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Dienstwagen-Check: Diese Mächtigen sehen Rot

Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Politiker-Dienstwagen CSU-Politiker fahren die übelsten Dreckschleudern

Welche Spitzenpolitiker achten auf die Klimabilanz ihrer Autos? Die Deutsche Umwelthilfe hat den Kohlendioxidausstoß von Dienstwagen in Bund und Ländern überprüft. Die schlechtesten Vorbilder hat sie erneut in Bayern gefunden.

Hamburg - Wenn es um die Wahl von möglichst umweltverträglichen Dienstlimousinen geht, schneiden die Mitglieder der bayerischen Staatsregierung und der CSU mal wieder miserabel ab. Das geht aus dem Dienstwagencheck der Deutschen Umwelthilfe  (DUH) hervor. Der Verein vergleicht jährlich die Autos von Bundesministern, Landesegierungschefs, Umweltministern der Länder sowie von Staatssekretären auf deren CO2-Emission.

Dabei verteilt die DUH Grüne Karten an Politiker, deren Dienstwagen den seit 2012 in der EU geltenden CO2-Grenzwert von 130 Gramm pro Kilometer einhalten. Die Rote Karte erhalten Fahrzeuge, die diesen Wert um 35 Prozent übersteigen. Die Umweltschützer analysierten die Autos von insgesamt 229 Spitzenpolitikern. Das Ergebnis: Üppige Motorisierung und große Autos stehen nach wie vor hoch im Kurs der Politiker - 42-mal gab es Grüne und 14-mal Rote Karten - der Rest landete im Mittelfeld und erhält damit von der DUH die Gelbe Karte. Gleich sechs Ministerpräsidenten kassieren Rot, bei den Regierungsmitgliedern halten nicht einmal die Umweltministerin oder der Gesundheitsminister mit ihren Autos den EU-Grenzwert ein.

Der Überblick:

  • Bundesminister: Der Dienstwagen von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ist vom Modell her identisch mit dem des Entwicklungshilfeministers Gerd Müller (CSU). Beide fahren einen Audi A8 3.0 TDI Quattro mit einem Ausstoß von 155 Gramm CO2 pro Kilometer - Spitzenwert in der Bundesregierung, dennoch nur die Gelbe Karte. Grün schafft kein Dienstwagen der DUH-Analyse. Den schlechtesten Wert erzielt Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), dessen BMW 750Ld xDrive 169 Gramm CO2 pro Kilometer in Luft bläst. Knapp besser, aber dennoch nur Vorletzter: Parteikollege und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit seinem BMW 530d xDrive Gran Turismo und einem Ausstoß von 163 Gramm CO2 pro Kilometer.

  • Staatssekretäre: Bei den Staatssekretären liegen die Werte weit auseinander, hier gab es einmal die Rote Karte, dafür neunmal die Grüne. Umweltministerin Hendricks kann sich ein Beispiel an ihrem Staatssekretär Gunter Adler (SPD) nehmen, der mit seinem Mercedes E300 BlueTec Hybrid einen Dienstwagen mit geringem Ausstoß hat (109 Gramm CO2 pro Kilometer). Die einzige Rote Karte kassierte der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) aus dem Verkehrsministerium: Er fährt einen VW Phaeton V6 TDI 4motion mit einem Emissionswert von 224 Gramm CO2 pro Kilometer.

  • Landesminister: Von den 16 Länderchefs fährt der DUH zufolge nur Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD) einen Dienstwagen, der den EU- Grenzwert einhält. Sein Mercedes-Benz E250 BlueTec stößt demnach 118 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Verschlechtert hat sich ausgerechnet Baden-Württembergs Landeschef, der Grüne Winfried Kretschmann. Hatte sein Dienstwagen im Vorjahr noch den EU-Grenzwert unterboten, vergibt die DUH für seinen Mercedes-Benz S500 Plug-in-Hybrid dieses Jahr die Gelbe Karte. Zwar liegen die Herstellerangaben mit 65 Gramm CO2 pro Kilometer deutlich unter dem EU-Grenzwert, jedoch hat die DUH bei den Hybridautos den CO2-Ausstoß des deutschen Strommix von 2013 zugrunde gelegt und kommt somit auf 140 Gramm CO2 pro Kilometer. In den Ländern Hamburg und Rheinland-Pfalz erreichen die Regierungsmitglieder mit ihren Dienstwagen einen Schnitt von 114 und 124 Gramm CO2 pro Kilometer, dort kommen zum Beispiel der Opel Insignia 2.0 CDTI Limousine ecoFlex und der Mercedes-Benz E300 BlueTec Hybrid zum Einsatz. In Bayern blasen die Landespolitiker dagegen durchschnittlich 176 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft - laut DUH der klimaschädlichste Wert aller Bundesländer. Der Audi A8L 4.2 TDI Quattro von Horst Seehofer (CSU) stößt beispielsweise 197 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Aber auch andere Landeschefs sind nicht besser: Volker Bouffier (CDU), Stanislaw Tillich (CDU), Hannelore Kraft (SPD), Stephan Weil (SPD) und Michael Müller (SPD) erhalten ebenfalls die rote Karte.

  • Umweltminister der Länder: Wenn schon nicht die Regierungschefs glänzen, dann doch zumindest die Umweltminister - sollte man meinen. Aber nur die Hälfte von ihnen bekommt die Grüne Karte. Den Spitzenplatz belegt Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen). Er begnügt sich mit einer im Vergleich zu seinen Landeskollegen recht bescheidenen Audi A3 Limousine 1.6 TDI - mit einem Ausstoß von 102 Gramm CO2 pro Kilometer . Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) hingegen fährt mit ihrem Audi A8L 3.0 TDI Quattro den unsaubersten Dienstwagen: 158 Gramm CO2 pro Kilometer.

  • Parteien auf Landesebene: Die Grünen zeigen sich laut der DUH-Untersuchung vorbildlich und erhalten mit 125 Gramm CO2 pro Kilometer die Grüne Karte. Es folgt Die Linke mit 151 Gramm CO2 pro Kilometer und die SPD mit 157 Gramm CO2 pro Kilometer. Die CDU unterbietet den Vorjahreswert mit 164 Gramm CO2 pro Kilometer leicht. Das Schlusslicht im Klimaschutz bilden laut der Studie wie in den Vorjahren die Spitzenpolitiker der CSU mit 181 Gramm CO2 pro Kilometer.

  • Die Sparsamsten: Dieses Jahr teilen sich vier Landesminister die Auszeichnung für den umweltfreundlichsten Dienstwagen. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) fährt mit seinem VW Jetta Hybrid 1.4 TSI Hybrid am saubersten: 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Ihm folgt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), sein Mercedes-Benz E300 BlueTec Hybrid kommt auf 99 Gramm CO2 pro Kilometer. Genauso viel wie laut DUH die Dienstwagen der beiden Ministerinnen aus Rheinland-Pfalz, Eveline Lemke und Irene Alt (beide Bündnis 90/Die Grünen), ausstoßen. Die Wagen ihrer Wahl: Jeweils ein Opel Insignia 2.0 CDTI ecoFlex.

Die besonders geschützten Fahrzeuge der Bundeskanzlerin, der Verteidigungsministerin, des Finanz-, Innen- und Außenministers sowie des Bundespräsidenten hat die DUH wie in den Vorjahren nicht gewertet.

smh
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