Dodge Journey Familienkutsche für Rabauken
Auch Desperados werden mitunter Familienväter. Und welches Auto, so hat sich der auf diese Klientel spezialisierte US-Autobauer Dodge offenbar gefragt, sollen solche Menschen dann kaufen? Vorher fuhren sie vielleicht die hauseigenen Modelle Caliber, Nitro oder Avenger, weil ihnen die europäischen Konkurrenten zu brav und spießig waren. Und dann? Wenn plötzlich Platz für den Babysitz benötigt wurde oder gar ein Kinderbett eingeladen werden musste, hatte Dodge nichts Passendes mehr im Portfolio. Das wird sich ändern.
Als viertes Modell ihrer Exportflotte bringt die vorlauteste und frechste Marke der Chrysler Group jetzt das Modell Journey auf den Weg. Und weil die Amerikaner mit dem Widderkopf im Logo seit zwei Jahren dabei sind, die Welt zu erobern und sich ein wenig vom Stammmarkt USA zu lösen, feiert das Modell nicht etwa in Los Angeles oder Detroit Weltpremiere, sondern auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. An den Start geht das Auto hierzulande zu einem geschätzten Einstiegspreis von knapp 25.000 Euro aber erst im kommenden Sommer.
Ganz im Stil der Zeit preist Dodge den Journey als sogenanntes Crossover-Fahrzeug an, in dem das Beste aus mehreren Autosparten vereint werden soll. Was Verkaufschef Michael Manley als "Komplett-Paket" aus "zweckmäßiger Vielseitigkeit und kühnem, jugendlichen Styling" bejubelt, ist eigentlich nur ein Van mit abgesenktem Dach und angehobener Bodenplatte. Dadurch erinnert die Optik eher an Freiheit und Abenteuer denn an Spielwarenladen und Kindergarten. Klar, dass der Wagen die typisch bullige Front mit dem Fadenkreuz-Kühlergrill vor der stark konturierten Haube trägt. Außerdem steht der Journey, eine Novität bei Vans, ab Werk auf 19-Zoll-Rädern. Dazu gibt es etwas mehr Bodenfreiheit, ein geriffeltes Dach und ein nur mäßig gebeugtes Heck. So schlagen die Amerikaner die Brücke zwischen den biedereren Chrysler-Modellen Pacifica und Voyager auf der einen und dem hart gesottenen Jeep Commander auf der anderen Seite.
Keine technische Verwandtschaft mit Mercedes
Der Journey basiert auf der Plattform von Chrysler Sebring und Dodge Avenger, die im Radstand um zwölf Zentimeter auf 2,89 Meter gestreckt wurden. Bei dann insgesamt 4,89 Metern Länge und 1,70 Metern Höhe bietet der Wagen Platz für bis zu drei Sitzreihen, die wie im Theater nach hinten ansteigen und so jedem den freien Blick zum Horizont ermöglichen sollen. Und wie anderswo auch, können die hinteren Plätze ein gutes Stück weit verschoben und in der Neigung der Lehne verstellt oder ganz umgeklappt werden, um den Stauraum zu vergrößern.
Die Kraft für die große Reise steuern im Journey für das Export-Programm zunächst drei Motoren bei. Für die Otto-Fraktion gibt es wahlweise den 2,4 Liter großen Vierzylinder mit 173 PS oder den V6-Motor mit 2,7 Liter Hubraum und 186 PS. Und mit Rücksicht auf die europäischen Tanksitten montiert Dodge auch in der vierten Baureihe den bei VW eingekauften Diesel mit zwei Litern Hubraum und 140 PS, mit dem der Verbrauch auf unamerikanische sieben Liter sinkt. In den USA verkauft Dodge zudem eine Flexfuel-Version, die auch mit Bio-Ethanol betrieben werden kann, sowie einen zweiten V6 mit 3,5 Litern und sportlichen 235 PS, den es auf Wunsch auch mit Allradantrieb gibt.
Altbekannte Motoren, aber neue Getriebe
Die Motoren sind allesamt bekannt. Neu dagegen sind die Getriebe, mit denen Dodge endlich zum Stand der Technik aufschließt. Erstmals gibt es außer der antiquierten Vierstufen-Automatik für den Vierzylinder zumindest für den großen V6 auch eine Version mit sechs Fahrstufen. Und für das Dieselmodell dürfen die Amerikaner als Option sogar das hochgelobte DSG-Getriebe mit Doppelkupplung aus dem Wolfsburger-VW-Konzernregal einbauen.
Wie immer bei Dodge gibt es auch für den Journey ein paar ungewöhnliche Detaillösungen, die sonst noch keiner bietet. Außer einem Wendeboden mit eingebauter Stütztechnik für Einkaufstaschen, beleuchteten Cup-Holdern, einer Rückfahrkamera, der digitalen Musikbox im Navigationssystem sowie verstellbaren LED-Leseleuchten oder einer herausnehmbaren Taschenlampe sind das diesmal vor allem der sogenannte Kinderbetreuungssitz, mit dem der Nachwuchs im Fond näher an den Fahrer rückt, sowie die beiden auswaschbaren Staufächer hinter den Vordersitzen, die Dodge - mit Eis befüllt - als praktische Kühlboxen empfiehlt. Politisch korrekt werden darin im Familienverkehr nur Milchflaschen und Softdrinks gelagert. Doch wo Fanta, Sprite und Orangensaft kalt bleiben, wird auch das Bier nicht warm.