Bundesverkehrsminister Abblendlicht auch tagsüber

Mehr Licht, mehr Sicherheit. Nach dieser Logik hat Bundesverkehrsminister Stolpe alle Autofahrer aufgefordert, auch tagsüber das Abblendlicht einzuschalten. Nach einer unbestimmten Übergangszeit soll Tagfahrlicht zur Pflicht werden. Der ADAC hält das für überflüssig.

Berlin - Ab Oktober gelte zunächst eine freiwillige Regelung, kündigte Manfred Stolpe an. Später sei eine verpflichtende Lösung geplant. "Mit der Einführung des Tagfahrlichts können durch eine einfache Aktion Menschenleben gerettet werden", sagte der Bundesverkehrsminister. Stolpe berief sich dabei auf eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen, die eindeutig zu dem Ergebnis gekommen sei, dass mit dieser Maßnahme eine große Zahl von Unfällen verhindert werden könne. "Am Tag ist ein Auto mit Licht schneller zu erkennen als eines ohne Licht", sagte Stolpe.

Der SPD-Politiker kündigte eine EU-Initiative an, damit Neufahrzeuge künftig mit speziellen Tagfahrleuchten ausgestattet werden, so dass der Kraftstoffverbrauch nicht steige. "Diese Leuchten werden automatisch beim Anstellen des Motors aktiviert und haben eine schwächere Leuchtkraft als das herkömmliche Abblendlicht", sagte Stolpe. "Bis alle Neufahrzeuge mit dieser Technik ausgestattet sind, werden noch einige Jahre vergehen." So lange soll es bei der freiwilligen Regelung bleiben. Damit Motorräder, für die das Abblendlicht am Tag bereits seit langem verpflichtend ist, weiter im Straßenbild auffielen, solle sich auch für sie das "Signalbild" ändern. Die Bundesanstalt für Straßenwesen soll nun Vorschläge für ein neues optisches Erscheinungsbild machen.

Weniger Unfälle durch mehr Licht

Laut Verkehrsexperten heben sich Fahrzeuge mit Licht besser von der Umgebung ab und werden leichter wahrgenommen. Auch ihre Distanz sowie Geschwindigkeit würden korrekter eingeschätzt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bilanzierte, das Tagfahrlicht senke die Zahl der Unfälle um 10 bis 15 Prozent. Kritiker sehen jedoch Gefahren für Motorradfahrer, die künftig schlechter wahrgenommen würden, wenn alle Verkehrsteilnehmer ihre Scheinwerfer anstellen. Der Treibstoffverbrauch soll sich Studien zufolge bei konventionellem Abblendlicht um 0,1 Liter pro 100 Kilometer erhöhen. In Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland ist das Tagfahrlicht verpflichtend. Andere EU-Länder schreiben es nur in den dunklen Wintermonaten vor oder appellieren an freiwilliges Verhalten.

Der ADAC hält eine Autolichtpflicht am Tag für überflüssig. "Wir kennen keine einzige Studie, die stichhaltig einen Zusammenhang zwischen der Lichtpflicht und sinkenden Unfallzahlen nachweist", sagte ein ADAC-Sprecher. Der Trend zu weniger Verkehrstoten sei auch in Deutschland seit Jahren zu beobachten.

Motorradfahrer schlechter sichtbar

Mottoradfahrer, die seit 1988 auch tagsüber mit Abblendlicht fahren müssten, würden bei einer allgemeinen Lichtpflicht in der Wahrnehmung wieder im Verkehr untergehen. Damit würde deren Sicherheit sinken, kritisierte der ADAC-Sprecher.

Auch würde der Kraftstoffverbrauch insgesamt in Deutschland erheblich zunehmen. In Ländern mit allgemeiner Lichtpflicht wie in Skandinavien herrschten meist nicht mit Deutschland vergleichbare Licht- und Witterungsverhältnisse, sagte der Sprecher. Allenfalls sei eine europaeinheitliche Lösung überlegenswert, da derzeit in zahlreichen Ländern widersprüchliche Regelungen gelten. Eine verbindliche Ausstattung mit Energie sparenden Tagfahrleuchten bei Neuwagen begrüßt der ADAC allerdings. Statt einer Diskussion über Lichtpflicht sollte stärker an die Autofahrer appelliert werden, auch bei Regen und Dämmerung das Abblendlicht einzuschalten: "Das ist eigentlich das Hauptproblem, hier sind bis zu zehn Prozent der Autofahrer ohne Licht unterwegs", sagte der ADAC-Sprecher.

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