"Zu hohe Kosten" Mietroller-Anbieter Coup stellt Betrieb ein

Die Bosch-Tochter Coup beendet das Vermietgeschäft mit Elektrorollern und nimmt sämtliche Modelle von der Straße. Der Verleih sei nicht mehr wirtschaftlich.
Elektroroller des Anbieters Coup

Elektroroller des Anbieters Coup

Foto: Bosch

Der Elektroroller-Anbieter Coup beendet sein Sharing-Geschäft. Mitte Dezember werden die Fahrzeuge aus Berlin und Tübingen abgezogen, in Kürze auch aus Paris und Madrid, wie das zu Bosch gehörende Unternehmen in Berlin mitteilte.

Angesichts des starken Wettbewerbs und hoher Servicekosten sei es wirtschaftlich nicht machbar, Coup dauerhaft zu betreiben, hieß es zur Begründung. Unverbrauchte Guthaben sollen den Kunden ausbezahlt werden. Von der Schließung betroffen sind 120 Beschäftigte, davon 75 in Berlin. Allein in der Hauptstadt stehen rund 1500 E-Roller, europaweit waren es in diesem Jahr sogar 5000.

Markt für Mietroller wächst stark

Zuletzt stieg die Zahl der Leihmotorroller im Jahr 2019 weltweit um 164 Prozent an. Auch in Deutschland wuchs der Markt um rund 42 Prozent. Experten sehen im Rollersharing eine gute Alternative zum Auto, um sich in größeren Städten fortzubewegen. "Wenn es ein ideales Fahrzeug für den E-Antrieb im Sharingmodus gibt, dann ist es der Motorroller", sagt Andreas Knie, Verkehrsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin. "Er ist bezahlbar, die Akkus können einfach getauscht werden und sind groß genug für eine ordentliche Reichweite." Der Roller schließe damit die Lücke zwischen Fahrrad und Auto, so Knie.

Coup war mit den schwarz-grünen Rollern 2016 gestartet. Seitdem ist der Markt immer umkämpfter: Nach einer Recherche des Berliner Konkurrenten Unu ist die Zahl der Elektro-Roller allein in Deutschland in diesem Jahr um rund die Hälfte auf knapp 4200 Fahrzeuge gewachsen. Demnach registrierten die Betreiber pro Scooter 8-10 Mieten pro Tag, die jeweilige Mietdauer liegt bei ungefähr 15-20 Minuten.

In Deutschland bleibt als großer Anbieter nur noch der Konkurrent Emmy übrig. Dessen rote Elektroroller fahren derzeit in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Wien. Allerdings hatte der Anbieter zuletzt in Hamburg sämtliche Roller von der Straße genommen. Als Grund gibt das Unternehmen einen Brand in einer Lagerhalle  an, in der die Akkus der Emmy-Roller lagerten.

Was mit den ausgemusterten Coup-Rollern jetzt passiert, ist derzeit noch unklar. Einen Verkauf an Privatkunden, wie zuletzt beim bankrotten Bikesharing-Anbieter Obike, zieht Coup nicht in Betracht. "Wir können keine Coup-E-Scooter an Endkunden in Europa verkaufen, da es keine Lade-Infrastruktur wie beispielsweise in Taiwan gibt", schreibt das Unternehmen auf dem Nachrichtendienst Twitter.

cfr/dpa
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