Fahrrad-Trends 2011 Tagfahrlicht, E-Bikes und gemuffte Stahlrahmen

Elektroantrieb, Ledersattel oder filigraner Rahmen? Auf der Fahrradmesse Eurobike zeigen die Hersteller, was 2011 in die Geschäfte kommt. Bunt geht es zu, ein bisschen retro und technisch immer raffinierter. SPIEGEL ONLINE zeigt einige Höhepunkte der Messe.

Bei Autos gibt es Tagfahrlicht schon länger. Jetzt gibt es das auch für Radfahrer, denn der deutsche Beleuchtungsspezialist Busch und Müller hat eigens ein Tagfahrlicht für Fahrräder entwickelt. Wie bei Pkw auch besteht es aus einer Reihe von LEDs und soll die Sicherheit der Radler erhöhen.

Die neue Vorderlampe ist nur eines von vielen neuen Produkten, die in dieser Woche auf der weltgrößten Fahrradmesse Eurobike in Friedrichshafen vorgestellt werden. Es geht um die Trends für das Jahr 2011. Denn 2010 ist aus Sicht der Hersteller und Händler schon so gut wie gelaufen. Der Verkauf von Drahteseln ist ein Saisongeschäft, das im Frühjahr und Sommer stattfindet. Und so blickt die Branche schon jetzt ins nächste Jahr.

E-Bikes nehmen auf der Messe immer mehr Raum ein. Kein Wunder: Das Geschäft mit den akkugetriebenen Zweirädern boomt. Auf der Eurobike sind jedoch nicht nur die gängigen Cityräder mit Antriebsunterstützung ausgestellt, sondern immer öfter auch sportliche Tourenflitzer oder Mountainbikes. Und selbst Lastenfahrräder fahren mittlerweile mit Strom. Da dürfte manch voll bepackter Postbote neidisch werden.

Nicht zu übersehen ist in Friedrichshafen zudem, dass die Retrowelle weiter rollt. Ledersättel, Ledergriffe, Rahmengeometrien wie vor 50 Jahren - Nostalgie geht immer - besonders bei Fahrrädern. Wobei natürlich trotzdem moderne Schaltungen, Bremsen und Lampen zum Einsatz kommen.

Auch beim Thema Sicherheit gibt es interessante Neuerungen. Etwa besonders auffällige Helme mit integriertem Rücklicht oder ein Rücklicht, das nicht punktförmig ist, sondern ein Leuchtstreifen.

Einen Überblick über neue Räder und trendiges Zubehör finden Sie hier:

Opernkompatibel: Die Handtasche fürs Rad

Foto: pd-f/ Abus

Müssen Fahrradtaschen unbedingt aussehen wie Fahrradtaschen? Abus zeigt, dass es auch anders geht. Die neue Handtasche macht nicht nur am Rad eine gute Figur, sondern dank verdeckter Klickfix-Adapter auch in der Oper oder an der Bar. Angeboten wird das 65 Euro teure Täschchen in den Farben Violett, Schwarz, Beige/Aqua und Beige Coral. Ein Schultergurt wird ebenso mitgeliefert wie eine aufrollbare Einkaufstasche. Das Material ist laut Hersteller strapazierfähig und wasserabweisend. Nur der Name der Handtasche irritiert: "ST 9500 KF" klingt eher nach Inbusschraube als nach trendigem Handschmeichler.

Stählerne Tradition: Hercules Alassio

Hercules Alessio

Hercules Alessio

Foto: hercules-bikes.de

Hercules feiert sein 125-jähriges Firmenjubiläum - und baut aus diesem Anlass das "Alassio". Klassisch elegant gleich einem dunklen Herrenanzug kommt das 1550 Euro teure Rad daher. Der Stahlrahmen ist wie anno dazumal gemufft und mattschwarz lackiert. Bei der Ausstattung setzt Hercules aber ganz auf die Moderne: Shimano-Deore-Gruppe, Nabendynamo und extra helle LED-Lampen. Fünf Rahmenhöhen von 48 bis 61 Zentimeter stehen zu Auswahl, das Gewicht liegt bei 13,1 Kilogramm.

Stylisch: Bunte Schlappen für Fixie und Rennrad

Foto: pd-f/ Schwalbe

Der Durano ist ein Klassiker unter den Rennradreifen. Künftig bietet Hersteller Schwalbe ihn auch in den Farben Green, Creme, Brown und Black-Skin an. Die Laufleistung haben die bunten Reifen "nahezu behalten", sagt Carsten Zahn, Produktmanager der Firma. Die Faltreifen sind 235 Gramm schwer und kommen Ende 2010 zum Preis von 35 Euro in den Handel.

Rekordverdächtig: Das Zehn-Sekunden-Falttrike

Foto: Messe Friedrichshafen

HP Velotechnik hat sich mit komfortablen Liegerädern einen Namen gemacht. Die in Kleinserie hergestellten Bikes haben allerdings auch ihren Preis. Vergleichsweise günstig ist das Gekko fx, dass zudem verblüffend schnell zusammengefaltet ist. In nicht einmal zehn Sekunden bekommt man das Tourentrike auf Kofferraumgröße, nur zwei Schnellspanner müssen dabei gelöst werden. Das Gekko fx wiegt 15,8 Kilogramm und kostet 2000 Euro.

Cool: Basecap für Radler

Foto: pd-f/ Abus

Muss ein Helm wirklich sein? Darüber streiten Unfallforscher und Fahrrad-Lobbyisten. Für manchen stilbewussten Radler verbietet sich der Kopfschutz von selbst. Zu lächerlich wirken die Modelle auf dem eigenen Kopf. Mit dem Metronaut könnte sich das ändern. Dank Stoffüberzug gleicht der Helm einem Basecap. "Mit dem 'Metronaut' schaffen wir den Spagat zwischen hippem Kleidungs-Accessoire und klassischem Kopfschutz," sagt Torsten Mendel vom Hersteller Abus. Angeboten wird der Helm in drei Farbvarianten, der Preis liegt bei 80 Euro.

Für Offroader: Günstiges MTB von Haibike

Foto: haibike.de

Edition RC - das neue Einstiegs-Mountainbike von Haibike bietet alle Innovationen der vergangenen Jahre: hydraulische Scheibenbremsen, eine Rock Shox Recon Federgabel mit 100 mm Federweg, Hardtail-Alurahmen und die SLX-Schaltkomponenten von Shimano. Das Rad bringt 14,2 Kilogramm auf die Waage und kostet 1000 Euro. Es ist ab Januar in fünf Größen und in zwei Farbvarianten (Schwarz polish und Weiß/Schwarz) erhältlich.

Foto: Messe Friedrichshafen

Immer an: Das 24-Stunden-Licht

Foto: Messe Friedrichshafen

Sehen und gesehen werden - für Radler besonders wichtig. Busch und Müller stellt in Friedrichshafen ein Tagfahrlicht für Drahtesel vor. Je nach Ausführung vier bis sechs Leuchtdioden versprechen beste Sichtbarkeit. Die LEDs strahlen im Unterschied zu normalen Lampen in einem großen Winkel ab und sollen nicht blenden. Tagsüber ist die Hauptleuchte gedimmt, bei Dunkelheit erreicht sie 40 bis 60 Lux. Die Vorderlampe Licht24 kann an jedes Rad mit Nabendynamo montiert werden. Preis: ab 77 Euro.

Premiere: E-Bike-Antrieb von Bosch

Foto: Messe Friedrichshafen

In vielen Autos steckt Elektronik und Elektrotechnik von Bosch. Jetzt will der Hersteller auch auf dem Fahrradmarkt mitmischen. Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Fahrräder mit elektrischer Antriebsunterstützung verkaufen sich immer besser. Bosch arbeitet mit mehreren Fahrradherstellern zusammen, etwa mit Haibike und mit Cannondale. Die Aufnahme zeigt ein Konzept-Bike, das gemeinsam von Bosch und von Cannondale entwickelt wurde.

Foto: Messe Friedrichshafen

Hingucker: Knallrotes Stahl-Schloss

Foto: pd-f/ Abus

Diebe hergeschaut: Dieses Schloss ist zu schön zum Knacken. Das knallig rote Bordo Lite von Abus bietet ein mittleres Sicherheitslevel und ist entweder als Zylinder- oder Zahlenschloss erhältlich. Während der Fahrt steckt es in der mitgelieferten Rahmentasche. Neben Rot hat Abus auch Versionen in Weiß und Schwarz im Programm. Preis des Klapp-Diebstahlschutzes: 60 Euro. Gewicht 650 Gramm.

Lastenradler entlasten: Das Cargo-E-Bike

Foto: Messe Friedrichshafen

Einst wurden mit Fahrrädern Geschäfte und Kunden beliefert. Inzwischen erleben Lastenfahrräder eine Renaissance: Briefträger radeln schon lange, nun entdeckt sogar UPS den Drahtesel. In Köln, Hamburg, Bremen, Hannover und Bochum setzt der Kurierdienst seit kurzem dreirädrige Lastfahrräder ein. Damit das Strampeln nicht zur Qual wird, hat der Schweizer E-Bike-Spezialist Flyer ein Cargo-Rad mit elektrischer Unterstützung entwickelt. Bis zu 125 Kilogramm können beim "Cargo-Flyer" zugeladen werden. Der Motor leistet bis zu 350 Watt. Das Lastenrad ist ab Frühjahr 2011 erhältlich.

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