Verkehrskontrollen US-Firma entwickelt Handy-Blitzer
Endlich Feierabend. Auf dem Nachhauseweg ertönt ein kurzes Pingen, der Ton einer SMS oder WhatsApp-Nachricht. Nur ein kurzer Blick auf das Display: Wer hat geschrieben? Am Steuer sind das riskante Bruchteile von Sekunden - und nicht selten haben sie tödliche Konsequenzen.
Das Handy am Steuer ist in Deutschland verboten. Doch es ist nicht immer leicht für die Polizei, die Telefonnutzer zu überführen. Das könnte sich künftig ändern. Die Firma ComSonics aus Virginia, USA, entwickelt gerade ein Gerät, das ähnlich einer Radarpistole oder Laser-Kontrolle funktioniert. Nur, dass es der Polizei nicht verrät, ob jemand zu schnell fährt - sondern ob der Fahrer gerade sein Handy nutzt.
Die Technik funktioniert so: Das Gerät spürt verräterische Funkfrequenzen auf, die das Handy aus dem Fahrzeug heraus verbreitet. Techniker verwenden eine ähnliche Methode, um herauszufinden, wo ein Kabel beschädigt ist - etwa durch Kabelbiss. Mit Messgeräten suchen sie dann nach den Frequenzen. Die "Handy-Pistole" könne zwischen einer Textnachricht, einem Anruf oder Datentransfer unterscheiden, die jeweils eigene Frequenzen senden, sagte der ComSonics-Mitarbeiter Malcolm McIntyre dem lokalen Nachrichtenportal Hampton Roads.
Gerade in einigen Bundesstaaten der USA könnte das von Vorteil sein: Beispielsweise ist in Virginia nur das Nachrichten schreiben am Handy verboten, nicht aber das Telefonieren. In Deutschland hingegen ist Telefonieren nur mit Freisprecheinrichtungen erlaubt, Schreiben von Kurznachrichten oder Surfen auf dem Mobiltelefon während der Fahrt sind gänzlich verboten. Wer erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen.
"Was, wenn der Beifahrer das Handy nutzt?"
"Wer am Steuer telefoniert, ist im Blindflug", sagt Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Jeder könne in der Stadt beobachten, wie ungeniert Autofahrer am Steuer telefonieren. "Leider taucht das in der Unfallstatistik nicht auf. Da heißt es dann, der Fahrer war unachtsam, aber nicht, dass er in Wahrheit telefoniert oder eine SMS geschrieben hat", so Wendt. Deshalb begrüße er die Erfindung aus Amerika.
Bei schweren Unfällen könne die Polizei schon heute das Handy beschlagnahmen. "Im Zweifelsfall riskiert der Fahrer nicht nur eine höhere Strafe, sondern auch seinen Versicherungsschutz", ermahnt Wendt.
Laut ComSoncis steht die "SMS-Pistole" kurz vor dem Produktionsstart. Allerdings müssten noch einige rechtliche Fragen geklärt werden, unter anderem Datenschutzbedenken. Das Gerät könne aber nicht lesen, was ein Fahrer geschrieben hat, so McIntyre.
Wendt sieht keine konkreten Datenschutzbedenken. Käme es zu einer Zulassung der "SMS-Pistole" in Deutschland, wären Datenschützer in den Prozess von Anfang an eingebunden. "So kann sichergestellt werden, dass damit beispielsweise keine Telefonate abgehört werden können", so Wendt. Seiner Ansicht nach müsste jedoch auch gewährleistet sein, dass der Verstoß direkt dem Fahrer nachgewiesen werden könne: "Was, wenn der Beifahrer das Handy nutzt?"