
Scheinwerfer-Design bei Autos: Der helle Wahnsinn
Licht-Design von Autos Total verstrahlt
Es gab Zeiten im Autobau, da klafften in den Rohkarosserien vorn und hinten je zwei runde Löcher - und da wurden dann die Scheinwerfer reinmontiert. Aber simpel war gestern. Um ein Automodell unverwechselbar zu machen, setzten die Hersteller heute auf ein immer ausgefalleneres Design der Lampen. Die Heck- und Frontleuchten nehmen mittlerweile sogar Formen an, für die es noch gar keine Bezeichnung gibt.
Designer sprechen in diesem Zusammenhang also gerne vom "stechenden Blick", von den "Adleraugen" oder den "markanten Lichtakzenten", wenn sie die Scheinwerfer eines neuen Autos beschreiben. Und auch am Heck ist eine bestimmte Leuchtgrafik erwünscht, an der man idealerweise sogar in der Dunkelheit das Modell erkennt.
Als Trendsetter gilt in dieser Hinsicht BMW, sagt Lutz Fügener, Professor für Automobildesign an der Hochschule Pforzheim. "Seit die Bayern die sogenannten Angel-Eyes eingeführt haben, versuchen alle Hersteller, ein typisches, bei Nacht identifizierbares Leuchtenbild zu schaffen."
Wirkungsvoll und preiswert
Bei manchen Autobauern beschäftigen sich deshalb einige Designer mit nichts anderem als der Gestaltung von Scheinwerfern. Das kann durchaus effizient sein, erläutert Fügener. Wenn ein Modell zum Beispiel durch ein sogenanntes Facelift aufgefrischt werden soll, sind Retuschen an den Leuchten ein beliebter Kniff. Anders als bei einer Veränderung der Karosserie sind dazu nämlich keine aufwendigen und teuren Modifikationen am Presswerkzeug nötig.
Hinzu kommt, dass sich durch gelungene Leuchten wirkungsvolle Effekte erzielen lassen. Kein Wunder: "Bei Autos stehen die Lichter im Fokus unserer Wahrnehmung", sagt Fügener, "im sogenannten Fahrzeuggesicht sind sie die Augen." Und welchen Eindruck schöne Augen auf Menschen machen können, weiß wohl jeder aus eigener Erfahrung.
Der Trend zu immer detaillierteren und aufwendiger gestalteten Leuchtkörpern am Auto ist ungebrochen; das wird auch bei einem Bummel über den Autosalon in Genf deutlich. Kaum ein Modell kommt mehr ohne Design-Gimmicks an den Scheinwerfern aus. Während sich die Fahrzeuge generell immer ähnlicher werden und es kaum noch wirklich frische Formsprachen gibt, scheinen sich die Gestalter bei den Lampen noch austoben zu dürfen.
Ist das nun schick oder überflüssiger Manierismus? Aus technischer Sicht jedenfalls wären weder große noch auffällige Scheinwerfer notwendig. Im Gegenteil: Gerade die LED-Technologie erlaubt kleine, dezente und im ausgeschalteten Zustand nahezu unsichtbare Leuchten. Ein scheinbar scheinwerferloses Auto - das wäre vielleicht wirklich mal was Neues.
In dieser Bildergalerie sind die auffälligsten Scheinwerfer-Designs des Genfer Auto-Salons zu sehen.