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CES in Las Vegas: Die Parade der Roboterbusse

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Robotertaxis auf der CES Dieses Riesenzäpfchen von Mercedes soll den Verkehr der Zukunft managen

Taxis und Busse haben bald ausgedient - sagen Hersteller von Roboterautos. Sie überbieten sich auf der Technikmesse CES mit spektakulären Kabinenfahrzeugen. Mercedes zeigt schon mal, wie so ein Vehikel funktioniert.

Wenn auf der Technikmesse CES in Las Vegas nachts die Shows zu Ende gehen, ist vor dem Casinohotel Ceasar's Palace Erstaunliches zu beobachten. Ein Roboterbus von Mercedes surrt heran, wie ein Riesenzäpfchen auf Rädern, gerufen von einem der Umstehenden mit dem Smartphone.

Sich auf Taxen aufzuteilen oder in eine Stretchlimousine zu quetschen, kommt für die Gruppe angesichts des spektakulären Elektrogefährts nicht infrage. Das sammelt unterwegs Passagiere ein, errechnet aus deren Zielen eine Route und findet seinen Weg ohne Fahrer.

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CES in Las Vegas: Die Parade der Roboterbusse

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Für viele in Las Vegas ist klar: So sieht er aus, der öffentliche Nahverkehr der Zukunft. Noch ist der Massentransport in Fahrzeugen wie dem Mercedes Urbanetic eine Vision. Doch während der CES ist sie für eine Nacht Wirklichkeit geworden.

Die Fahrt im Urbanetic fühlt sich anfangs fremd an, weil vorn kein Fahrer sitzt - nicht mal einer, der die Hände in den Schoß legt. Dort, wo früher Lenkrad und Pedale waren, ist einer von acht Sitzplätzen für die Passagiere untergebracht.

Doch anders als in einem Pkw ohne Bedienelemente - wie dem Smart Vision EQ - gewöhnt man sich im Bus schneller an die eigene Machtlosigkeit. Schließlich waren Passagiere im Bus schon immer den Fahrkünsten eines anderen ausgeliefert. Einflussnahme zwecklos - der Aufkleber "Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen" hat Vorarbeit geleistet. Es hilft zudem, dass der Urbanetic langsam fährt.

Riesige Roboterbusflotte für die Städte

Schon innerhalb der nächsten zehn Jahre müssten sich Städter an den Anblick solcher Robotershuttles gewöhnen, glaubt Mobilitätsexperte Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger. Er erwartet, dass Hersteller bald riesige Flotten derartiger autonomer Fahrzeuge ausliefern.

"Da kommt eine Generation von Fortbewegungsmittel auf uns zu, die zu einer neuen Art von individueller Mobilität führen wird", sagt Bernhart. Es gebe viele Parallelen zu der Zeit, als aus der motorisierten Droschke das Auto wurde, wie wir es heute kennen. Schon jetzt verbreiten sich solche Dienste rasant, kommen aber wie Moia von Volkswagen noch nicht ohne Fahrer aus.

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Ihre zahlreichen Vorteile werden autonomen Sammeltaxis zum Durchbruch verhelfen, ist Bernhardt überzeugt. Städte, ja die gesamte Gesellschaft würden profitieren, weil die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen sinke. Zugleich werde weniger CO2 ausgestoßen.

Die Fahrt soll billiger werden als im eigenen Auto

Den Insassen stellt der Experte eine sicherere und komfortablere Fahrt in Aussicht, in der sie mit ihrer Zeit etwas anfangen können. "Und das ganze wird pro Kilometer auch noch weniger Kosten als jedes eigene Auto oder jedes herkömmliche Taxi", sagt Bernhart.

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Ein Rundgang über die CES zeigt, dass sich der Analyst in großer Gesellschaft befindet. Kaum ein Aussteller aus der Autobranche lässt sich ohne so einen futuristischen People Mover sehen. Bosch, Continental, Denso oder ZF haben mehr oder minder große und mehr oder minder kastenförmige Elektrofahrzeuge mitgebracht, genau wie Kia und Hyundai.

Sie gleiten teilweise mit mehr als einem Dutzend Passagieren durch die Stadt und überbieten sich dabei, die Fahrt unterhaltsam zu machen. Manches Fahrzeug erkennt Emotionen und stellt Innenräume darauf ein. Zu den Sehenswürdigkeiten am Wegesrand gibt es 3D-Informationen oder eine Nachricht, wenn die Kamera feststellt, dass jemand seine Tasche im Wagen vergessen hat.

Es geht auch um Päckchen

Oft wollen die Hersteller nicht Passagiere, sondern auch Päckchen befördern. Neue Fahrzeugkonzepte sollen Städte von der Lieferwagenflut erlösen, die der Boom im Onlinehandel mit sich bringt.

Continental geht das Problem mit einem autonomen Transporter namens CUbE an - der hat nicht nur Päckchen an Bord, sondern auch eine Handvoll kleiner Lieferroboter. Sie schwärmen aus und übernehmen die letzten Meter der Zustellung.

Noch wirken die Busse wie Fremdkörper

Manche Entwickler haben die Idee weitergedacht und mehrere Fahrzeugkonzepte vereint. So kann der Urbanetic den Aufbau an speziellen Stationen wechseln, weil Mercedes sämtliche Technik im Unterboden gebündelt hat. Eben noch Kleinbus, wird der Van zum Kastenwagen und surrt für Post oder UPS durch Häuserschluchten.

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Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch Rinspeeds MicroSnap. Das Vehikel des Schweizer Querdenkers Frank Rinderknecht gibt es in Las Vegas auch als temperierten Pizzabringer oder mobile Ladesäule für gestrandete Elektrofahrzeuge. "Mit den unterschiedlichen Aufbauten bieten wir Vorteile für alle", sagt Urbanetic-Projektleiter Thomas Moser: "Wenn Passagiershuttle auch als Pakettransporter genutzt werden, kann der Fuhrparkbetreiber sein Auto rund um die Uhr für sich arbeiten lassen."

Noch wirken diese Konzepte im Verkehr wie Fremdkörper. Doch Zulieferer wie ZF melden erste Großaufträge.

Kritiker erwarten mehr Verkehr in den Städten

Nicht alle Experten teilen allerdings den Optimismus der Hersteller - und sehen auch Nachteile. So hat das Weltwirtschaftsforum mit den Marktforschern von Boston Consulting ermittelt, dass solche Roboterflotten in manchen Innenstädten die Zahl der Fahrzeuge erhöhen würden. Denn es seien nicht die privaten Pkw, aus denen die Passagiere in autonome Fahrzeuge wechselten. Vielmehr würden Busse und Bahnen auf Kurzstrecken weniger attraktiv. Zudem sind mehr Leerfahrten denkbar, weil sie ohne Fahrer nicht viel kosten.

Roland-Berger-Mann Bernhart glaubt trotzdem dass die Robotershuttles unaufhaltsam sind. Sie würden erst in Asien und Amerika, mittelfristig auch in Europa das Stadtbild bestimmen. Der Berater glaubt sogar, dass es bald Städte gebe, in denen gar nicht mehr anders gefahren werde.

"Natürlich kann man sich das heute schwer vorstellen", sagt Bernhart. Aber das verhindere nicht gravierende Veränderungen. "Es hätte vor 20 Jahren auch niemand im Traum daran geglaubt, dass in einer italienischen Bar, einem französischen Bistro oder einem englischen Pub nicht mehr geraucht werden darf."

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