Fotostrecke

BMW Mini: Weltpremiere einer Wundertüte

Foto: Jürgen Pander

Weltpremiere des neuen BMW Mini Das Playmobil

Ja, das ist der nächste Mini, auch wenn er von außen fast wie der alte wirkt. Doch an Technik bietet der Kleine viel Neues. Mit Facebook-Zugang und Ambiente-Licht lenkt der Wagen die Passagiere vom Fahrspaß ab. Warum eigentlich?

Oxford - Das Auto, das da in Oxford auf die Bühne rollt, sieht proper aus. Es hat nur einen Schönheitsfehler: Es wirkt kaum neu. BMW hat an diesem Montag im britischen Mini-Werk die dritte Generation des Kleinwagens vorgestellt, die im Frühjahr auf den Markt kommen soll. Ein neues Auto, dessen größtes Kapital seine Historie ist. Deshalb darf das Design auch so gut wie gar nicht verändert werden.

Ist der Mini nun ein rundum neues Auto? "Er ist komplett neu", sagt Mini-Sprecher Andreas Lampka. Und er ist das erste Fahrzeug der künftigen Fahrzeugarchitektur, auf der auch die BMW-Modelle der Einser-Reihe aufbauen werden. Das klingt tatsächlich nach einem Neustart für den Kleinwagen. Gegenüber den Genehmigungsbehörden jedoch argumentieren die Verantwortlichen anders.

Lampka sagt in schönstem Juristendeutsch: "Der Mini Modelljahr 2014 wurde basierend auf dieser Fahrzeugdefinition (der Richtlinie 2007/46/EG, d. Red.) in eine vorhandene Genehmigung als Nachtrag aufgenommen." Im Klartext: Der neue Mini ist nach EU-Regularien lediglich eine Überarbeitung des alten. Mit der Folge, dass in der Klimaanlage des neuen Modells weiterhin das alte, klimaschädliche Kältemittel R134a zum Einsatz kommen darf. Ein Trick, mit dem Mini hofft, der Diskussion um das neue, wegen Sicherheitsbedenken in die Kritik geratene Kältemittel R1234yf auszuweichen - das im Elektroauto BMW i3 übrigens serienmäßig an Bord ist.

Mini spielt mit farbigem Licht im Cockpit

Viel wichtiger für die Zielgruppe dürfte das neue, aufpreispflichtige Lichterspiel in der Mitte des Fahrzeugs sein, wo die Anzeige für die Navigation sitzt. Je nach Einstellung der Klimaanlage leuchten LEDs rot oder blau. Das ist typisch: Der neue Mini ist vor allem ein fahrbares Gadget, vollgestopft mit Dingen, die mit Autofahren nichts zu tun haben.

Ein anderes Beispiel: Der Wagen ist vorbereitet für die Vernetzung mit dem iPhone von Apple, aber auch für Smartphones mit dem Betriebssystem Android, und er kann mit fest installierter SIM-Karte geordert werden. Mit dem sogenannten "Connected XL"-Paket sind unter anderem soziale Netzwerke wie Facebook, Foursquare oder der Kurznachrichtendienst Twitter im Auto nutzbar. Wer fürchtet, der ganze Klimbim könnte einen Teil der Konzentration vom Verkehrsgeschehen abziehen, liegt vermutlich richtig. Immerhin können Mini-Fahrer künftig das Einparken einer Automatik überlassen. Dann rangiert der jetzt 3,82 Meter lange, aber eigentlich immer noch recht übersichtliche Kleinwagen von allein in die Lücke.

Aus der Abteilung Hardware gibt es auch ein paar Neuigkeiten zu vermelden. Zum Verkaufsstart im Frühjahr 2014 tritt der Mini mit drei neuen Motoren an. Einem 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 136 PS, einem 2-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 192 PS, beide mit Turboaufladung und Direkteinspritzung; dazu kommt ein 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbodiesel mit 116 PS. Ebenfalls neu sind die Getriebe, wahlweise eine Sechsgang-Handschaltung oder eine Sechsgang-Automatikbox.

Spritspartechnik heißt ab sofort "Minimalism Technologie"

Mit einem Drehschalter auf der Mittelkonsole können drei Fahrprogramme eingestellt werden: Mid, Sport und Green. Je nach Auswahl ändert sich die Abstimmung der elektrischen Servolenkung und des Gaspedals, außerdem auch die der Dämpfer, falls der Wagen über ein variables Fahrwerk verfügt, das erstmals bei Mini als Extra angeboten wird. Das Fahrwerk insgesamt wurde im Vergleich zum Vorgängermodell überarbeitet, den neuen Dimensionen angepasst und leichter konstruiert. Dazu wuchs das Angebot an Assistenzsystemen: Erhältlich sind unter anderem ein Head-Up-Display, eine kamerabasierte Geschwindigkeits- und Abstandsregelung, ein Kollisionswarner, eine Verkehrszeichenerkennung und eine Rückfahrkamera.

Beim Mutterhaus BMW werden die Spritspartechniken schon seit Jahren unter dem Sammelbegriff Efficient Dynamics zusammengefasst, bei Mini heißt diese Ausstattung künftig "Minimalism Technologie". Darunter fallen beispielsweise die Start-Stopp-Automatik, die Bremsenergierückgewinnung und diverse aerodynamische Verbesserungen. Resultat dieser Maßnahmen: Der Durchschnittsverbrauch im Vergleich zu den Vorgängermodellen sinkt - im besten Fall um 27 Prozent. Der künftige Mini D beispielsweise, das vorerst sparsamste Modell des Trios, verbraucht mit 15-Zoll-Rädern auf dem Prüfstand 3,5 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer.

Das billigste Modell zum Verkaufsstart wird der Mini Cooper sein, für 19.700 Euro. Im Vergleich zum bisherigen Mini Cooper ist das ein moderater Aufschlag von 500 Euro. Immerhin bietet der neue Wagen 14 PS mehr Leistung bei einem zugleich um 0,9 Liter geringeren Durchschnittsverbrauch; dazu gibt es im neuen Auto mehr Platz.

Ein Detail übrigens, das Mini-Nutzer seit der Premiere des Klassiker-Remakes im Jahr 2001 immer wieder nervte, wurde beim neuen Auto endlich geändert. Die Tasten für die Fensterheber sitzen jetzt nicht mehr in der Mitte der Armaturentafel, sondern in der Türverkleidung. In diesem Punkt ist der frische Mini tatsächlich ein ganz neues Auto.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten