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BMW 6er Gran Coupé: Rein in die Nische

BMW 6er Gran Coupé Platz ist in der kleinsten Nische

Wenn man nur lange genug späht, wird man schon etwas finden. BMW zum Beispiel die winzige Marktlücke zwischen dem 6er Coupé und der 7er Limousine. Und füllt sie mit dem 6er Gran Coupé. Der Wagen zielt er auf Konkurrenten wie Mercedes CLS und Audi A7.

Egal ob die Windsors oder die Welfen, die Grimaldis oder die Guttenbergs - in den besseren Kreisen pflegt man den weit verzweigten Stammbaum. Das hat offenbar auch BMW erkannt und verästelt deshalb die Modellreihen noch weiter: Nach dem 7er mit langem oder kurzem Radstand, den britischen Cousins Phantom und Ghost aus der Rolls-Royce-Sippe sowie dem 6er als Coupé und Cabriolet stößt im Frühjahr auch noch das Gran Coupé zur Plattform-Familie. Zugeschnitten auf Konkurrenzmodelle wie Mercedes CLS oder Audi A7 feiert das Auto im März auf dem Autosalon in Genf Weltpremiere. Kurz darauf wird es zu Preisen ab 79.500 Euro in den Handel kommen.

Das sind fast 5000 Euro Aufschlag gegenüber dem echten Coupé, also dem Zweitürer. Für das Geld bietet das neue Auto zwei weitere rahmenlose Türen im Fond sowie elf Zentimeter mehr Radstand und Karosserielänge. Der 6er Lulatsch misst 5,01 Meter lang, und das ist zu viel, um noch scharf und schnittig zu wirken. Aber immerhin ist der Wagen eleganter, sehniger und vor allem flacher als die Statusschlitten der 7er-Reihe, die allerdings ein paar Hunderter billiger sind.

Was soll so ein Auto eigentlich? Wohl vor allem etwas mehr Alltagsnutzen bieten als das normale 6er Coupé. Im Fond können zwei Passagiere bequem und ein dritter immerhin behelfsmäßig sitzen. Außerdem sprechen die BMW-Leute plötzlich von Dingen, die in diesem Segment bisher niemanden interessiert haben: Davon dass der Kofferraum 460 Liter fasst, zum Beispiel. Oder dass es einen Skisack gibt und die Rückbank umgelegt werden kann. Dann passen unter die weit nach oben schwingende Klappe sogar 1265 Liter Gepäck, weshalb man beinahe von einem 6er Kombi sprechen könnte.

Ein weitschweifiger Bremslichtbogen und höher gelegte Sitze

Das Design unterscheidet sich deutlich von den benachbarten Modellen 7er und 6er. So bleibt die dritte Bremsleuchte, die sich als feiner Bogen oberhalb der Heckscheibe über die gesamte Breite des Wagens zieht, dem Gran Coupé vorbehalten. Und auch die leicht erhöhte Sitzposition in der ersten Reihe unterscheidet den Viertürer von Coupé und Cabrio.

Technisch hingegen gibt es zwischen den Varianten keine Unterschiede. Das gilt für die Ausstattung mit Aktiv- und Hinterachslenkung sowie variablem Fahrwerk genauso wie für die Assistenz- und Infotainment-Systeme vom Head-Up-Display bis zur Google-Navigation.

Es gilt auch für den Antrieb. Als Basismotor fungiert ein drei Liter großer Sechszylinder-Benziner mit 320 PS, der mit bis zu 450 Nm in 5,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und im Mittel 7,7 Liter verbraucht. Wer Diesel bevorzugt, kann zum 640d greifen: Auch der hat einen drei Liter großen Reihensechszylinder unter der Haube und punktet mit 313 PS sowie 630 Nm. Den Sprint auf Tempo 100 erledigt das Auto in 5,4 Sekunden und an der Tankstelle ist es mit 5,5 Litern zufrieden.

Der Achtzylindermotor entwickelt jetzt 450 PS

Neu allerdings ist der V8-Motor für den auch mit Allradantrieb erhältlichen 650i. Gegenüber den bisherigen Achtzylindermaschinen legt er um etwa zehn Prozent an Leistung zu und kommt nun auf 450 PS. Zugleich geht der Verbrauch um mehr als 20 Prozent auf 8,6 Liter zurück. Möglich macht das unter anderem die jetzt für alle Motorvarianten lieferbare Start-Stopp-Funktion für die obligatorische Achtgangautomatik.

Fürs erste ist die feine Familie aus München damit komplett, als nächstes steht für den Sommer die Modellpflege für den 7er auf dem Plan. Andererseits zeigt ein Blick nach Sindelfingen, dass es auch in dieser Liga durchaus noch Optionen gibt. Mercedes nämlich wird im Frühjahr erstmals ein Luxusmodell als Shooting Brake an den Start bringen. Gut möglich, dass es als Reaktion darauf auch im Münchner Oberhaus schon bald einen weiteren Ast im Stammbaum gibt.

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