
Elektrisches Papamobil: Abgasfrei durch den Vatikan
Elektrisches Papa-Mobil Der Papst will abgasfrei fahren
Wenn der Papst von Umweltschutz spricht, hat das gleich einen ganz anderen Klang. "Bewahrung der Schöpfung" lautet die entsprechende Formulierung - und der Vatikan geht mit gutem Beispiel voran. Schon seit zwei Jahren sitzt auf dem Dach der großen Audienzhalle eine Photovoltaik-Anlage, die Solarstrom für Auditorium und Cafeteria liefert. Und seit kurzem denkt der Heilige Vater sogar an ein elektrisch angetriebenes Papamobil. Das zumindest berichtet die "Washington Post" und andere US-Medien unter Berufung auf Kardinal Giovanni Lajolo. "Das wäre eine eindrucksvolle Demonstration, ein Zeichen für die ökologische Orientierung von Benedikt XVI.", sagte der Kirchenmann, der als Präsident des Governatorats der Vatikanstadt die weltlichen Dinge des Stadtstaates regelt. "Wenn jemand ein funktionierendes, effizientes und standesgemäßes Elektroauto anbieten könnte, würde es der Vatikan es nehmen."
"Die Idee von einem solarbetriebenen, elektrischen Papa-Mobil ist gar nicht neu", sagt Milan Nitzschke, der Sprecher der Bonner Firma Solar-World, von der die Photovoltaik-Anlage im Vatikan stammt. "Zum ersten Mal kam der Wunsch bereits vor zwei Jahren auf, als wir die Anlage in Betrieb genommen haben", berichtet Nitzschke. Dass Kardinal Lajolo die Idee nun bei der Vorstellung eines Buches über die Solar-Projekte des Heiligen Stuhls erneut aufgriff, kam für Nitzschke jedoch überraschend. "Offensichtlich ist es dem Vatikan ernst mit der Elektroauto-Idee."
Lajolo hätte das Fahrzeug am liebsten gleich bei Solar-World bestellt. "Das ist des Guten dann doch etwas zu viel", bremst Firmenchef Frank Asbeck, "wir stellen Solarstromanlagen her, keine Autos." Immerhin gäbe es im Vatikan ausreichend grünen Strom, um ein E-Mobil wirklich CO2-neutral zu betreiben. "Die von uns installierte Anlage liefert 200 Kilowatt, da kann man neben dem Auditorium leicht noch ein paar Elektroautos mit umweltfreundlicher Solarenergie versorgen", sagt Asbeck.
Bevor der Papst tatsächlich durch den Vatikan stromern kann, müssen nach dem Bericht der "Washington Post" erst einmal Sicherheitsbedenken ausgeräumt werden. Denn die Personenschützer fürchten um die mangelnde Beschleunigung eines päpstlichen Prunkwagens, der mit Panzerung, schusssicheren Scheiben und den entsprechenden Batterien wohl mindestens vier Tonnen wiegen würde. Andererseits ist es gerade die Spurtstärke, die Elektrofahrzeuge auszeichnet. Schwieriger könnte da schon die Reichweite werden, die in einem derartigen Wagen bei flotter Fahrt kaum über 50 Kilometer liegen würde. Womöglich wäre Benedikt schon mit einem Plug-In-Hybrid-Auto geholfen, wie es Mercedes auf Basis der nächsten S-Klasse plant. Damit könnte der Papst dann bis zu 30 Kilometer rein elektrisch fahren - erst dann würde der Benzinmotor anspringen.
Die aktuelle vatikanische Flotte besteht aus Spritschluckern
Dass ihm an einem sauberen Dienstwagen gelegen ist, kann man dem Heiligen Vater kaum verdenken. Denn sonderlich sparsam ist seine aktuelle Flotte nicht: Seit 2007 paradiert der Papst in einem umgebauten Mercedes G 500 Cabrio über den Petersplatz, das schon ohne Panzerung und Spezialausstattung im Schnitt 14,7 Liter schluckt. Auch die gepanzerte Mercedes S-Klasse oder der Mercedes ML mit einem Aufbau aus schusssicherem Glas dürften kaum sparsamer sein.
Beim Hoflieferanten in Stuttgart stößt der Wunsch des Papstes auf offene Ohren. Das Unternehmen, das den Vatikan bereits 1930 mit dem Typ "Nürburg" für Papst Pius XI. belieferte, würde die Herausforderung eines Elektrofahrzeugs durchaus annehmen, heißt es in Stuttgart. "Warum sollte uns die Elektrifizierung eines Fahrzeugs im Einzelfall nicht auch mit einem unserer Geländewagen gelingen", sagt Entwicklungsvorstand Thomas Weber. "Wir finden die Idee eines elektrischen Papa-Mobils faszinierend und setzen uns für diese Projekt gerne mit dem Vatikan zusammen. Erste Ideen haben wir bereits."