Streetscooter Elektrisches Postauto ist mit giftigem Schwermetall belastet

Der strombetriebene Vorzeigetransporter der Deutschen Post trägt ein hässliches Geheimnis in sich: Cadmium. Das Schwermetall sitzt in einem Hochvoltladegerät. Das Unternehmen findet das offenbar nicht weiter schlimm.
Streetscooter der Post in Rostock

Streetscooter der Post in Rostock

Foto: Bernd Wüstneck/ dpa

Lange Zeit schien es so, als hätte die stolze deutsche Autoindustrie die elektronische Revolution in der Antriebstechnik verschlafen. Schlimmer noch: Ein kleines Start-up aus Aachen führte die Konzerne auch noch vor: mit einem praktischen, umweltfreundlichen Transporter, dessen Kraft aus einer Batterie stammt, den Streetscooter. Die Deutsche Post stieg bei der Firma ein und machte daraus einen Imagecoup für sich. Schnell sprang die Bundesregierung mit auf - und präsentierte das klimafreundliche Gefährt, wo sie nur konnte.

Doch jetzt bekommt die Erfolgsgeschichte ein nicht ganz so glänzendes Kapitel hinzugefügt. In dem Pakettransporter stecken nach Informationen des SPIEGEL giftige Schwermetalle: Nach einem Bauteil mit hohem Bleigehalt stießen die Zulassungsbehörden auf ein Hochvoltladegerät, das Cadmium enthält. Die Konzentration ist so hoch, dass eine normale Typgenehmigung des Streetscooters nicht möglich ist. Bislang hatte die Post die Zulassung einer sogenannten Kleinserie mit 2000 Scootern beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) veranlasst; verschiedene Bundesländer erteilten zudem Einzelgenehmigungen.

In beiden Verfahren muss der Hersteller nicht nachweisen, dass keine unzulässigen Schwermetalle verbaut sind. In der Bundesregierung ist man irritiert darüber, dass die entsprechenden Bauteile verwendet wurden. Ein Sprecher der Post erklärte, man halte sich bei den Streetscooter-Elektrofahrzeugen an "die gesetzlichen Anforderungen". Bei dem cadmiumhaltigen Ladegerät handelt es sich um das gleiche Bauteil, das auch in 124.000 Elektroautos aus dem VW-Konzern verbaut ist. Hier wird das KBA nach SPIEGEL-Informationen wohl einen amtlichen Rückruf anordnen.

Cadmium wurde lange Zeit wegen seiner Eigenschaft unter anderem als leicht formbares Metall als Legierung verwendet. Auch in Speziallacken war es untergemischt. Doch die EU-Kommission hat die Verwendung von Cadmium in den allermeisten Fällen verboten. Denn das Metall ist sehr giftig und steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Es sammelt sich im Organismus an und kann so zu einer schleichenden Vergiftung führen. Entsprechend der EU-Verordnungen wurde Cadmium auch in die deutsche Altfahrzeugverordnung als ein Stoff aufgenommen, der in Fahrzeugen ab einer bestimmten Konzentration nicht verwendet werden darf.

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