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Brough-Superior-Revival: Rasende Rückkehr

Foto: Eric Corlay / Brough Superior

Brough-Superior-Revival Happy Metal

Mit der Motorradmarke Brough Superior wissen nur Kenner etwas anzufangen. Die bis 1940 gebauten Maschinen aus Nottingham galten als erste Superbikes der Geschichte. Jetzt soll die puristische Marke wieder zum Leben erweckt werden - auf einem Bauernhof in Oberösterreich.

Auf einem Bauernhof in Oberösterreich, gelegen zwischen Pettenbach und Vorchdorf, entsteht derzeit eines der aufregendsten Motorräder der Welt. Der Brite Mark Upham betreibt dort seit 18 Jahren den Motorrad- und Teilehandel British Only - und er arbeitet in der ländlichen Abgeschiedenheit am Comeback der einstigen Highend-Motorradmarke Brough Superior. Zehn Prototypen eines neuen Modells mit dem alten Namen SS100 (SS steht für Super Sport) sind derzeit im finalen Entwicklungsprozess. "Anfang 2015 werden die ersten Kundenmaschinen ausgeliefert", sagt Upham.

Für Detailerklärungen hat Motorradfan Upham allerdings keine Zeit, er muss ganz schnell zum Flughafen, es stehen wichtige Besprechungen in Paris an. In Frankreich sitzen die Entwicklungspartner, mit denen der Brite die Motorradlegende auferstehen lässt, die Firmen Boxer Design aus Toulouse und Akira Technologies aus Bayonne. Aus der Kooperation ist ein "Performance-Luxus-Motorrad" entstanden, wie Upham sagt, eine neoklassisch gestylte Maschine mit einem 1-Liter-V2-Twin, der je nach Kundenwunsch zwischen 100 und 140 PS leistet.

Das Bike mit der metallisch-rohen Optik wirkt ebenso klassisch wie futuristisch und trumpft mit Leichtbaukomponenten wie Titan-, Alu- und Magnesiumbauteilen an der Vorderradgabel und nochmals Titan am Rahmen auf. Dazu kommen Aluminium-Keramik-Verbund-Bremsscheiben, 18-Zoll-Aluräder im Speichendesign. All das ergibt ein Trockengewicht von lediglich 180 Kilogramm. Wer auf die Tachoskala blickt, entdeckt als Endziffer die 290. Es handelt sich also zweifellos um ein Superbike.

Lawrence von Arabien verunglückte auf einer Brough Superior

"Das erste Superbike der Motorradgeschichte", so nennt Upham auch das Vorbild des aktuellen Remakes. Die originale Brough Superior SS100 kam vor 90 Jahren auf den Markt und wurde bis zum Ende der von 1919 bis 1940 bestehenden Marke Brough Superior gebaut - insgesamt knapp 3000-mal. Die Maschinen von George Brough aus Nottingham hatten damals einen Ruf wie Donnerhall. Mehrfach stellten Rennfahrer auf Maschinen dieses Typs Geschwindigkeitsrekorde auf. Weil die Zweiräder aus Nottingham aber nicht nur schnell, sondern auch überaus zuverlässig waren, wurden sie bald als "Rolls-Royce unter den Motorrädern" tituliert.

Der berühmteste Kunde der Marke war wohl Colonel T.E. Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien. Der passionierte Motorradfahrer besaß hintereinander sieben Modelle von Brough Superior, davon fünf vom Typ SS100. Auf einem dieser Motorräder verunglückte er am 13. Mai 1935 schwer, er starb sechs Tage später an seinen Verletzungen. Die restaurierte Brough Superior steht heute im Imperial War Museum in London.

Für klassische Brough-Superior-Modelle werden heute auf Auktionen erstaunliche Summen bezahlt. 2010 erzielte eine SS100 aus dem Baujahr 1929 einen Preis von fast 340.000 Euro. Auch das neue Modell wird kein Motorrad für Menschen, die aufs Geld schauen müssen. Rund 50.000 Euro, so die bisherige Ansage, werde eine Maschine kosten.

Gebaut werden sollen zwei limitierte Serien: Die ersten 90 Modelle werden als Jubiläumssondermodelle gefertigt, danach werden nach Uphams Angaben weitere 250 Maschinen folgen. Upham sagt, insgesamt 260 Exemplare seien bereits von Kunden bestellt. Der Abverkauf der restlichen 80 Maschinen dürfte, trotz des horrenden Preises, ein Klacks sein - und vermutlich ein ziemlich gutes Investment.

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