Automobilindustrie China setzt Quote für E-Autos durch

Ab 2019 gilt für größere Autohersteller in China eine Quote für alternative Antriebe. Das bringt die deutschen Hersteller in Zugzwang.
E-Auto in Peking

E-Auto in Peking

Foto: Damir Sagolj/ REUTERS

Die chinesische Regierung macht ernst mit ihrer Quote für reine Elektroautos und Plug-in-Hybride. Ab 2019 sollen Autobauer im Land verpflichtende Mindestziele für den Anteil alternativer Antriebe in Produktion und Verkauf einhalten, wie das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie in Peking mitteilte. So sollen Autohersteller, die mehr als 30.000 Fahrzeuge jährlich produzieren oder importieren, Anteile über ein komplexes Punktesystem erfüllen.

Dieses berücksichtigt unter anderem die Reichweite der Autos, die Antriebsart und auch die Fahrzeuggröße. Schafft ein Hersteller die Vorgaben nicht, muss er entweder Punkte von anderen Firmen kaufen oder Strafen zahlen. Mit einer entsprechenden Regelung wurde in Peking schon länger gerechnet, ursprünglich sollte sie schon ab 2018 gelten.

Das Problem für die deutschen Marken

Die Einführung des Punktesystems für alternative Antriebe setzt die deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW stark unter Druck. Für sie ist China der größte Einzelmarkt, hier verkaufen sie vor allem schwere SUVs und Limousinen. Während es Plug-in-Hybrid-Varianten der Mercedes S-Klasse, des Audi A8 oder Siebener BMW gibt, haben die deutschen Hersteller noch keine reinen E-Mobile in dieser Klasse im Angebot.

Nach Angaben der auf China spezialisierten Unternehmensberaterin Nicole Steiger von JSC Automotive  umfasst das jetzt beschlossene Gesetzespaket in China noch eine weitere Belastung für die Hersteller: Demnach dürfe bis 2020 der Flottenverbrauch nur noch fünf Liter auf 100 Kilometer im Schnitt betragen. Wird diese Marke nicht eingehalten, behält sich der Staat drastische Maßnahmen vor. Dazu zähle unter anderem, die Produktion stillzulegen, sagte Steiger dem SPIEGEL.

Die Kanzlerin intervenierte

Im Frühjahr soll sich Bundeskanzlerin Angela Merkel laut einem Bericht der "FAZ" für die deutschen Autokonzerne stark gemacht und in einem Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gegen die schnelle Einführung einer solchen Quote ausgesprochen haben. Eine im Bundeswahlkampf vom SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz geforderte E-Auto-Quote für Europa hatte Merkel ebenfalls abgelehnt.

Auch in Europa gelten ab 2021 verschärfte Verbrauchsziele: Der durchschnittliche Flottenverbrauch ist dann auf 95 Gramm CO2 je Kilometer begrenzt. Das entspricht einem Benzinverbrauch von 4,1 Liter auf 100 Kilometer.

mhu/dpa
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