländern ziemlich unterschiedlich aus. Die geringste Raser-Quote wurde wie bereits 2013 in Hamburg erzielt, in der Hansestadt lag sie bei 0,9 Prozent. Die schlechteste Quote lag dagegen mit jeweils 5,8 Prozent im Saarland und in Sachsen vor.
Ein Ranking der Bundesländer finden Sie hier. Diese Karte bietet einen Überblick über die Zahlen in allen Bundesländern:
Schlechte Vorbilder und ein Auto ohne Tacho
Schlimmster Temposünder war vermutlich ein Fahrer in Reutlingen in Baden-Württemberg, der am Donnerstag mit Tempo 238 statt der erlaubten 100 Kilometer pro Stunde unterwegs war. In Brandenburg wurde auf der A2 zwischen Netzen und Lehnin ein Autofahrer mit 219 statt der erlaubten 120 Stundenkilometer gemessen. In der Nacht zum Freitag wurde auf der A4 bei Köln ein Fahrer mit Tempo 185 statt 80 gemessen - nach Abzug der Toleranz.
In Nordrhein-Westfalen waren erstmals auch Kinder bei den Kontrollen im Einsatz. Sie hatten Kontrollstellen vorschlagen dürfen. An einer Schule in Düsseldorf ertappte ein Junge dabei seine eigene Mutter, die zu schnell im verkehrsberuhigten Bereich unterwegs war. Auch eine Lehrerin durfte sich von ihren Schülern wegen zu schnellen Fahrens Kritik anhören.
Einen kuriosen Fall gab es in Rheinland-Pfalz: Dort blitzten die Beamten im Ort Brohl-Lützing einen Autofahrer ohne Tacho. Nach Angaben der Polizei fuhr er durch eine Tempo-50-Zone mit 68 Stundenkilometern. Als Grund für die zu hohe Geschwindigkeit gab der Fahrer an, er könne nicht wissen, wie schnell er unterwegs sei.
Datenvergleich mit den Vortagen
Die diesjährige Quote von drei Prozent bedeutet im Umkehrschluss, dass sich 97 Prozent der kontrollierten Autofahrer an die Regeln gehalten haben. Dass ein Großteil der Verkehrsteilnehmer am Donnerstag vorsichtig unterwegs war, belegen auch Daten von Inrix, einem Anbieter von Verkehrsinformationen.
Anhand einer Analyse von 500 Millionen Datenpunkten (unter anderem Handy-Apps und Navigationsgeräte) stellte das Unternehmen fest, dass Autofahrer am Donnerstag im Schnitt rund zehn Prozent mehr Zeit für ihre jeweiligen Strecken benötigten als am Dienstag und Mittwoch. "Das dichtere Verkehrsaufkommen am Donnerstag könnte durchaus daran liegen, dass die Verkehrsteilnehmer langsamer gefahren sind, um nicht geblitzt zu werden", sagt Greg Hallsworth, ein Verkehrsexperte bei Inrix.
"Die Köpfe der Menschen erreichen, nicht ihr Portemonnaie"
Unter Experten und Politikern ist die Wirksamkeit der personalintensiven Aktion umstritten. Auch die Polizeigewerkschaften und die Automobilverbände sind uneins darüber, ob vom Blitz-Marathon, einer Idee der nordrhein-westfälischen Polizei, ein positiver Effekt für die Verkehrssicherheit ausgeht oder es sich um Effekthascherei handelt.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), Vorsitzender der Innenministerkonferenz, zeigte sich dagegen "sehr zufrieden" mit den Ergebnissen des zweiten Blitz-Marathons. "Wir wollen die Köpfe der Menschen erreichen und nicht ihr Portemonnaie", erklärte er. Ein Ministeriumssprecher sagte, die Zahl der besonders gravierenden Tempoverstöße sei deutlich gesunken. So müssten etwa in Nordrhein-Westfalen nur 181 Fahrer mit Fahrverboten rechnen - nach 322 im vergangenen Jahr.
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Guck mal, was da blitzt: 93.000 Temposünder sind der Polizei in ganz Deutschland beim Blitz-Marathon ins Netz gegangen, insgesamt wurde bei mehr als drei Millionen Autofahrern die Geschwindigkeit gemessen - das ergibt eine bundesweite Raser-Quote von etwa drei Prozent. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Quoten allerdings deutlich.
Platz 1: Hamburg
Messungen insgesamt: 260.000
Tempoverstöße: 2350
Quote: 0,9
Vorjahresquote: 1,0
Platz 2: Bremen
Messungen insgesamt: 23.228
Tempoverstöße: 441
Quote: 1,9
Vorjahresquote: 3,6
Platz 3: Thüringen
Messungen insgesamt: 71.000
Tempoverstöße:1659
Quote: 2,3
Vorjahresquote: 2,2
Platz 4: Brandenburg
Messungen insgesamt: 200.000
Tempoverstöße: 5531
Quote: 2,7
Vorjahresquote: 2,4
Platz 5: Rheinland-Pfalz
Messungen insgesamt: 73.000
Tempoverstöße: 2000
Quote: 2,8
Vorjahresquote: 2,5
Platz 6: Baden-Württemberg
Messungen insgesamt: 502.376
Tempoverstöße: 15.833
Quote: 3,2
Vorjahresquote: 2,9
Platz 7: Hessen
Messungen insgesamt: 260.000
Tempoverstöße: 8750
Quote: 3,4
Vorjahresquote: 3,2
Platz 7: Nordrhein-Westfalen
Messungen insgesamt: 712.000
Tempoverstöße: 24.300
Quote: 3,4
Vorjahresquote: 2,7
Platz 9: Niedersachsen
Messungen insgesamt: 123.000
Tempoverstöße: 4313
Quote: 3,5
Vorjahresquote: 3,1
Platz 10: Bayern
Messungen insgesamt: 231.672
Tempoverstöße: 8290
Quote: 3,6
Vorjahresquote: 2,5
Platz 11: Mecklenburg-Vorpommern
Messungen insgesamt: 45.374
Tempoverstöße: 1854
Quote: 4,1
Vorjahresquote: 2,6
Platz 12: Berlin
Messungen insgesamt: 83.672
Tempoverstöße: 3796
Quote: 4,5
Vorjahresquote: 3,5
Platz 13: Schleswig-Holstein
Messungen insgesamt: 100.000
Tempoverstöße: 4650
Quote: 4,7
Vorjahresquote: 5,8
Platz 14: Sachsen
Messungen insgesamt: 100.000
Tempoverstöße: 5800
Quote: 5,8
Vorjahresquote: 4,4
Platz 14: Saarland
Messungen insgesamt: 28.981
Tempoverstöße: 1697
Quote: 5,8
Vorjahresquote: 4,3
k.A.: Sachsen-Anhalt
Messungen insgesamt: k.A.
Tempoverstöße: 1436
Quote: k.A.
Vorjahresquote: 1,5
Guck mal, was da blitzt: 93.000 Temposünder sind der Polizei in ganz Deutschland beim Blitz-Marathon ins Netz gegangen, insgesamt wurde bei mehr als drei Millionen Autofahrern die Geschwindigkeit gemessen - das ergibt eine bundesweite Raser-Quote von etwa drei Prozent. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Quoten allerdings deutlich.
Foto: Bodo Marks/ dpaMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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