SPON-Umfrage Mehrheit lehnt E-Roller auf Fußwegen ab

Firmen wollen deutsche Städte mit elektrischen Stehrollern fluten, die Bundesregierung will dafür auch Gehwege freigeben. Einer SPIEGEL-ONLINE-Umfrage zufolge stößt das auf Widerstand in der Bevölkerung.
Elektrostehroller: "Echte zusätzliche Alternative zum Auto"

Elektrostehroller: "Echte zusätzliche Alternative zum Auto"

Foto: Getty Images/ E+

Andreas Scheuer ist ein Fan von Elektroscootern. "E-Roller haben ein enormes Zukunftspotenzial", sagt der Bundesverkehrsminister. "Zusammen mit dem ÖPNV sind sie eine echte zusätzliche Alternative zum Auto." Mit den Flitzern, so ist der CSU-Politiker überzeugt, "ebnen wir den Weg für die Mobilität der Zukunft".

Dass Scheuer zumindest für langsamere Roller auch den Gehweg freigeben will, sieht die Mehrheit der Bevölkerung jedoch kritisch. Etwa 58 Prozent lehnen das Vorhaben ab, wie eine repräsentative Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey für SPIEGEL ONLINE ergeben hat. Nur gut 33 Prozent zeigen sich dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen. Der Rest gibt sich unentschieden.

In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung eine Verordnung beschlossen, nach der Roller, die bis 20 km/h schaffen, auf Radweg und Straße fahren sollen. Scooter mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h dürfen demnach auf dem Fußweg unterwegs sein.

Dazu gab es bereits Kritik aus den Bundesländern, die im Bundesrat Mitte Mai über die Rollerverordnung abstimmen. Die Gefährte "gehören nicht auf Gehwege", sagte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Aus Bremen kamen ebenfalls Widerworte: "Konflikte mit Fußgängern sind auch angesichts der Geräuscharmut der E-Roller programmiert", erklärte der Bremer Verkehrssenator Joachim Lohne (Grüne). "Die Gehwege sind die rote Linie." Unfallforscher äußerten sich ebenfalls skeptisch.

Die Ergebnisse der SPON-Umfrage zeigen aber auch: Es gibt offenbar keine Lösung für das Problem, die den überwiegenden Teil der Bevölkerung zufriedenstellt. Am meisten Zustimmung bekommt noch der Vorschlag, dass sowohl langsame als auch schnelle Elektrostehroller "nur auf Radwegen" fahren dürfen (jeweils etwa 35 Prozent).

Allerdings gibt es an vielen Straßen gar keinen Radweg. Bei einer solchen Regelung wäre es daher praktisch unmöglich, die Flitzer zu benutzen. Das wiederum wollen die meisten wohl auch nicht - denn eine überwältigende Mehrheit der Befragten steht den Rollern aufgeschlossen gegenüber: Nur etwa zehn Prozent verlangen, dass die Roller "gar nicht erlaubt" werden.

Weil auch die meisten Politiker die Roller legalisieren wollen, werden sich die Länder im Bundesrat vermutlich bei Scheuers Verordnung nicht querstellen. Denn sollte die Verordnung in wesentlichen Punkten geändert werden, muss Deutschland sie erneut bei der EU-Kommission in Brüssel prüfen lassen. Der Zeitplan, die Roller noch vor der Sommerpause in die Städte zu lassen, wäre kaum noch zu halten.

Es habe "leichte Differenzen" darüber gegeben, wo die E-Scooter fahren sollen, sagte die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) nach der Verkehrsministerkonferenz Anfang April in Saarbrücken. Es gebe aber Einigkeit darüber, sich nicht hinter Bürokratie zu "verschanzen" - entscheidend sei, den Weg frei zu machen.

Wer steckt hinter Civey-Umfragen?

An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Zur Erhebung seiner repräsentativen Umfragen schaltet die Software des 2015 gegründeten Unternehmens Websites zu einem deutschlandweiten Umfragenetzwerk zusammen. Neben SPIEGEL ONLINE gehören unter anderem auch der "Tagesspiegel", "Welt", "Wirtschaftswoche" und "Rheinische Post" dazu. Civey wurde durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.

nis
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