Elektroautos Die Gebrauchtwagen-Schnäppchen aus Frankreich

Renault Zoe: "Deutsche Neuwagenverkäufer drehen bei so etwas durch"
Foto: RenaultAls Leiter des Tourismusverbandes Naturpark Altmühltal fühlt sich Christoph Würflein der Umwelt verbunden. Da war es naheliegend, dass sein nächstes Auto ein Elektrofahrzeug sein sollte. Doch zu seiner Überraschung rieten ihm zwei Volkswagen-Händler von E-Up und E-Golf ab. Stattdessen wollten sie ihn von einem Auto mit Verbrennungsmotor überzeugen. "Ich habe dort mein blaues Wunder erlebt", erinnert sich Würflein.
Enttäuscht suchte er im Internet nach Fahrzeugen. Und stellte schnell fest, dass es die attraktivsten Angebote in Frankreich gibt - auch dank der dortigen üppigen Kaufprämie für Elektroautos. "Ich habe meine Frau am Telefon vorgeschickt, die spricht besser Französisch", erinnert sich Würflein an den Kauf seines Renault Zoe. Bei einem Händler im Elsass handelte er schließlich selbst und auf Deutsch den Kaufpreis seines jungen Gebrauchten mit wenigen Tausend Kilometern auf dem Tacho aus: 16.000 statt etwa 21.000 Euro für einen Neuwagen in Deutschland.
Immer wieder finden französische Elektroautos auf diese Weise den Weg nach Deutschland. So kommen auch deutsche Kunden schon jetzt mittelbar in den Genuss eines staatlichen Rabatts - obwohl die deutsche Regierung bisher kein Geld lockermacht.
Laxe Klausel ermöglicht raschen Weiterverkauf
An der deutsch-französischen Grenze scheiden sich zwei Elektroauto-Philosophien. Während in Berlin viele - vor allem konservative - Stimmen vor Mitnahmeeffekten und hohen Kosten einer Kaufprämie warnen, hat Frankreich schon vor Jahren Fakten geschaffen - wie zahlreiche andere Länder auch.
Wer im westlichen Nachbarland Frankreich ein Elektroauto kauft, bekommt vom Staat derzeit einen Zuschuss von 6300 Euro. Wer zusätzlich ein Dieselfahrzeug verschrotten lässt, erhält weitere 3700 Euro. Die hohe Prämie zeitigt erste, wenngleich bescheidene Erfolge. Der Anteil von Elektroautos an allen Pkw-Verkäufen betrug 2015 etwa 1,4 Prozent. In Deutschland lag er bei 0,75 Prozent.
Wie viele Fahrzeuge auf diese Weise und mit gütiger (Export-) Hilfe des französischen Staates ihren Weg nach Deutschland gefunden haben, lässt sich nicht klar ermitteln. Auf Internetportalen werden aber ständig eine Vielzahl von Elektroautos aus Frankreich oder über deutsche Partnerhändler angeboten.
Mitunter lassen Inserenten sogar durchblicken, dass sie sich immer wieder neue Elektroautos zulegen, um sie nach etwa einem Jahr weiter zu verkaufen. Möglich macht es eine lasche Klausel im französischen Energiegesetz. Der Halter muss sein subventioniertes Elektroauto lediglich sechs Monate und mindestens 6000 Kilometer gefahren sein, bevor er es weiterveräußern und die Prämie behalten darf.
Renault gibt 5000 Euro Rabatt
"Die deutschen Neuwagenverkäufer drehen bei so etwas durch", sagt der Mitarbeiter eines norddeutschen Autohändlers gegenüber manager-magazin.de. "Die wollen nicht, dass gebrauchte Wagen auf diesem Weg nach Deutschland gelangen." Schließlich müssten sie selbst hohe Rabatte einräumen, damit Neuwagen mit den Billigimporten noch mithalten können.
Mancher Hersteller hat inzwischen bereits Gegenmaßnahmen ergriffen. So gewährt Renault in Deutschland nun pauschal 5000 Euro Nachlass auf den Zoe. So profitieren deutsche Kunden daher weiter von der französischen Prämie - zumindest indirekt. Einen Zusammenhang des Rabatts mit Billigimporten aus Frankreich bestreitet Renault allerdings: "Es ging Renault allein um Absatzförderung", teilte eine Unternehmens-Sprecherin gegenüber manager-magazin.de mit.
In Frankreich zahlt der Staat, in Deutschland der Hersteller
Klar ist so oder so: Elektroautos lassen sich derzeit nur mit hohen Nachlässen einigermaßen verkaufen. Pikant ist dabei, dass Renault den deutschen 5000-Euro-Elektroauto-Rabatt in Frankreich nicht gewährt. Dort fühlt sich ja bereits der Staat verantwortlich.
Das ist Wasser auf die Mühlen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der vor Mitnahmeeffekte bei einer Elektroauto-Kaufprämie warnt. Diese gibt es offensichtlich - aber weniger bei den Kunden als bei den Herstellern.
Würflein hat bei seinem Elektroauto-Kauf vor zwei Jahren jedenfalls Geld gespart - dafür aber auch gewisse Strapazen auf sich genommen. Auf der rund 400 Kilometer langen Überführungsfahrt aus dem Elsass nach Bayern hat der Naturpark-Manager gleich die Mühen der Elektromobilisten kennengelernt, kaputte Ladesäulen an der Autobahn inklusive. "Ich habe mich nach Hause gezittert." Über sein vergleichsweise günstiges Auto freut er sich aber noch heute.